Apollo Vredestein auf Wachstumskurs

Reifenhandel
02.04.2019

 
Welche Weichen stellt APOLLO VREDESTEIN? Wohin geht die Reise? GF Harald Kilzer und Albert Samadian (Autohaus, Fleet, Lease) im Interview.

KFZ Wirtschaft: Herr Kilzer, Sie haben mit Vredestein bei den VRÖ-Awards den 3. Platz erreicht. Wie wichtig ist diese Auszeichnung?
Harald Kilzer: Dieser Preis ist für uns überaus wichtig, weil er ja vom Reifenfachhandel vergeben wird. Das ist gerade für die beiden Jahre 2017 und 2018 eine vortreffliche Auszeichnung, weil da eine extrem schwierige Zeit hinter uns liegt. Insofern ist dieser Award jener, der mich bisher am meisten gefreut hat. Albert Samadian: Es ist tatsächlich eine enorm wichtige Auszeichnung und stärkt die Marke.

Apollo Vredestein hat heuer bei der AutoZum nicht ausgestellt. Warum nicht?
Harald Kilzer: Eine AutoZum, die reifenlastiger wäre, wäre für uns äußerst wichtig, zumal der Zeitpunkt mit Mitte Jänner ein perfekter ist. Das ist exakt die Entscheidungsphase für den Fachhandel.

Reifenlastiger heißt: mehr Reifenhersteller als Aussteller?
Harald Kilzer:
Ja. Und wenn immer weniger Reifenhersteller präsent sind, muss sich die Reed-Messe Gedanken machen, ob sie eine reine Zubehörmesse für Werkstätten werden oder sich breiter aufstellen will. Diese Entscheidung muss die Reed-Messe treffen. Meiner Meinung nach ist das in den letzten Jahren nicht deutlich herausgekommen, dass Reifenfachhandel und -industrie forciert worden wären.

Ist der Reifentag, der immer freitags stattfindet, perfekt abgelaufen?
Harald Kilzer:
Ich denke, dass er heuer substanzieller war als in den Jahren davor. Grundsätzlich ist der Reifentag – gemeinsam mit dem Forum – eine gute Plattform, um mit Branchenkollegen in Kontakt zu kommen.

„Für uns ist essenziell, dass wir den Blickwinkel des Fachandels verstehen.“ HARALD KILZER, GF APOLLO VREDESTEIN

Wäre es möglich, dass Apollo Vredestein bei der nächsten AutoZum wieder dabei ist, oder ist das jetzt ein Abschied für immer gewesen?
Harald Kilzer:
Es sollte überdacht werden, ob die Preise für Aussteller noch in einer Relation zu den Margen stehen, die in der Reifenbranche generiert werden. Wenn die Rahmenbedingungen für uns passen, sind wir gern wieder mit dabei.

Herr Samadian, Sie sind nunmehr seit einem Dreivierteljahr bei Apollo Vredestein. Wie ist der Beginn für Sie gelaufen, nachdem Sie davor viele Jahre bei Alcar Heringrad tätig waren?
Albert Samadian:
Für mich ist das neue Betätigungsfeld überaus spannend. Das Thema „Autohaus“ ist bisher bei Apollo Vredestein ein nicht existierendes gewesen. Ich habe sozusagen bei null angefangen, und das letzte Dreivierteljahr ist sehr gut gelaufen. Das Potenzial ist in jedem Fall groß.

Herr Kilzer, Sie betonen stets, dass Sie das „beste Team“ auf dem Markt haben wollen? Wodurch zeichnet sich das aus?
Harald Kilzer:
Zurzeit ist zu konstatieren, dass Reifenhersteller versuchen, den Markt aufzukaufen. Wir als Hersteller haben keine eigenen Handelsketten. Deshalb ist es für uns besonders wesentlich, dass wir unseren freien Partnern einen einzigartigen und optimalen Service bieten. Insofern ist es wichtig, dass die Menschen, die agierenden Personen, qualitativ auf dem höchsten Niveau sind.

