Mehrmarken-Service am Ende?

Diese unentwegt steigende Komplexität der Fahrzeugmodelle und -systeme stellt bereits heute viele Mehrmarken-Servicebetriebe vor große Herausforderungen.Laut der aktuellen Studie „Europäischer Aftermarket 2030: Erfolg durch Coopetition“ der Unternehmensberatung ICDP könnte diese Entwicklung weitergehen. Die Studienmacher prognostizieren, dass es für eine klassische Mehrmarkenwerkstatt zunehmend schwieriger werde, der Komplexität der Fahrzeuge mit personellem Know-how und entsprechender Werkstattausrüstung gerecht zu werden. Deshalb würden sich freie Werkstätten vermehrt auf eine geringere Anzahl von Marken spezialisieren und sukzessive noch stärker in Konkurrenz zu den Vertragswerkstätten treten, so die ICDP-Experten.

Forciert werde dieser Prozess unter anderem vom Wechsel vom privaten Fahrzeugbesitz hin zu verschiedenen Leasingformen. Dabei schließen die Kunden häufig Pakete für die Wartung mit ab, die von der Leasinggesellschaft verwaltet werden. Diese entscheide sodann, wann, wo und zu welchem Preis eine Wartung gemachtt werde. Das senke gezwungenermaßen die Margen der Werkstätten. 

Unfallreparaturmarkt schrumpft 

Noch stärker als im Servicegeschäft soll der Rückgang bei den Unfallreparaturen sein. Durch die Zunahme von Fahrerassistenzsystemen werde der Markt um bis zu 20 Prozent schrumpfen, obgleich der europäische Fahrzeugbestand auf knapp 300 Millionen Fahrzeuge anwachsen dürfte (Stand 2017: 268 Millionen). Die Studienautoren erwarten deshalb eine weitere Konsolidierung am Reparaturmarkt, der Wettbewerb zwischen OEMs und IAMs dürfte sich weiter verschärfen. Mit Blick auf den gesamten Aftermarket spricht ICDP vom „neuen“ Paradigma der Coopetition. So müsse eine geringe Anzahl von Teilehändlern, Werkstätten und Serviceanbietern sowohl konkurrieren als auch kooperieren. Dies sei nötig, um fortan überhaupt wirtschaftlich rentabel zu sein.