E-Mobile: Chancen und Gefahren

E-Mobilität
15.12.2015

Von: Peter Pellkofer
Mit der zunehmenden Verbreitung von Elektroautos entsteht ein gewaltiger neuer Markt. Die Folgen für den Handel: Die negative Wertentwicklung konventioneller Fahrzeuge wird eine brutale Geldvernichtung nach sich ziehen.

Ein derzeit noch unbedeutender Bestand in Österreich an E-Autos von nicht einmal 4.000 Fahrzeugen gibt uns Zeit zur Vorbereitung. Zunächst nur gedanklich. Lassen Sie uns mal anhand eines 6-jährigen Buben andenken, was in seinem automobilen Leben mit großer Wahrscheinlichkeit passieren wird. Vorausgesetzt, der Bub bleibt gesund und entwickelt sich normal, wird er schon mit 15 Jahren Auto fahren dürfen – also 2024. Weiters hat die Bundeskanzlerin der größten Automobilnation Europas als Bestandsziel für 2020 mindestens 1.000.000 E-Autos in Deutschland gefordert – allerdings noch nicht gefördert. Diese Zielorientierung wird ganz Europa beeinflussen. Heute haben zwar noch die französischen Autohersteller bei der E-Mobilität die Nase vorn, doch das wird sich bald ändern. Wir müssen also davon ausgehen, dass für unseren Buben die E-Mobilität ein „normaler Begleiter“ wird. Da ich hier als Gebrauchtwagen-Experte spreche, bleibe ich auch dabei. Es ist also wahrscheinlich, dass das erste Auto des jungen Mannes ein E-Mobil sein wird. Denn wer investiert schon in einen „alten Gaul“?

Nun stellt sich die Frage: Was passiert mit dem Diesel-Auto des Vaters, das der junge Mann geschenkt bekommen hat? Das Auto wird in Zahlung gegeben oder als Privatverkauf online angeboten werden. Aber zu welchem Preis? Sagen wir mal, das Diesel-Auto ist dann sechs Jahre alt, in gutem Zustand und hat 100.000 km auf dem Buckel. Heute wäre der Wert irgendwo bei 40 Prozent des damaligen Kaufpreises. In Zahlen: Kaufpreis 20.000 € – gebraucht ca. 8.000 €. Aber in neun Jahren wird sich die automobile Welt radikal verändert haben. Da wird ein Überangebot von gut erhaltenen konventionell angetriebenen Autos den Gebrauchtwagenmarkt überschwemmen, weil nämlich kaum Nachfrage nach diesen Autos bestehen wird. Dann stimmt die vorherige Rechnung nämlich nicht mehr.

Zugegeben, das ist (noch) Spekulation. Aber wer sich ernsthaft mit dem Thema E-Mobilität beschäftigt, wird schnell eines Besseren belehrt. Wer es von Ihnen, liebe Leser, noch nicht getan hat, dem rate ich, einmal ein E-Mobil zu fahren. Es muss ja nicht gleich ein Tesla sein. Auch ein Renault ZOE beeindruckt durch sehr komfortable Laufruhe und ausreichend Beschleunigungsspeed. Die heutige Kilometerleistung bis zum nächsten „Tankstopp“ wird sich in den kommenden Jahren mindestens verdoppeln (von 150 km auf 300 km).

Stellen Sie sich außerdem vor, dass es eine attraktive Förderung von E-Autos geben wird. Deutschland wird das einführen. Dann werden andere europäische Staaten dem Beispiel folgen. Die Industrie bereitet sich strategisch bereits darauf vor. Und ehrlich, die größte Veränderungslast wird mal wieder der Handel tragen. Dann kommen die Konsumenten und dann der Staat, bis letztlich die Hersteller auch ihren Lastenausgleich zahlen. Unser Bub von heute wird durch sein Konsumverhalten diese gewaltige Veränderung einleiten und auch davon profitieren.

Diese Entwicklung kommt zum Glück nicht von gleich auf jetzt. Wir können beobachten und uns darauf einstellen. Eurotax wird als führendes Unternehmen diese Entwicklungen genauestens analysieren und dem Handel zur Seite stehen. Doch Faktum ist: Die negative Wertentwicklung konventioneller Fahrzeuge wird eine brutale Geldvernichtung nach sich ziehen. Der volkswirtschaftliche Schaden wird groß sein, aber verkraftbar. Denn mit der neuen E-Technik werden sich die Unterhaltskosten für die Verbraucher stark reduzieren, sodass sich die Verluste für die Konsumenten teilweise wieder ausgleichen. Der Handel wird sehr schnell lernen, keine Überpreise für konventionelle Autos zu bezahlen, nach dem Motto: Ein alter Gaul ist nicht viel wert. Die Industrie wird der Gewinner sein. Auf den Gebrauchtwagenhandel kommen also große Herausforderungen zu. Diese sind bereits am automobilen Horizont auszumachen.

Ich möchte mit diesem Artikel einen Denkanstoß geben. Nach meiner festen Überzeugung ist eine gute Vorbereitung ein wichtiger Teil des Erfolgs. Mein Rat: Beschäftigen Sie sich rechtzeitig mit dem Zukunftsthema: „Welche Folgen kann die E-Mobilität für mein Unternehmen haben?“ Denn jede Veränderung birgt in sich auch die Chance zur Anpassung. 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.