Was ist die Philosophie dabei?
Harald Kilzer:
Dass unser Kunde das Gefühl hat, dass er bei uns am besten aufgehoben ist. In jeglicher Form. Das beinhaltet Dienstleistungspakete, Hilfestellungen, Problemlösungen fürs tägliche Geschäft des Reifenfachhandels. Wir bieten dem freien Händler maßgeschneiderte, individuelle Lösungen. Vom Lagerarbeiter bis zu mir müssen das Menschen sein, die Spaß an der Arbeit haben, die Aufopferungsbereitschaft haben und die adäquate Ideen für Problemlösungen haben.

Mit 1. März 2019 übernimmt der ehemalige Weichberger- Prokurist Martin Korn die Funktion des Verkaufsleiters Pkw und Lkw für Österreich, Slowenien und Kroatien.
Harald Kilzer:
Für uns ist essenziell, dass wir den Blickwinkel des Fachhandels verstehen. Wer könnte das besser in unser Dienstleistungspaket implementieren als Martin Korn? Es gibt kaum jemanden, der die Branche besser oder länger kennt. Ich schätze seine Beständigkeit sehr. Wenn man im Unternehmen Weichberger 34 Jahre tätig war, hat man alle Höhen und Tiefen miterlebt. Martin Korn hat vom Lehrling bis zum Prokuristen jede Position bekleidet und erfolgreich bewerkstelligt. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit. Alle unsere fünf Außendienstmitarbeiter berichten direkt an ihn.

Wie hat sich die Marke Apollo entwickelt?
Harald Kilzer:
Sehr gut. Aufgrund der Tatsache, dass wir die Forschungs- und Entwicklungsabteilung nunmehr in Europa haben (diese war bis vor zirka fünf Jahren noch in Indien angesiedelt; Anm. d. Red.), hat sich die Qualität der Apollo-Reifen deutlich verbessert. Man kann das an zahlreichen Reifentests feststellen: Apollo ist kein No-Name-, sondern mittlerweile ein ernstzunehmendes Quality-Produkt.

„Je weniger unser Kunde Kopfweh hat, desto lieber wird er mit uns zusammenarbeiten.“ ALBERT SAMADIAN, VERANTWORTLICH FÜR AUTOHAUS, FLEET, LEASE BEI APOLLO VREDESTEIN

Sehen Sie nicht die Gefahr der Kannibalisierung, wenn Apollo immer besser und immer bekannter wird?
Harald Kilzer:
Nein. Die Marken decken unterschiedliche Segmente ab. Vredestein erfüllt den Anspruch eines Premiumreifens. Apollo ist sozusagen der Reifen für Familien. Das Pkw-Segment ist das einzige, das für beide Produkte relevant ist. Alle anderen Segmente sind gesplittet auf Apollo oder Vredestein. Einen Industriereifen oder einen Lkw-Reifen wird es auch in Zukunft nur von Apollo geben. Der Landwirtschafts-, Motorrad und Fahrradbereich andererseits wird ausschließlich bei Vredestein bleiben.

Herr Samadian, welche Herausforderungen sehen Sie für heuer?
Albert Samadian:
Das primäre Ziel ist für mich, den Markt in meinem Bereich Autohaus, Fleet und Lease auszubauen, Neukunden zu akquirieren und stabile Beziehungen aufzubauen. Die größte Herausforderung ist freilich, dass alle Mitbewerber ebenfalls höchst aktiv sind. Wir leben in einem überaus umkämpften Markt. Dank unserer personellen Qualität und dank unserer hervorragenden Produkte werden wir reüssieren.

Welche Potenziale sehen Sie in puncto Autohaus?
Albert Samadian:
Ich weiß, in welche Richtung es 2019 gehen soll und kann mir auch vorstellen, wo wir 2020 hinwollen. Konkrete Zahlen zu nennen, maße ich mir noch nicht an. Faktum ist: Das Potenzial ist in jedem Fall riesig.

