VW Sharan: Zentralverriegelung ausgefallen

Diagnosekrimi
16.09.2021

Ein 17 Jahre alter VW Sharan entwickelt eines Tages seltsame Marotten. Völlig unvorhersehbar fallen Lichter und die Zentralverriegelung aus, ein Werkstattbesuch wird unvermeidlich. Die Suche nach der Ursache gerät zum Diagnosekrimi.
VW Sharan

150.000 Kilometer hat der VW Sharan mit 1,9 Liter Turbodieselmotor bereits auf dem Buckel, als er seinem Besitzer signalisiert, dass mit seinem Innenleben etwas nicht stimmt. Es beginnt mit dem Ausfall der Zentralverriegelung, dann fängt der Blinker zu „spinnen“ an, und auch die übrige Außenbeleuchtung veranstaltet gefährliche Lichtspiele mit willkürlichen Aussetzern. Dazu kommt, dass auch die elektrischen Fensterheber sowie die Heckscheibenheizung ihren Geist aufgeben. Der Sharan wird daraufhin in die Schubertgarage in Wien Alsergrund gebracht, wo Martin Schmidt, Kfz-Meister und Geschäftsführer der traditionsreichen freien Werkstatt, den störrischen Van unter die Lupe nimmt.

Ein Diagnosekrimi beginnt

  • Nach dem Anschluss des Diagnosegerätes wird der Fehlerspeicher ausgelesen. Im Bordnetzsteuergerät sind die Kurzschlüsse und Unterbrechungen der Stromversorgung sowohl bei der Beleuchtung als auch bei der Zentralverriegelung vermerkt.
  • Zuerst werden die Sicherungen kontrolliert – alles okay. Dann kommen die Glühbirnen dran – ebenfalls in Ordnung.
  • Mittels Stellglieddiagnose wird die Zentralverriegelung über das Diagnosegerät angesteuert, und siehe da, die Stromversorgung ist offenbar unterbrochen.
  • Die Verkabelung im Durchgang von der Karosserie zur Tür wird kontrolliert, da es an dieser Stelle häufig zu Kabelbrüchen kommt, doch das Kabel ist in Ordnung.
  • Nun werden die Türverkleidung abgenommen und die Ansteuerung des Steuergerätes im Fensterhebermotor kontrolliert. Dabei wird ein Massefehler festgestellt.
  • Nach Stromlaufplan wird nun das Massekabel verfolgt und auf Bruchstellen kontrolliert. Die Suche führt zum Hauptkabelstrang, der unter der linken Fußraumverkleidung einen Knoten aus Quetschverbindern bildet.
  • Dabei stellt sich heraus, dass der Teppich im Fußraum mit Wasser vollgesogen ist und die Quetschverbinder bereits stark korrodiert sind.
  • Mit der Erneuerung der Quetschverbinder sind zwar mit einem Schlag alle Elektrik-Probleme behoben, doch die Ursache des Wassereintritts ist noch unklar.
  • Martin Schmidt geht mit detektivischem Spürsinn auf die Suche und macht schließlich das Schiebedach als Tatort aus. Dort sammelt sich im Rahmen bei Regenfahrten und Waschstraßenbesuchen das Wasser und sollte eigentlich über Rinnen und Schläuche in die vorderen Radkästen abfließen. Bei älteren Fahrzeugen können die Schläuche mit der Zeit verstopfen, woraufhin sich das Wasser einen anderen Weg hinter der Verkleidung sucht und schließlich im Fußraum beim Hauptkabelstrang staut.
  • Die Behebung der Ursache ist einfach: Die Schläuche werden mit einer Einzugsfeder, die zur Grundausrüstung eines Elektrikers gehört, durchgeputzt – schon ist der Fall auf Dauer gelöst.

Kommentar: Vertraue keinem Assistenten

Mit der bevorstehenden Ablöse des Verbrennungsmotors durch den teil- oder vollelektrischen Antrieb wächst rasant die Anzahl der Kabel, Schalter, Sicherungen und Stecker im Fahrzeug. Dazu kommen die Vernetzung der Bordelektronik mit Fahrerassistenten, Sensoren und Telematik-Funktionen sowie immer mehr elektronische Komfort-Features.

Das Problem: Bei älteren Autos machen sich Defekte an der Bordelektrik meist „nur“ durch den Ausfall von Lichtern oder Fensterhebern bemerkbar, im schlimmsten Fall lässt sich der Motor nicht starten. Doch Kurzschlüsse und Funktionsausfälle durch Wassereintritt sind auch bei modernen Fahrzeugen mit teilautonomen Assistenten nicht gerade selten. Der Ausfall des adaptiven Tempomaten beispielsweise könnte durchaus fatale Folgen haben, wenn sich der Fahrer zu sehr auf seinen elektronischen Assistenten verlässt und mit Vollgas auf die langsame Kolonne voraus zurast.