Wem gehören eigentlich die deutschen Autobauer?

14.12.2021

Die Familien Porsche, Piëch und Quandt lenken nach wie vor die Geschicke deutscher Autobauer. Allerdings sind längst auch Investoren aus China und Nahost investiert. Und zwar viel stärker und damit auch mächtiger als gedacht. 
Bei Daimler haben vor allem chinesische Großaktionäre das Sagen.

Wer die Nachrichten aufmerksam verfolgt, wird nicht umhingekommen sein, den jüngsten Streit auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München wahrgenommen zu haben. Es geht dabei um das Katar-Sponsoring des Vereins, welches Teilen der Fangemeinde in Hinblick auf Menschenrechtsverstöße des Emirats sauer aufstößt. Es geht um 20 Millionen Euro. Freilich ist das nur die Spitze des Eisbergs, denn, wie Beobachter zu Recht betonten, hat der Verein ja auch einen viel wichtigeren Sponsor-Vertrag mit Audi. Der Autohersteller hält sogar Anteile an Bayern München. Und an der Audi-Mutter VW ist wiederum erst Katar beteiligt. Die KFZwirtschaft nahm dies zum Anlass, um sich die aktuelle Aktionärsstruktur der deutschen Autobauer genauer anzuschauen.

Bleiben wir gleich bei VW. Hier hat der sogenannte Streubesitz, also die „kleinen Aktionäre“ traditionell nichts zu reden. Großaktionäre wie die Familie Piëch/Porsche, die über die Porsche Automobil Holding SE mehr als 31 Prozent der Anteile hält sowie das Land Niedersachsen kontrollieren den Konzern. Und seit mittlerweile vielen Jahren eben auch die Qatar Holding, über die das Scheichtums 14,6 Prozent der Anteile kontrolliert.

Gerüchte um neue Strukturen bei VW

Übrigens bahnt sich bei VW offenbar ein großer Umbau der Konzern- und Aktionärsstruktur an. Deutschen Medienberichten zufolge prüft die Familie gerade den Verkauf von Teilen ihrer VW-Beteiligung. Das Geld will sie angeblich in die Sportwagentochter Porsche stecken, die einen Börsengang – und somit eine Abspaltung von VW – vorbereiten soll.

Etwas einfacher sind die Beteiligungsverhältnisse bei BMW – vor allem, wenn man weiß, dass hinter der Beteiligungsgesellschaft Aqton die Familie Quandt steckt. Tatsächlich haben sich Stefan Quandt und seine Schwester Susanne Klatten das Erbe über die entsprechenden Stimmrechte aufgeteilt. Sie kontrollieren damit dem Autokonzern, allerdings befinden sich immerhin mehr als 53 Prozent der Aktien im Streubesitz.  

Bleibt die Nummer drei im Bunde: Daimler. Die Mercedes-Mutter befindet sich zum Teil in chinesischen Händen. Diese wiederum sind größer als bislang gedacht. Damit ist folgendes gemeint: Die Beijing Automotive Group (BAIC) musst infolge der Abspaltung des Daimler-Truckgeschäfts ihre Anteilsverhältnisse offen legen und damit eben erst bekannt geben, dass sie bereits rund zehn Prozent (insgesamt sind es genau 9,98 Prozent) an Daimler hält (in der offiziellen Aktionärsgrafik des Konzerns ist dies noch gar nicht berücksichtigt – siehe Bilder). Der Pekinger Staatskonzern ist über ein Joint Venture übrigens auch ein Produktionspartner der Schwaben.  

Doch hiermit endet der chinesische Einfluss bei Daimler noch lange nicht: Eine gewisse Tenaciou3 Prospect Investment Limited hält ebenfalls knapp zehn Prozent der Aktien. Hinter Tenaciou3 Prospect steht wiederum der chinesische Investor Li Shufu vom Autobauer Geely. Somit kann man durchaus sagen: Was Niedersachsen für VW ist, das ist China nun für Daimler: ein Kernaktionär, ohne den nichts geht.

Wer zahlt, schafft an

Genau genommen ist die Situation hier sogar noch ärger, da es anders als bei VW ja auch gar keinen mächtigen deutschen Großaktionär als Gegengewicht gibt. Dafür mischt auch bei Daimler zudem noch ein Investor aus Nahost mit: Die Kuwait Investment Authority hält knapp sieben Prozent der Aktien am Mercedes-Hersteller. Die deutsche Autoindustrie ist insgesamt jedenfalls nicht mehr in deutschen Händen, sie wird zu einem guten Teil bereits von Großaktionären aus dem Nahen wie auch dem Fernen Osten kontrolliert. Nicht untypisch für die aktuellen wirtschaftlichen Machtverhältnisse. Und hier schließt sich wiederum der Kreis zum Fußball. Auch dort haben –allen voran in der englischen Premier League –  immer mehr Investoren aus dem asiatischen Kontinent das Sagen.