Der Wunsch als Vater des Gedankens

20.02.2020

 
Der große ELEKTROMOBILITÄTS-BOOM ist bis dato ausgeblieben. Der Anteil an E-Autos an den Gesamtneuzulassungen stieg im Vorjahr von bescheidenen 2,0 auf bescheidene 2,8%. Der Anteil an privaten Zulassungen ist sogar zurückgegangen.

Großbritannien will ab 2035 keine Diesel-, Hybrid- und Benzinautos mehr zulassen. Fünf Jahre früher als ursprünglich geplant. Derzeit machen diesel- bzw. benzinbetriebene Autos 90% der Neuzulassungen aus. Frankreich will Autos mit Verbrennungsmotoren ab 2040 nicht mehr genehmigen, Norwegen peilt dafür bereits 2025 an. Werfen wir einen Blick auf die Neuzulassungen von Elektroautos in Österreich. 2019 wurden exakt 9.242 Stromer neu zugelassen. Der Anteil an den Gesamtzulassungen stieg von bescheidenen 2,0 auf bescheidene 2,8%. Und: 80,9% entfallen auf Firmen, der Anteil von privaten Neuzulassungen ist gegenüber dem Jahr davor von 19,9 auf 19,1% gesunken. Wie soll das alles zusammenpassen?

WERKSTATTGESCHÄFT

Im Rahmen der Vienna Autoshow 2020 in der Messe Wien fand die überaus aufschlussreiche Veranstaltung „Vernetzte Mobilität“ statt. Stefan Bratzel, Gründer des Center of Automotive Management in Deutschland, ortet einen Kampf der Welten zwischen etablierten Automobilherstellern, neuen Mobilitätsdienstleistern und großen Digital Playern: „In den nächsten zehn bis 15 Jahren wird entschieden werden, wer die Schlüsselrolle in der Mobilität der Zukunft einnimmt“, so Bartzel. In jedem Fall sei es ein „schweres Versäumnis“ der Automobilhersteller, die Entwicklung der Fahrzeug-Software Google & Co zu überlassen und sich auf Hardware zu beschränken. Höchst interessant das Statement von Denzel-Vorstand Hansjörg Mayr über die Zukunft des Werkstattgeschäfts: „Das Beispiel eines rein elektrisch angetriebenen Hyundai Ioniq, der vom Wiener Taxiunternehmen 40100 betrieben wird, belegt den dramatischen Wandel. Nach drei Jahren Taxibetrieb zeigte das Serviceheft bei Kilometerstand 260.000 zwei magere Einträge: Austausch des Pollenfilters und Erneuerung der Bremsbeläge.“ Die Elektromobilität und das autonome Fahren würden die Aftersales-Umsätze signifikant schrumpfen lassen, ist Mayr überzeugt. Was tun? Patentrezept gibt es keines. „Wir müssen auf die individuelle Kommunikation mit dem Kunden fokussieren“, so Mayr. Werkzeug dazu könnte eine eigene Autohaus-App sein, die in beide Richtungen funktioniert. So könne das Autohaus schnell reagieren und Empfehlungen für die beste nächste Aktion aussprechen.

„Der Anteil von privaten Neuzulassungen von E-Autos ist im Vorjahr sogar gesunken.“ WOLFGANG BAUER, CHEFREDAKTEUR

FULL-SERVICE-ANGEBOTE

Der Bedarf an Full-Service-Angeboten steige weiter deutlich. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von willhaben. Angebote müssten erheblich über das Auto an sich hinausreichen. Endverbraucher würden alles aus einer Hand wollen: Auswahlmöglichkeit, Bestellung, Anmeldung, Service, Versicherung, Pannenhilfe, aber auch Zurverfügungstellung weiterer Fortbewegungsmittel wie z.B. E-Scooter, Fahrräder et cetera. Im Rahmen dessen sei zudem wichtig, dass sich die All-inone- Pakete individualisieren ließen. Kurz gesagt: Das Autohaus muss zum Mobilitätsdienstleister werden. Keine neue, aber eine wahre Erkenntnis.