
Helden im Hintergrund
Die Preisfrage lautet: Wer kann die meiste Kraft aus einem Tropfen Treibstoff kitzeln? Antworten suchen nicht nur die großen Automobilhersteller, sondern auch Technische Universitäten, unabhängige Entwicklungs- und Prüfinstitute sowie zahlreiche Zulieferbetriebe.
Geheimhaltung gegenüber der Öffentlichkeit, wer nun wem beim Motorenbau geholfen hat, ist ungeschriebenes Gesetz der Branche. So bleiben viele der oftmals beachtlichen Ingenieurleistungen von der Öffentlichkeit unbemerkt, denn der Motor wird als Herzstück des Fahrzeugs ausnahmslos mit dem Schriftzug der Automarke geschmückt. Beispielsweise präsentierte Zulieferer Delphi auf dem heurigen Motorensymposium stolz seine neue Diesel Common Rail Familie, die mit einem erhöhten Einspritzdruck von 2.500 bar und neuen Injektoren, die neun Injektionen pro Zyklus leisten können, Aufsehen erregte. Auf die Frage, in welchen Fahrzeugen die neue Technologie zum Einsatz kommen wird, verriet Peter Voigt, Chefingenieur für Dieselentwicklung bei Delphi, nur so viel: Der Delphi-Diesel kommt noch 2014 in den Fahrzeugen eines großen europäischen Herstellers auf den Markt. Ebenso verschwiegen gab sich Matthias Neubauer, Projektmanager für Benzinmotoren bei AVL List. Die Grazer Experten für Motorenentwicklung stellten auf dem Motorensymposium einen 1,6 Liter Motor mit 104 kW/141 PS zur Schau, der mit extern und intern gekühlter Abgasrückführung sowie dank Reibungsoptimierung und E-Kompressor nur 90 g/km CO2 emittiert – ein sensationell niedriger Wert. Laut Neubauer bekamen die AVL-Ingenieure bereits den Auftrag zur Weiterentwicklung des Aggregates bis zur Serienreife – von einem nicht näher genannten großen Hersteller. Trotz aller Geheimniskrämerei steht aber heute schon fest: Spätestens wenn ein Fahrzeug mit einem Antriebsdefekt in die Werkstatt kommt, wird der Schleier, der bis dahin über die Motorenentwickler gehalten wurde, gelüftet.
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