Kreisel Electric startet durch

Christian Schlögl, Geschäftsführer von KREISEL ELECTRIC, gibt im Interview mit der KFZ Wirtschaft einen Ausblick auf die künftige Marktentwicklung der Elektromobilität und verrät, welche Rolle das Mühlviertler Unternehmen dabei spielen wird.
Elektropioniere aus Oberösterreich: GF Christian Schlögl mit den Gründern Markus, Johann und Philipp Kreisel (v. l.)

KFZ Wirtschaft: Die Prognosen über den Durchbruch der Elektromobilität reichen von wenigen Jahren bis zu mehreren Jahrzehnten. Welche Rolle spielt Kreisel bei dieser Entwicklung?
Christian Schlögl: Die Philosophie von Kreisel Electric beruht darauf, diese Entwicklung zu unterstützen und mitzugestalten. Wir entwickeln den mobilen Stromspeicher stetig effizient weiter. Die Verbreitung der E-Mobilität können wir nur bedingt beeinflussen, da hier Makrofaktoren wie Politik und gesellschaftliche Akzeptanz eine wichtige Rolle spielen.

Wann werden E-Autos bezüglich Preis und Reichweite mit Verbrennern gleichziehen?
Laut aktuellen Prognosen werden in zehn Jahren etwa zwei Drittel aller Neuzulassungen E-Fahrzeuge sein. Unsere Technologie ermöglicht es, dass elektrische Fahrzeuge alltagstauglich werden und eine mit Verbrennern vergleichbare Leistung und Reichweite aufweisen. Bis diese Technologie in die Serienfertigung geht, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Die Automobilhersteller haben ja jetzt erst ihre großen Offensiven ab dem Jahr 2020 angekündigt. Insgesamt gehen wir davon aus, dass die Preise von elektrischen Automobilen in etwa fünf bis zehn Jahren im gleichen Preissegment wie Autos mit Verbrennungsmotoren liegen.

Welchen Technologievorsprung haben die Kreisel- Batterien heute, und wie wollen Sie diesen behalten oder ausbauen?
Unsere Batterien weisen ein besseres Thermomanagement auf, und auch die Verbindungstechnik der einzelnen Zellen unterscheidet sich von denen der meisten Hersteller. Kreisel-Akkus sind daher kompakter und leistungsfähiger, haben eine höhere Reichweite, eine kürzere Ladezeit und eine längere Lebensdauer. Da wir elektrische Fahrzeug-Prototypen binnen Wochen entwerfen können, stehen die Lösungen unseren Kunden schnell zur Verfügung. Auch haben wir nationale und internationale Patente, die unsere Technologie schützen. Zudem arbeiten wir stets an neuen Ideen, um unsere bisherigen Lösungen zu verbessern und weiter voranzutreiben. Wir sind Elektro-Pioniere und wollen es auch bleiben.

In Deutschland, den USA und China werden derzeit Batteriefabriken errichtet. Ist dabei das Knowhow von Kreisel gefragt?
Nach unserer Technologie besteht weltweit Nachfrage. Wir führen Gespräche und Verhandlungen mit Vertretern aus den USA, China und weiteren Ländern.

In welchen Fahrzeugen außer Automobilen kommen Kreisel-Batterien zum Einsatz?
Kreisel Electric bewegt sich in allen Sphären der elektrischen Mobilität. Unsere Batterien finden Verwendung in Pkw, im Transportbereich, in Flugzeugen, in Booten, im Rennsport. Zurzeit existieren rund 30 Prototypen im Automobil-Bereich sowie diverse weitere Einzelprojekte zur Elektrifizierung jeglicher Mobilitätslösungen.

Auf welchem Gebiet sehen Sie Ihre größten Marktchancen?
Unser Fokus lag in der Entwicklung auf der Automobilindustrie, die aufgrund der Diesel-Affäre nun noch stärker an elektrischen Stromspeicherlösungen interessiert ist. Hier sehen wir großes Potenzial, als ein „Ingredient Brand“ fester Bestandteil von Automobillösungen weltweit zu werden. Nicht zu unterschätzen ist allerdings auch unser stationärer Stromspeicherbereich. Wir haben bereits über 3.000 Vorbestellungen für unseren Mavero- Heimspeicher, und die Nachfrage steigt rasant.

Kreisel stellt Ladesäulen her und kooperiert auf diesem Gebiet mit Porsche Austria. Sind weitere Kooperationen mit Automobilimporteuren, Flottenbetreibern oder Institutionen geplant?
Selbstverständlich. Ein Beispiel dazu: Wir bauen gerade zusammen mit VDL eine Serie elektrischer Busse. Diese Serie umfasst rund 100 Stück, die gegen Ende des Jahres ausgeliefert sein werden. Wir kooperieren darüber hinaus mit den bekannten Automobilherstellern und den Tier-One-Zulieferern in Europa. Leider können wir aus Vertraulichkeitsgründen nicht über andere Serienfertigungen sprechen, an denen wir beteiligt sein werden. Auf Gemeindeebene haben wir Mobilitätskonzepte entwickelt, die ganze Kommunen elektrifizieren.

Kann der Ausbau der Lade-Infrastruktur in Österreich mittelfristig mit der Nachfrage nach Elektroautos mithalten?
An unserem Standort in Rainbach im Mühlkreis haben wir zurzeit knapp 60 Ladepunkte. Gemeinsam mit Porsche Austria werden wir 2018 weitere 100 Ladestationen aufstellen. Weitere Projekte mit anderen Anbietern sind bereits in Planung. Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur hoffen wir auf die Unterstützung der Politik.

Welches Know-how sollten sich aus Ihrer Sicht Österreichs Werkstätten aneignen, um E-Fahrzeuge warten und reparieren zu können?
Die Werkstätten sollten verstärkt den Fokus auf Elektrotechnik und -mechanik legen. Dabei ist die Batterietechnik natürlich ein wichtiges Element. So empfehlen wir, einen erfahrenen Elektrotechniker zu beschäftigen, der Wissen bezüglich Hochvolt- Elektrik mitbringt.

Wie wartungsintensiv ist der Stromspeicher eines Fahrzeuges?
Jede der ca. 8.000 Zellen in einem Akku für typische Pkw wird ständig über eine spezielle Software überwacht. Die Batterie sollte jährlich geprüft werden, um sicherzustellen, dass die Kapazität im vorgesehenen Bereich liegt. Unsere Stromspeicher sind grundsätzlich nicht sehr wartungsintensiv. Das besondere Thermomanagement ermöglicht durch eine dauerhafte Umspülung der einzelnen Batteriezellen eine nachhaltige Erhöhung der Lebensdauer der Batterie. Diese Flüssigkeit zirkuliert in einem geschlossenen Kreislauf. Auch die spezielle Verbindung der einzelnen Batteriezellen durch ein spezielles Laserverfahren hilft dabei, dass die Leistungsfähigkeit der Batterie steigt. Selbst wenn einzelne Zellen defekt sind, arbeitet die Batterie weiter.

„In zehn Jahren werden etwa zwei Drittel aller Neuzulassungen E-Fahrzeuge sein.“ CHRISTIAN SCHLÖGL, GF KREISEL ELECTRIC