Neues Luxus-SUV aus Vietnam

Elektromobilität
10.12.2021

Die neue Autowelt ist bunt wie nie: Jetzt mischt sogar ein Anbieter aus Vietnam die Branche auf. 2022 will er seine E-Autos mit Premium-Anspruch sogar schon in Europa verkaufen. 
Der neue Player setzt auf E-SUVs mir Premium-Anspruch, verspricht aber konkurrenzfähige Preise.

Das Aufkommen der Elektromobilität stellt den globalen Automarkt auf den Kopf. Wie die sprichwörtlichen Schwammerl sprießen laufend neue Anbieter aus dem Boden. In der Regel stammen diese aus den USA oder aus China, von wo aus sie dann auch den europäischen Markt ins Visier nehmen. Es gibt aber auch anderswo interessante Newcomer. Etwa in Vietnam!

Dort mischt das Unternehmen Vinfast die Branche auf. Es handelt sich dabei um den automobilen Arm der Vingroup, einem Mischkonzern mit rund 40.000 Mitarbeitern, der vom reichsten Mann Vietnams gelenkt wird.  

Europäisches Know-how 

Vinfast setzt auf europäisches Know-how. An der Spitze steht der ehemalige Opel-CEO Michael Lohscheller. Er soll die Expansion in Europa und den USA vorantreiben. Die angebotenen Fahrzeuge (den Anfang machen die SUVs VF e35 und VF e36) sind – man ist geneigt zu sagen selbstverständlich – rein elektrisch angetrieben. Die Fahrzeuge sind in der oberen Mittelklasse angesiedelt, das Unternehmen will sich damit offenkundig als selbstbewusste Premiummarke positionieren. Dafür wurden gleich mal 5,4 Milliarden US-Dollar investiert.

Mit den beiden neuen Elektro-SUVs will sich Vinfast nun weltweit als neue Elektromarke positionieren. Sie entstanden mit der Hilfe von Pininfarina. „Wir planen, im vierten Quartal 2022 nach Europa zu kommen“, blickt Michael Lohscheller nach vorn, „zunächst nach Deutschland, Frankreich und die Niederlande. Danach folgen andere europäische Staaten.“ Vorbestellungen für beiden Elektro-Crossover sollen bereits zur Mitte des kommenden Jahres möglich sein.

Einst fertigten die Vietnamesen übrigens für den Heimatmarkt Motorroller. Dann kamen die beiden Modelle Vinfast Lux A 2.0 und Lux SA 2.0 hinzu, beides Lizenzbauten der BMW-Modelle 5er und X5. Übrigens: Nicht nur zu BMW und GM werden Kontakte unterhalten, auch Österreicher, nämlich Magna Steyr und AVL List, sind als Kooperationspartner des neuen Autobauers an Bord.

Aktuell kommen alle Fahrzeuge aus dem noch jungen Automobilwerk im Dinh Vu Industrial Park in Hai Phong, es soll aber auch eine Fertigung in der USA aufgebaut werden. Auch der Einstieg in der Batterieproduktion ist bereits auf Schiene: Dazu haben Vinfast und LG Chem bereits ein gemeinsames Akkuunternehmen mit Namen VLBP gegründet. Ziel des neuen Unternehmens ist es, in Vietnam Lithium-Ionen-Akkupakete für die eigenen Elektromodelle herzustellen.

Keine Händler und keine Gewerkschaft

In Europa will Vinfast auf ein Netz von Autohändlern verzichten. Lohscheller plant lediglich zentrale Flagship Stores in den großen Städten, in denen die Kunden die Fahrzeuge erleben können. Gegebenenfalls wird das Fahrzeug wird dann nach Hause geliefert und zum Service kommen die Techniker zu den Kunden nach Hause und versuchen das Problem dort zu lösen, wie der Chef des Unternehmens bereits erläuterte. Für den Vertrieb orientiert man sich also eher an Marken wie Tesla oder Polestar, denn an europäischen Traditionsherstellern.

Einen Wettbewerbsvorteil hat er jedenfalls: „In Vietnam geht ohne Gewerkschaften alles viel schneller. Ein neues Auto entsteht hier in 18 und nicht 48 Monaten, die Leute arbeiten sechs Tage in der Woche und leben nahe der Fabrik“, erzählte Lohscheller deutschen Medien von seinen ersten Monaten in Vietnam. 6.000 Leute würden eine Fabrik auf einer Fläche von 135 Hektar, in der pro Jahr 250.000 Fahrzeuge produziert werden können, in nur 15 Monaten bauen. Die Entscheidungen würden einfach viel schneller getroffen. Die Preise der Fahrzeuge sind indes noch nicht bekannt, sie sollen aber, so das Versprechen des Herstellers, sehr konkurrenzfähig sein.