Eurotax-Chef zur Diesel-Debatte

Eurotax
04.02.2019

 
MARTIN NOVAK, Eurotax Group Regional Managing Director Austria, Switzerland and Central & Eastern Europe, im KFZ Wirtschaft-Interview.
Martin Novak, Eurotax Group Regional Managing Director Austria, Switzerland and Central & Eastern Europe.
Martin Novak, Eurotax Group Regional Managing Director Austria, Switzerland and Central & Eastern Europe.
Martin Novak, Eurotax Group Regional Managing Director Austria, Switzerland and Central & Eastern Europe.

KFZ Wirtschaft: Welche Bilanz ziehen Sie für 2018?
Martin Novak:
Es war ein spannendes Jahr. In der Schweiz galt es, Herausforderungen zu meistern. Daran sind wir gewachsen. Wir hatten dort eine Entwicklung, die in den letzten sieben bis acht Jahren nicht sehr positiv war. Es ist uns in meinem ersten Jahr als Geschäftsführer bereits eine Stabilisierung gelungen, wir generieren wieder Wachstum.

Welche Probleme hat es in der Schweiz konkret gegeben?
Die Probleme waren vielfältig. Vor allem hat die Vertriebsmannschaft nicht mehr zur Eurotax gepasst. Da waren harte Einschnitte durchzuführen, sodass wir jetzt unsere Kunden so betreuen können, wie ich mir eine optimale Kundenbetreuung vorstelle.

Wie unterscheiden sich die Märkte, für die Sie verantwortlich zeichnen?
Wir sind sehr föderal gewachsen. Die Märkte sind sehr unterschiedlich, aber wenn wir uns darauf besinnen, was der kleinste gemeinsame Nenner ist, geht’s um dieselben Herausforderungen. Das heißt, für alle Märkte sind wichtig: eine optimale Kundenbetreuung, eine hervorragende Servicequalität und eine gute Hotline. Und selbstverständlich Daten und Methoden, die höchste Qualitätsansprüche erfüllen. Mit denen unsere Kunden Mehrwert generieren und mehr Geld verdienen können. All das haben alle Märkte gemeinsam.

Wie haben sich die Märkte entwickelt? Und wo steht Österreich?
Die einzelnen Märkte sind unterschiedlich rasch gewachsen. Österreich ist in puncto Qualität und Kundenbetreuung ganz vorne dabei. In Osteuropa gibt es zum Teil sehr junge Märkte wie z. B. Rumänien, wo ich mir noch erhebliche Veränderungen und Verbesserungen vorstellen kann.

Wie ist Ihr Zeitplan?
Grundsätzlich gebe ich mir für derartige Maßnahmen zwei bis drei Jahre Zeit. Da wird ein präziser Plan abgearbeitet. Manchmal sieht man aber glücklicherweise – so wie am Beispiel Schweiz –, dass es auch rascher gehen kann. Es gibt aber etwa auch in Osteuropa gute Märkte wie z. B. Polen, das sich in den letzten Jahren hervorragend entwickelt hat.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? Wo sind Sie persönlich präsent?
In Österreich und in der Schweiz bin ich als aktiver Geschäftsführer präsent, zeige Marktpräsenz und besuche Branchenveranstaltungen. Abgesehen davon werde ich von meinem Kollegen Piotr Włodarczyk unterstützt, der für mich das Osteuropa- Geschäft verantwortet.

„Unser Produktportfolio wird komplett online und digital ausgerichtet“ MARTIN NOVAK, EUROTAX

Man hat zuletzt oftmals von der „Digitalisierungsstrategie von Eurotax“ gelesen. Wie genau sieht diese aus?
Digitalisierung heißt für uns vor allem: Das Produktportfolio wird komplett online und digital entsprechend ausgerichtet. Überall dort, wo es nicht möglich war, Produktsparten online auf ein entsprechend hohes Niveau zu hieven, haben wir uns von diesen Sparten getrennt. Digitalisierung heißt aber auch: Kommunikation. Sowohl intern, mit einer großen Transparenz gegenüber allen Mitarbeitern, als auch extern, unseren Kunden gegenüber. Generell kommunizieren wir über zahlreiche digitale Kanäle, aber auch über Social Media. Von Facebook, LinkedIn und Instagram bis zu Twitter.

Wie werden Ihre Auftritte auf Social Media angenommen?
Es entwickelt sich. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass wir unsere Kunden nicht überfordern. Hier haben wir behutsam vorzugehen. Das Feedback, das ich erhalte, geht in die Richtung, dass die wahrgenommene Qualität und Modernität unserer multimedialen Kommunikation überaus positiv angenommen wird.

