Peugeot 308: Probleme mit Turbolader

Diagnosekrimi
09.08.2016

Ein Peugeot 308 mit Premium-Ausstattung leistet Mutter und Tochter aus Wien jahrelang gute Dienste, bis er eines Tages durch ungewöhnliche Motorgeräusche einen Defekt ankündigt. Mit dem folgenden Werkstattbesuch beginnt ein neuer Diagnosekrimi.

Georg Ringseis von der traditionsreichen Spezialwerkstätte am Wiener Schwarzenbergplatz nimmt den französischen Kompaktwagen in Empfang und öffnet zwecks Erstdiagnose die Motorhaube. Gemeinsam mit der Kundin lauscht er nach ungewöhnlichen Geräuschen, und tatsächlich ist bei rund 2500 U/min ein seltsames Rasseln vernehmbar. „Es klingt wie das Vibrieren einer Unwucht und gehört eindeutig nicht zum normalen Motorgeräusch“, sagt der Experte. Er nimmt die Fahrzeugdaten auf und setzt die Diagnose fort.

Der Wagen ist mit einem 80 kW starken 1560 ccm Turbodieselmotor ausgestattet, hat rund 120.000 km auf dem Buckel, wird hauptsächlich im Mischbetrieb Stadt/Land bewegt, ist regelmäßig serviciert und wirkt sehr gepflegt. Weder eine Kontrollleuchte noch ein außergewöhnliches Verhalten im Fahrbetrieb geben Hinweise auf einen Defekt. Nach einer ersten Prüfung schließt Ringseis das Getriebe und den Riementrieb als Geräuschursachen aus und nimmt sich dann den Turbolader vor. Der Diagnosekrimi beginnt.

  • Die Ansaugleitung zwischen Luftmassenmesser und Turbolader wird abgenommen, das Laufrad kontrolliert: Tatsächlich wird ein Lagerschaden festgestellt, der den unrunden Lauf und das Geräusch verursacht hat. Die Turbinenschaufeln wirken wie angeknabbert, weil sie wegen der übermäßig abgenutzten Welle am Gehäuse schleifen.
  • Als Ursache wird eine schlechte Schmierung ausgemacht, durch die die Welle ein Spiel bekommen hat. Da die Serviceintervalle eingehalten wurden, kann es nicht an einer mangelhaften Ölqualität liegen.
  • In der Vorlaufleitung wird ein verkoktes Ölsieb gefunden. Auf der Suche nach der Ursache wird die Ölwanne demontiert – auch hier gibt es Ablagerungen.
  • Der Turbolader wird getauscht, die Vorlaufleitung, das Ölsieb, die Luftansaugleitungen und der Ladeluftkühler werden gereinigt und wieder zusammengebaut.
  • Das Diagnosegerät zeigt die fehlerfreie Funktion des Systems, bei der anschließenden Probefahrt gibt der Motor keine ungewöhnlichen Geräusche mehr von sich. Auf einem kurzen Autobahnstück leuchtet jedoch plötzlich die Motorkontrolllampe auf, und ein Leistungsabfall macht sich bemerkbar. Auf dem Multifunktionsdisplay wird ein Fehler in der Abgasnachbehandlung angezeigt.
  • Nach Rückkehr in die Werkstatt meldet das Diagnosegerät unplausible Druckverhältnisse im Abgasturbolader. Eine neuerliche Probefahrt zeigt keine Auffälligkeiten bis etwa 2500 U/min, da­rüber wird ein leichtes Ruckeln spürbar.
  • Nach Studium der Fachliteratur und hilfreichen Hinweisen von Fachkollegen schöpft Kfz-Techniker Georg Ringseis den Verdacht, dass der Fehler beim Druckregelventil liegen könnte. Dieses regelt die mittels Unterdruck bewegten Schaufeln des Turboladers und wird vom Motorsteuergerät angesteuert.
  • Ringseis macht sich an die aufwendige Demon­tage, da das Ventil an der Spritzwand hinter dem Motor angebracht ist.

Fazit

Die Reparatur hat Erfolg, nach dem Tausch des Ventils funktioniert der Motor einwandfrei.