Frey Automobile-Schließungen: Die KFZ Wirtschaft fragt nach

Wien
02.10.2020

Von: Philipp Bednar
Wir haben Frey Automobile-Geschäftsführerin Anja Frey-Winkelbauer zum Kurzinterview betreffend der Filialschließungen gebeten. 
Anja Frey-Winkelbauer, GF Frey Automobile

Frau Frey-Winkelbauer, das Unternehmen Frey Automobile wird per Jahresende die zwei Standorte Wien Inzersdorf und Wien Donaustadt schließen und zukünftig keinerlei Vertriebstätigkeiten mehr für die Marken Toyota und Lexus tätigen. Wie kam es dazu?

Anja Frey-Winkelbauer: Dazu haben einerseits die Entwicklungen der letzten Jahre am Automobilmarkt geführt: Der Einsatz alternativer Antriebstechnologien, aber auch die Digitalisierung, die neue Anforderungen an Vertrieb und damit auch die Dimensionen der Standorte (Autohäuser). Wir haben unsere Autohäuser immer großzügig gebaut und exklusiv für die Marken Toyota und Lexus betrieben. Hinzu kommt die internationale Tendenz der Importeure, verstärkt selbst in den Märkten den Vertrieb zu übernehmen - sowohl im Flottengeschäft als auch zukünftig über Onlinehandel. Auch sinkende Deckungsbeiträge durch den extremen Verdrängungsmarkt im klassischen Retailgeschäft erschweren ein profitables Business. Andererseits haben die Auswirkungen der Covid-Krise ihren Teil dazu beigetragen, sozusagen als Brandbeschleuniger. Durch die stark eingebrochenen Absatzzahlen hat sich die Situation nicht nur am heimischen sondern auch am internationalen Automobilmarkt weiter verschärft. Wir haben als Antwort darauf schon in den vergangenen Monaten entsprechende Maßnahmen durch die Reduktion unserer Standorte gesetzt und uns auf die beiden verbleibenden Autohäuser in Wien Inzersdorf und Donaustadt konzentriert. Die Fortführung des Vertriebs für Toyota und Lexus in dieser Form hat aber seitens des Importeurs, Toyota Austria, leider keine Zustimmung gefunden. Das hat dazu geführt, dass wir nun auch diese beiden Standorte mit Jahresende schließen werden. 

Was wird mit den verbliebenen Marken Aston Martin, MG und Maxus passieren? Werden die Marken weitergeführt? Oder zieht sich die Familie Frey komplett aus dem heimischen Automobilbusiness zurück? 

Für die verbliebenen Marken stehen wir aktuell in sehr guten Gesprächen. Nachdem aber noch keine konkreten Ergebnisse vorliegen, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt keine näheren Auskünfte geben. 

Falls das einen Komplettrückzug bedeutet: Heißt das, dass Sie dem heimischen Automobilhandel als Betriebswirtin grundsätzlich skeptisch entgegen blicken? Oder ließe sich mit den verbleibenden Marken kein attraktives Geschäft aufbauen?

Unsere Familie ist bereits seit Jahrzehnten im Automobilgeschäft tätig. Dementsprechend sehen wir die Branche mit großer Leidenschaft, aber auch mit einer gesunden Portion wirtschaftlicher Sachlichkeit, was die aktuelle Situation und auch die Prognosen für die Zukunft anbelangt. Natürlich lässt sich mit dem Automobilhandel auch in Zukunft Geschäft machen – aber eben unter veränderten Voraussetzungen (Stichwort kleinere Verkaufsflächen, umfangreichere digitalisierte Prozesse).

Wie viele Mitarbeiter sind von den Schließungen betroffen? 

Von der Schließung Wien Inzersdorf und Donaustadt sind 40 MitarbeiterInnen betroffen. Wir haben für sie einen großzügigen Sozialplan entwickelt und die meisten haben bereits einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Ein gutes Zeichen dafür, dass wir immer besonders qualifizierte MitarbeiterInnen bei uns im Haus hatten.