Studie belegt: Individualmobilität erlebt dank Corona einen Boom

Digitalisierung
19.01.2021

 
Dese Studie will man gerne haben: Auch wenn die Pandemie der Autobranche zu schaffen macht, so hat sie das Auto als krisensicheres Fortbewegungsmittel durchaus aufgewertet. Das bestätigt eine Studie von willhaben, die für die Zukunft durchaus Mut macht. Jetzt gilt es digitale Potenziale auszuschöpfen. 
Michael Gawanda, Head of Auto & Motor bei willhaben, hat aktuelle Trends in der Autobranche analysiert.
Michael Gawanda, Head of Auto & Motor bei willhaben, hat aktuelle Trends in der Autobranche analysiert.

„Das Geschäft vieler Händler mag vergangenes Jahr teilweise stillgestanden sein", sagt Michael Gawanda, Head of Auto & Motor bei willhaben: „Trotzdem wird das Auto auch in Zukunft einen wesentlichen Platz im Alltag der Menschen haben." Im Rahmen einer groß angelegten Mobilitätsumfrage wurde sogar klar ersichtlich, dass die Individualmobilität „boomt wie schon lange nicht mehr". Im vergangenen Jahr wurden Orte, an denen viele Menschen zusammenkommen, aus gesundheitlichen Gründen gemieden – so auch die öffentlichen Verkehrsmittel. Die Nutzung von Bahn, Bus, Tram, aber auch dem Flugzeug ging drastisch zurück. Im Gegenzug dazu stieg die Verwendung von Individualverkehrsmitteln. Neben Fahrrad, Scooter und Co. zählt dazu auch das Auto.

„Zwar gaben mehr als 40 Prozent der Befragten an, krisenbedingt weniger Kilometer mit Verkehrsmitteln zurückgelegt zu haben, die Autonutzung blieb jedoch zumeist gleich oder stieg sogar an", erklärt Gawanda, der sich frelich sher wohl bewusst ist, dass die Automobilbranche vergangenes Jahr mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen hatte und Fahrzeughersteller aufgrund der Pandemie vor immense Herausforderungen gestellt wurden. 

Neben dem praktischen Nutzen spiele, so ein weiteres Ergebis der willhaben-Studie, auch der symbolische Wert eines Fahrzeuges mit: Das eigene Auto stehe für Flexibilität, Freiheit und Unabhängigkeit – in Zeiten von gesundheitlich notwendigen Bewegungseinschränkungen ein wesentlicher Aspekt. Vor allem aber wollte das Unternehmen analysieren, welche Entwicklungen die Branche 2021 beschäftigen werden. 

Auto schützt vor Infektionen

Sehr wahrscheinlich sei, dass der Grad der Mobilität nach der Krise wieder ansteigt – jedoch wird sich die Art wohl ändern. „Knapp 60 Prozent der Teilnehmer unserer Umfrage bestätigten, dass sie sich im Auto besser vor Infektionen geschützt fühlen als in öffentlichen Verkehrsmitteln – und darauf wird zukünftig verstärkt geachtet werden“, sagt Gawanda. Das stelle Autohändler und Anbieter einschlägiger mobiler Dienstleistungen vor neue Aufgaben, auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit und den Klimaschutz. So werde u. a. die Akzeptanz für Auto-Abonnements mit flexiblem Zugriff auf verschiedene Fahrzeuge und Mobilitätsmöglichkeiten steigen. In den monatlichen Raten sind neben dem Fahrzeug oft auch die Versicherung, Wartung, Vignette und ein Kilometerpaket enthalten. Beispiele für solche Angebote sind „SIXT+“ vom deutschen Autovermieter SIXT oder das E-Carsharing-Startup Eloop aus Wien. 

Wenn es um die nachhaltige Lösung von Verkehrsfragen geht, spielen alternative Antriebe eine wesentliche Rolle – vor allem die E-Mobilität. „Diese ist mittlerweile weit mehr als nur Zukunftsmusik und verlässt langsam ihr jahrelanges Nischendasein. Alle gängigen Automarken stellen bereits Elektrofahrzeuge oder Hybridmodelle her. Einstige Kinderkrankheiten wie geringe Akku-Reichweiten oder hohe Anschaffungskosten werden nach und nach beseitigt“, ist der willhaben-Manager überzeugt. Durch die steigende Alltagstauglichkeit werde die Akzeptanz der Stromer ebenfalls weiter zunehmen. Tatsächlich handelte es sich im November letzten Jahres bereits bei jeder zehnten Neuzulassung um ein Elektroauto. Der VW ID3 sicherte sich außerdem den dritten Stockerlplatz der meistangemeldeten Autos - hinter VW Golf und Skoda Octavia. Anreize von staatlicher und unternehmerischer Seite können diese Akzeptanz weiter fördern. 

Digitale Absatzkanäle 

Spätestens seit des ersten Corona-Lockdowns ist auch klar, dass sich nahezu alles online kaufen lässt. Dazu zählt auch das Auto. „Digitale Absatzmöglichkeiten werden am Fahrzeugmarkt immer relevanter. Vor allem junge Konsumenten können sich vorstellen, verschiedenste Schritte beim Kauf über das Netz abzuwickeln. Dazu zählen unter anderem die Informationssuche, Online-Bewertungen, virtuelle Fahrzeugbesichtigungen oder After-Sales-Services", sagt Gawanda. Dort, wo eine vollständige Digitalisierung nicht möglich ist – vor allem bei physischen Besichtigungen und Probefahrten – können Händler mit hochwertigem Vor-Ort-Service punkten. „So wird ein optimales Kundenerlebnis garantiert. Im Zuge dessen müssen Händler ihr Serviceangebot überdenken, digitale Kanäle einbinden und, wo es möglich ist, noch gezielter auf die Kunden eingehen."

Da die Automobilbranche von der Corona-Krise besonders hart getroffen wurde, gingen auch die Werbeinvestitionen zurück. Vor allem im Frühjahr 2020 waren die Einsparungen massiv. Da die Bedeutung des Autos in den kommenden Jahren jedoch weiter steigen wird, werden auch die Werbeaktivitäten wieder hochgefahren, ist man sich bei willhaben sicher. „Im zweiten Lockdown haben viele Händler ihre Werbebudgets sogar vergrößert“, analysiert Gawanda. „Bei unseren internen Auswertungen sehen wir zudem, dass großes Interesse herrscht. Normalerweise ist die Zeit um den Jahreswechsel immer etwas stiller auf der Auto-Plattform. Aktuell verzeichnen wir jedoch trotz Lockdown überdurchschnittlich hohe Anfragezahlen“, so Gawanda. Fahrzeuge werden digital verkauft und nach Lockdown-Ende schließlich ausgeliefert. Ein Grund mehr, warum Autohändler ihre Kommunikationsaktivitäten für die kommenden Jahre bereits jetzt besonders genau planen sollten: „Hier kann viel Potenzial geschöpft werden, um nachhaltig weiterzuwachsen", weiß man bei willhaben. Vor allem im digitalen Bereich gebe es effiziente Möglichkeiten, um die richtigen Zielgruppen anzusprechen.