„Es ist wieder geil, Auto zu fahren“

Reifenhandel
02.04.2019

 
Goodyear Dunlop Österreich-GF WOLFGANG STUMMER erklärt im KFZ Wirtschaft-Interview die neue Markenpositionierung. Ab sofort wird’s emotional und sportiv. Gestartet wird mit der neuen Super-Sportserie für die Straße und für die Rennstrecke.

Mit dem zweiten Quartal 2019 startet die neue Markenpositionierung von Goodyear. Fortan präsentiert sich die Marke sportiv und setzt ganz und gar auf Emotion. „Sicherheit und Komfort werden vom Endverbraucher ohnedies vorausgesetzt“, erklärt Wolfgang Stummer, GF von Goodyear Dunlop Österreich. Das allgemeine Mindsetting habe sich verändert, es sei „wieder geil, Auto zu fahren“, so Stummer.

KFZ Wirtschaft: Herr Stummer, weshalb diese Image-Änderung?
Wolfgang Stummer:
Wir hatten bis dato vier verschiedene Auftritte von Goodyear: einen Asien-, einen Nordund einen Südamerikaund einen Europa- Afrika-Auftritt. Mit verschiedenen Slogans und unterschiedlichen Farben im Markenauftritt. Jetzt ist alles unter einen Hut gebracht worden. Der Startschuss erfolgt im heurigen zweiten Quartal, konkret wird in Europa mit den Kernmärkten begonnen: Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien. Es wird auch Fernsehkampagnen geben und Österreich wird im Sog von Deutschland gleich von Anfang an mit dabei sein.

Wie werden die Marken konkret positioniert?
Wir werden mittelfristig bei zwei Premium-Marken in Europa bleiben, wobei Dunlop eher eine Europa- Regionalmarke werden wird. Bei Goodyear lag der Fokus bei der Positionierung bisher auf dem Thema „Sicherheit“. Ab sofort wird der Markenauftritt sportlicher und emotionaler. Gestartet wird jetzt bereits mit der neuen Super-Sportserie für die Straße und für die Rennstrecke.

Aus welchen Produkten setzt sich diese Serie konkret zusammen?
Mit dem Eagle F1 SuperSport, SuperSport R und SuperSport RS wird Goodyear zwischen Februar und November eine neue Serie Ultra-Ultra-High-Performance-( UUHP)-Reifen auf den Markt bringen.

Begrüßen Sie persönlich die Imageänderung von Goodyear hin zum Sportlichen?
Grundsätzlich ja. Das Image wurde in Österreich und in Deutschland abgetestet. Das Resultat: Goodyear wird als der sportliche Reifen wahrgenommen. Die Marke ist für Endverbraucher noch immer mit dem Formel-1-Engagement der 80er- und 90er-Jahre verbunden. Ich persönlich finde es sehr gut, dass der Fokus nun auf Sportlichkeit und Abenteuer gelegt wird, zumal „Sicherheit“ und „Komfort“ nicht hinreichend emotionalisieren. Sportlichkeit und Abenteuer eignen sich optimal für Emotion.

Haben sich die Ansprüche der Endverbraucher verändert?
Auch bei den Automobilherstellern hat man sich lang auf sicherheitstechnische Parameter konzentriert. Ich denke, dass sich generell die Einstellung in der Bevölkerung geändert hat. Komfort und Sicherheit werden mittlerweile ohnedies vorausgesetzt. Autofahren ist wieder etwas Lässiges, Sportives mit Emotion. Auch optisch ist ein Trend hin zu einem sportiveren Touch zu konstatieren. Dasselbe gilt auch für den Reifen. Wir wollen die modernsten Produkte mit der innovativsten Technik haben. Ich bin überzeugt davon, dass es dafür einen sehr guten Markt gibt. Im Besonderen, wenn man betrachtet, wie viele neue Segmente vonseiten der Automobilhersteller in Richtung höherwertiger und sportlicherer Fahrzeuge aufgemacht werden, dann gibt es dafür eine klare Zielgruppe, die höchste Qualität will. Die wollen wir mit unserer sportlichen Produktpalette bedienen.

„Sportlichkeit und Abenteuer eignen sich optimal für Emotion.“ WOLFGANG STUMMER, GF GOODYEAR DUNLOP ÖSTERREICH

Wie schätzen Sie die gegenwärtige Marktsituation ein?
Der österreichische Markt ist ein gesättigter. Da kann man keine großen Wachstumsschübe erwarten. Es geht lediglich darum, wie der Kuchen verteilt wird, wer das größere Stück bekommt. Gewinnen werden letztlich jene, die gute Kooperationen mit dem Reifenfachhandel und mit dem Autohaus haben bzw. jene, die mit eigenen Organisationen gut verankert sind.

Stichwort Ganzjahresreifen. Wie ist Ihre Position zu dieser Kompromisslösung?
Der Ganzjahresreifen ist zuweilen eine gute Alternative, tatsächlich aber ein Kompromiss. Er wird in Österreich aufgrund der Topografie nie eine zentrale Rolle spielen. Wenn man sich vorrangig im urbanen Raum bewegt, ist er durchaus sinnvoll. Ich sehe folgende Zielgruppen: Den Zweitauto-Besitzer, der 5.000 bis 10.000 km pro Jahr fährt, vor allem im urbanen Raum. Zweitens jene, die nicht fahren müssen, wenn die Wetterbedingungen nicht passen. Zudem sehe ich ein großes Potenzial im gewerblichen Bereich, vor allem bei leichten Nutzfahrzeugen. Faktum ist aber auch: Mit einem All-Season-Reifen hat man weder im Winter noch im Sommer das optimale Produkt.

Man hat immer schon den Eindruck, dass Industrie und Handel den All-Season-Reifen dem Endverbraucher am liebsten erst gar nicht anbieten würden.
Die Laufleistung bleibt im Allgemeinen ja gleich, egal ob der Endverbraucher mit Ganzjahresreifen, Sommer- oder Winterreifen fährt. Deshalb gibt es für die Industrie keinen Anlass, irgendetwas zu blockieren. Beim Fachhandel sieht es anders aus. Durch den Ganzjahresreifen verliert er das saisonale Umstecken. Außerdem fallen Einlagerungen weg. Ein interessantes Faktum ist in dem Zusammenhang, dass der Anteil von All-Season-Reifen bei jenen Kunden, die ihre Reifen online bestellen, extrem hoch ist.

Warum ist das so?
Weil die Reifenhändler den Ganzjahresreifen nicht aktiv anbieten. Online-Käufer sind überaus preissensibel und denken: Damit kann ich mir das Umstecken und Einlagern auch ersparen.

Wie hoch schätzen Sie den Marktanteil ein?
In Deutschland hat der Ganzjahresreifen mittlerweile einen Marktanteil von zirka 20 Prozent. In Österreich erreicht er nur rund drei Prozent.

Hat der Reifenfachhandel, der klassische Familienbetrieb, eine Zukunft?
Der klassische Familienbetrieb bzw. Betriebe generell mit fünf bis zehn Mitarbeitern, die ihre Kosten gut kalkulieren, ihr Service fortwährend optimieren und ganz und gar auf perfekten Kundendienst setzen, haben immer Zukunft. Diese Betriebe leben von den Kundenbeziehungen, die sie sich selbst mit viel Arbeit und Engagement aufgebaut haben und die vor allem nicht primär preisabhängig sind. Da steckt viel mehr dahinter: Vertrauen, Beratung und eine gewisse Versorgungssicherheit.