Herr Kilzer, welche Ziele gibt’s für heuer?
Harald Kilzer:
Wesentlich ist, dass es uns gelingt, das Autohaus- und das Flottengeschäft so zu implementieren, dass gemeinsam mit unseren Fachhandelskunden eine Symbiose entsteht. Die Bereiche ergänzen einander. Wir bauen das Autohausgeschäft nicht so auf, dass wir unseren Kunden Kunden wegnehmen. Wir wollen gleichsam dort eine Nachfrage generieren, wo wir unseren bestehenden Kunden nicht in die Quere kommen.

Mit einem eigenen Pkw-Reifenlager bzw. mit Ersatzfahrzeugen haben Sie Alleinstellungsmerkmale.
Harald Kilzer:
Zum einen: Wir haben bis zu 40.000 Pkw-Reifen bei uns im Lager in Wien. Zum anderen: Wir bieten unseren Kunden eine ganz neue Generation an Courtesy Cars. Die Übergabe wird am 1. Juni im Rahmen der Pannonia-Carnuntum Historic Rallye erfolgen. Unsere 40 Top-Kunden erhalten einen VW T-Roc inklusive der Möglichkeit, das Auto upzugraden.

Wie treten Sie dem Kunden gegenüber auf?
Albert Samadian:
Unsere Kunden wissen: Es gibt jemanden, den ich anrufen kann und der sofort reagiert. Ich persönlich versuche, dem Kunden das Leben so reibungslos wie möglich zu gestalten. Je weniger er Kopfweh hat, desto lieber wird er mit uns arbeiten. Bei uns gibt’s keine großen Formularwege, die beschritten, oder Entscheidungswege, die abgewartet werden müssen. Wir reagieren rasch und flexibel. Der Kunde hat seinen fixen Ansprechpartner, getreu dem Motto „alles aus einer Hand“. Harald Kilzer: Auf der AutoZum habe ich einige Händler getroffen – Kunden von uns –, die ich persönlich noch nicht gekannt hatte. Alle haben mir gesagt, dass sich unser Außendienst von allen anderen abhebt, weil er Lösungen präsentiert und unkompliziert agiert. Zwei haben sogar gesagt: Ich bin auch gern bereit, dass ich zwei Euro mehr pro Reifen bezahle, weil das Paket inklusive Außendienst, das ihr liefert, so ist, wie ich mir das wünsche. Das wird in Zukunft die entscheidende Frage sein: Will ich den aggressivsten Preis haben ohne Unterstützung oder will ich einen fairen Preis mit optimaler Unterstützung?

Hat der Reifenfachhandel Zukunft?
Harald Kilzer:
Muss er haben. Denn dieselben Faktoren, die für uns als Lieferanten zählen, zählen auch für den Reifenfachhandel. Wenn er seine Kunden – die Endverbraucher – so begeistern kann, wie wir unsere Kunden begeistern müssen, dann wird er nach wie vor seine Kundschaft haben. Endverbraucher wollen zum Fachhändler gehen, der ihnen sympathisch ist, dem sie vertrauen, dessen Kompetenz sie schätzen. Das wird auch in Zukunft die Aufgabe des Reifenfachhandels sein, dass er dafür sorgt, dass dieses Gefühl nicht verloren geht.

Einstieg in die Erstausrüstung. Welche Bilanz ziehen Sie?
Harald Kilzer:
Die Marke Vredestein wird auf dem Markt nun besser wahrgenommen. Der Seat Ibiza und der VW Polo waren für uns spürbar, weil das vielen Endverbrauchern aufgefallen ist. Besonders erfreulich ist für uns auch, dass VW entschieden hat, den Touareg mit zwei 18-Zoll-Premiumprodukten von Vredestein auszustatten. Sowohl der Ganzjahresreifen Quatrac 5 als auch der Sommerreifen Ultrac Satin wurden als Reifen der Erstausstattung für den Flaggschiff-SUV von VW ausgewählt. Das ist ein weiterer Meilenstein innerhalb der Premium- und Ultra- Hochleistungsstrategie unserer Marke.