Stichwort: Diesel-Bashing. Sind wir mit der Diskussion schon am Zenit?
Ich denke nicht, dass die Diskussion abrupt enden wird. Es wird sie wohl weiterhin geben. Besonders bedauerlich finde ich, dass die ganz modernen, sauberen Dieselgenerationen imagemäßig genauso unter die Räder kommen. Obwohl es sich um nachweislich saubere und sinnvolle Formen der Mobilität handelt. Gerade für Vielfahrer, die zumindest 30.000 bis 40.000 Kilometer pro Jahr fahren. Hier wird eine moderne Technologie, in die auch viel investiert worden ist, zu Unrecht verunglimpft. Ich verstehe, dass man veraltete Technologien sukzessive vom Markt nimmt. Grundsätzlich geht es in diesem Zusammenhang um Berechenbarkeit. Es wäre nachvollziehbar, wenn beispielsweise beschlossen werden würde, dass eine bestimmte Dieselgeneration in zwei oder drei Jahren nicht mehr erlaubt wäre oder höher besteuert werden würde. Aber exakt diese Berechenbarkeit fehlt mir.

Wer ist daran schuld? Die Politik, die Medien, die Automobilhersteller?
Im Prinzip trifft alle Schuld. Auch die Automobilhersteller, die mit Abgastricksereien auch ihren Teil zur Verunsicherung in Bezug auf den Diesel beigetragen haben. Und eben simplifizierende Aussagen vonseiten der Politik, insbesondere der Grünen. So ist nach und nach das Vertrauen der Endverbraucher in den Diesel erschüttert worden.

„Prinzipiell ist WLTP gut gemeint, aber an Komplexität nicht zu übertreffen.“ MARTIN NOVAK, EUROTAX

Welche Folgen hat das Diesel-Bashing für den Gebrauchtwagenmarkt?
Die Standtage sind im Schnitt zwischen acht und zehn Tagen mehr geworden, im Durchschnitt liegen wir jetzt bei insgesamt 88 Standtagen. Aber das heißt auch: Das Auto muss mehr als eine Woche länger finanziert werden, bevor es gedreht werden kann.

Ist es realistisch, dass sich die Situation wieder deutlich verbessert?
Ich denke, das wird davon abhängig sein, was politisch beschlossen wird. Solange nichts Einschneidendes passiert, sind Spekulationen Tür und Tor geöffnet.

Hat der Diesel Comeback-Chancen?
Meines Erachtens sollte es so sein. Die Euro-6-Generation ist in jedem Fall eine, die man auch für unsere Nachkommen guten Gewissens vertreten kann.

Wie haben Sie den Umstieg auf WLTP empfunden?
Prinzipiell ist WLTP gut gemeint. Aber das ist an Komplexität nicht zu übertreffen. Wir erfahren als Datenanbieter gewissermaßen hautnah, wie kompliziert die Umsetzung ist. Wir selbst mussten in diesem Bereich unsere Mannschaft um 30 Prozent aufstocken.

Was wird Eurotax auf der AutoZum 2019 präsentieren?
Auch hier werden wir das Thema „Digitalisierung“ auf unserem Messestand entsprechend visuell und inhaltlich umsetzen. Wir glauben dennoch ganz und gar an den direkten Kundenkontakt. Ich denke nicht, dass wir unser Geschäft so abwickeln können, wie das Amazon tut.

Wie wird ein Autohaus in zehn Jahren Ihrer Meinung nach aussehen? Wird es noch Schauräume, Probefahrten et cetera geben?
All das wird es in fünf bis zehn Jahren mit Sicherheit noch geben. Es wird allerdings zu einer Konzentration kommen. Ich könnte mir vorstellen, dass derzeit privat geführte Autohäuser auch in Ketten aufgehen, um etwa das Thema „Logistik“ besser bewältigen zu können. Ich glaube aber auch in diesem Bereich völlig an den Kundenkontakt. Reüssieren werden weiterhin jene Betriebe, die bei Kundenkontakt und Service wirklich top sind. Es gibt so viele Autohäuser, in denen man sich rundum wohlfühlt und optimal betreut wird. Nie und nimmer soll dies gegen etwas Digitales ausgetauscht werden. Dort allerdings, wo ich allenfalls eine Nummer bin oder gar nicht wahrgenommen werde, wird es schwierig, ein Argument für den direkten Kundensupport zu finden. Da fühlt man sich noch besser im Internet aufgehoben.

Die Engagierten wird es also weiterhin geben?
Ja. Wenn sie sich ständig weiterentwickeln und immer besser werden.

Sind die Autohäuser im Schnitt heute gut genug?
Ich denke schon, dass es in Österreich eine Vielzahl an Betrieben gibt, die hervorragend geführt werden und optimalen Kundenkontakt bieten.

Abschlussfrage: 2018 war in puncto Neuzulassungen das drittbeste Autojahr bisher. Was erwarten Sie von 2019?
2018 war – trotz des Umstiegs auf WLTP – ein äußerst gutes Autojahr. Auch 2019 wird gut, die Vorzeichen sind erfreulich.

Sind Sie zufrieden mit der Auto- und Verkehrspolitik der neuen Regierung?
Die Automobilbranche ist eine für Österreich überaus wichtige. Die aktuelle Regierung ist offenkundig, was Auto-Politik betrifft, berechenbar, und das tut der Branche gut.