EU-Neuwagenmarkt schrumpft 2020 zumindest um ein Viertel

Neuwagenhandel
17.06.2020

 
Laut aktueller EY-ACEA-Analyse sinkt der Neuwagenabsatz EU-weit im Mai um 52 Prozent, in Österreich um 34 Prozent. Top-5-Märkte in Westeuropa: Neuzulassungen und Marktanteil von Elektroautos und Plug-in-Hybriden steigen
Gerhard Schwartz, Leiter Industrial Products bei EY Österreich

Die Situation auf dem EU-Neuwagenmarkt hat sich im Mai im Vergleich zu April auf sehr niedrigem Niveau leicht verbessert. Nachdem die Zahl der Neuzulassungen im April um drei Viertel eingebrochen war, schrumpften die Neuzulassungen im Mai „nur noch“ um etwa die Hälfte. Auch in Österreich ergibt sich ein positiver Trend: Nach einem Rückgang um 65 Prozent im April verringerte sich der Absatz im Mai um 34 Prozent. Europaweit die stärksten Rückgänge verzeichneten die Länder mit den härtesten Eindämmungsmaßnahmen: In Großbritannien, Irland und Spanien sanken die Neuzulassungen jeweils um 70 Prozent und mehr. Gerhard Schwartz, Leiter Industrial Products bei EY Österreich, sieht insgesamt aber eine leicht positive Tendenz: „In den meisten Ländern Europas wurden die Beschränkungen im Mai gelockert, das öffentliche Leben kommt nun langsam wieder in Gang. Diese Lockerungen spiegeln sich auch in den Neuzulassungen wider.“ Für den Monat Juni rechnet Schwartz EU-weit mit einer weiteren Entspannung der Situation und einem Rückgang um etwa ein Drittel im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Elektroanteil steigt wieder
Im Mai gewann der Positiv-Trend bei den Neuzulassungen von elektrifizierten Fahrzeugen – nach einer Schwächephase im April – wieder an Dynamik. In den Top-5-Märkten Westeuropas – Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien – stieg der Absatz rein elektrisch betriebener Neuwagen im Mai um 25 Prozent, die Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden stiegen sogar um 59 Prozent – jeweils gegenüber dem Vorjahresmonat. Das stärkste Neuzulassungsplus bei Elektroautos wurde in Italien registriert (plus 55 %), den in absoluten Zahlen höchsten E-Auto-Absatz gab es in Deutschland (5.578 Fahrzeuge). In Österreich kletterte der Absatz von Elektroautos nur um fünf Prozent, dafür legten die Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden sehr stark zu: um 256 Prozent. Auch in mehreren anderen Märkten war im Mai ein besonders starkes Wachstum in diesem Segment zu beobachten: In Deutschland, Frankreich und Italien hat sich die Zahl der neu zugelassenen Plug-in-Hybriden mehr als verdoppelt. Nur Großbritannien trübt mit einem Minus von 65 Prozent die Statistik. Die meisten Plug-in-Hybriden wurden im Mai in Deutschland verkauft (6.755 Fahrzeuge; Österreich: 498 Fahrzeuge).

Fettes Minus für Benziner und Diesel

Massive Einbußen wurden hingegen bei Benzinern und Diesel-Neuwagen verzeichnet: In den Top-5-Märkten schrumpfte der Absatz von Benzinern um 65 Prozent, in Österreich um 42 Prozent. Diesel-Fahrzeuge verzeichneten in den Top-5-Märkten einen Rückgang um 62 Prozent, in Österreich um 38 Prozent. Entsprechend stiegen die Marktanteile elektrifizierter Neuwagen: In den Top-5-Märkten hat sich der Marktanteil von Elektroautos von 1,1 auf 3,4 Prozent mehr als verdreifacht (Österreich: von 2,3 auf 3,6 %), bei Plug-in-Hybriden gab es ein Wachstum von 0,8 auf 3,0 Prozent (Österreich: von 0,5 auf 2,5 %). Zusammen kamen elektrifizierte Modelle damit in den Top-5-Märkten im Mai auf einen Marktanteil von 6,4 Prozent (Vorjahr: 1,9 %). In Österreich lag der Marktanteil elektrifizierter Neuwagen mit 6,1 Prozent im Mai leicht unter dem Durchschnitt der Top-5-Märkte.

Ausblick 2020
Im bisherigen Jahresverlauf liegt der EU-Neuwagenmarkt um 42 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums, in Österreich ergibt sich bislang ein Minus von 42 Prozent. EU-weit sei von einem Rückgang im laufenden Jahr um mindestens ein Viertel auszugehen, sagt Schwartz: „Wir werden in Europa mittelfristig mit massiven Überkapazitäten umgehen müssen, denn auch im kommenden Jahr wird die europäische Wirtschaft noch mit den konjunkturellen Nachwehen dieser Krise kämpfen – selbst wenn die Pandemie dann vorüber sein sollte. Eine hohe Arbeitslosigkeit, Insolvenzen und sinkende Unternehmensgewinne werden sich noch lange auf den Neuwagenmarkt auswirken. Die Krise ist also noch lange nicht vorbei.“