Die Wunderbatterie aus Österreich

03.09.2014

Das AIT forscht an einer Batterie, die der Elektromobilität auf die Sprünge hilft. Mit einer Anode aus Magnesium wird der Stromspeicher deutlich billiger und leistungsfähiger als herkömmliche Lithium-Ionen Batterien. Die KFZ Wirtschaft bat die Forscher zum Interview.
Helmut Oberguggenberger und Atanaska Trifonova forschen am AIT an der Zukunft der Elektromobilität.

KFZ Wirtschaft: Frau Trifonova, Sie leiten die Batterieforschung am Austrian Institute of Technology. Welche Alternativen sehen Sie in Zukunft zu  herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien, wie sie heute in den meisten Elektrofahrzeugen eingesetzt werden?  

Atanaska Trifonova: Wir forschen am AIT an einem 3Volt-Magnesium-Ionen Akku. Dieser ist deutlich leichter als ein Lithium-Ionen-Akku, und seine Magnesiumanode kostet nur etwa ein 24stel einer Lithium-Anode. Theoretisch kann dieser Akku außerdem die doppelte Energiedichte aktueller Lithium-Ionen-Akkus erreichen. Da Österreich reich an Magnesiumvorkommen ist sowie an Know-how, diese zu verarbeiten und zu recyceln, ist ein marktreifer Magnesium Akku eine große Chance für die Wirtschaft des Landes. Außerdem ist Magnesium im Unterschied zu Lithium viel umweltfreundlicher. 

Wie lange wird es noch bis zur Marktreife dauern?
Atanaska Trifonova: Wir entwickeln die Komponenten dieses Akkus am AIT in Wien gemeinsam mit dem Leichtmetallkompetenzzentrum LKR in Ranshofen. Von der Grundlagenforschung, in der wir uns momentan befinden, über die Marktreife der Technologie bis zur Fahrzeugintegration wird es noch etwas über zehn Jahre dauern. 

Herr Oberguggenberger, Sie leiten das Department Electric Drive Technologies am AIT. Braucht die E-Mobilität tatsächlich noch zehn Jahre für einen entscheidenden Fortschritt?
Helmut Oberguggenberger: Wir arbeiten am AIT parallel zur Batterieentwicklung auch an effizienzsteigernden Maßnahmen, die deutlich schneller Früchte tragen werden. So optimieren wir unter anderem die Klimatisierung der E-Fahrzeuge, die derzeit noch etwa so viel Energie verbraucht wie der Antrieb bei 50 km/h. Mit Maßnahmen wie einer Optimierung der Rohrleitungswege oder einer effizienteren Wärmeabstrahlung über Heizlackflächen ist es uns bereits gelungen, diesen Energieaufwand zu halbieren, was natürlich der Reichweite des Fahrzeuges zu Gute kommt. 

Wie lässt sich die Effizienz noch weiter optimieren?
Helmut Oberguggenberger: Auch in der Abstimmung der Leistungselektronik mit der E-Maschine gibt es noch ein Potenzial von rund 10 Prozent, das wir mit neu entwickelten Regler-Algorithmen ausschöpfen werden. Außerdem ist der Leichtbau ein wichtiges Thema, das intensiv am LKR Ranshofen weiter entwickelt wird. 

In Asien ist die Produktion von Lithium-Ionen-Batterien voll angelaufen, die Preise fallen rasant. Wie kann Europa da mithalten?
Atanaska Trifonova: Asien hat schon viel früher mit der Massenproduktion von Lithium-Ionen-Batterien für tragbare Geräte und Elektronik begonnen und braucht die bestehenden Anlagen nur für größere Stromspeicher adaptieren. In der  Forschung nach den zukunftsweisenden Post-Lithium-Batterien hat Europa aber eindeutig die Nase vorn.