Ausgeschaltet

06.12.2021

 
VW kündigt das Ende des Schaltgetriebes an. Puristen stöhnen, aber eigentlich ist es die logische Konsequenz der technischen Entwicklung. Ein Kommentar aus der Redaktion. 
Das ­Automatikgetriebe mit seinem Wählhebel – hier in einem BMW – hat sich immer mehr durchgesetzt.
Das ­Automatikgetriebe mit seinem Wählhebel – hier in einem BMW – hat sich immer mehr durchgesetzt.

Dem Auto, wie wir es kennen, geht es an den Kragen: Spritpreise steigen, Emissionsziele werden verschärft, Parkplätze verknappt. Jetzt wird das E-Auto forciert, was Erinnerungen an die Energiesparlampe weckt, die sich trotz allem Aufwand und politischem Willen letztendlich nicht ­durch­setzen konnte. Aber was ist mit dem guten alten Schaltgetriebe? Das wird jetzt, von Volkswagen ab 2030, auch fallengelassen. Der Unterschied: Dieser Schritt ist jedenfalls sinnvoll, bei aller Liebe zum puristischen Autofahren. 

Gruß vom Getriebe 

Den berühmten Gruß vom Getriebe kennt wohl jeder Fahrschüler. Das geschmeidige Zusammenspiel von Kupplung, Gas und – zumeist – rechter Hand wollte gelernt werden. Einmal perfektioniert, garantierte es sanftes Anfahren, gekonntes Quertreiben oder spätpubertäre Kavalierstarts. Herrlich. Beim Überholen mit sportlichem Zwischengas einen Gang runter und vorbei am fahrenden Hindernis. Toll. Aber das manuelle Schaltgetriebe hat in den modernen Automatik- und Doppelkupplungsgetrieben seine Meister gefunden. 

Das Schaltgetriebe war die Glühbirne, moderne ­Automatikgetriebe sind die LED-Lampe. Denn Automatikgetriebe können nur in zwei Disziplinen nicht mit: beim Gewicht und beim Preis. Ein manuelles Schaltgetriebe ist technisch weniger komplex, daher billiger und auch leichter. Das war’s dann aber. Und der Preisvorteil schmilzt: Moderne Automatikgetriebe werden immer preiswerter. 

Autoenthusiasten wie uns schmerzt der Wegfall der manuellen Schaltbox. Selbst das Argument, durch die Kupplung eine sofortige Zugkraftunterbrechung auf die Antriebsräder zu ermöglichen, führt heute ins Leere, da ABS und ESP meist eher eingreifen als die Meister hinterm Volant. 
Fakt ist: Automatikgetriebe sind im Sprint von null auf 100 km/h besser und verbrauchen trotzdem weniger Sprit bei den Normfahrten. Dazu kommt das Plus an Komfort, vor allem im Stau. Und da die meisten Automatikgetriebe eine eher verbrauchsoptimierte Schaltlogik aufweisen, gleitet man tendenziell untertourig, leiser und materialschonender über die Straßen. Sorry, liebes Schaltgetriebe, aber du wurdest technisch überholt und darfst jetzt ruhmreich den Ruhestand antreten. Es war uns eine Freude, schalte in Frieden! 

Unser Tagebuch des Wandels dient als Plattform für Automodelle mit alternativen Antrieben, für neue Mobilitätslösungen und Geschäftsfelder sowie Mobilitätsreportagen aus dem Alltag, um einzufangen, wie sich Mobilität ab 2021 weiterentwickeln wird. 
Mit freundlicher Unterstützung von Total Austria