Konflikt

Jetzt auch Alfa und Jeep: Händler-Ärger über Stellantis

Autoindustrie
23.02.2022

Coronokrise hin, Chipmangel her - Stellantis legte für das Jahr 2021 eine Bilanz mit Rekordergebnissen auf den Tisch. Neue Bonusregelungen kommen bei den (deutschen) Vertriebspartnern indes gar nicht gut an.
Jeep Wrangler 4xe
Vor allem das US-Geschäft - hier Jeep Wrangler 4xe als Hingucker auf der diesjährigen CES in Las Vegas - läuft sehr gut. 

Das starke Geschäft in den USA sowie milliardenschwere Kostenvorteile durch die Fusion von Fiat Chrysler und PSA (mit den Marken Peugeot, Citroen und Opel) haben Stellantis zu einem Rekordergebnis verholfen. Der bereinigte operative pro-forma-Gewinn verdoppelte sich im vergangenen Jahr 2021 nahezu auf 18 Milliarden Euro, wie der Konzern nun mitteilte. In Deutschland mehren sich unterdessen schon wieder kritische Stimmen der Handelspartner, die vor allem mit dem neuen Bonusprogramm des Herstellers unzufrieden sind. 

Hohe Margen bei Stellantis

Die bereinigte operative Marge von Stellantis kletterte 2021 auf 11,8 (Vorjahr 6,9) Prozent, was ein für einen Massenhersteller ein sehr hoher Wert ist und sogar über dem liegt, was das Management in Aussicht gestellt hatte. In Nordamerika, wo Stellantis mit den Marken Jeep, Dodge und Ram stark vertreten ist, stand eine Rekordrendite von gar 16,3 Prozent zu Buche.

Der Konzernumsatz kletterte um 14 Prozent auf 152 Milliarden Euro. „Die heutigen Rekordergebnisse beweisen, dass Stellantis gut positioniert ist, um selbst in den unsichersten Marktumgebungen eine starke Leistung zu liefern", sagte Konzernchef Carlos Tavares. Auch für das laufende Jahr stellte Stellantis eine zweistellige operative Marge in Aussicht. Hohe Rohstoffkosten und die Ukraine-Krise dürften das Jahr 2022 allerdings belasten. Der Konzern sei jedoch gut gerüstet, ohne größere Schrammen durch die Krise zu kommen, wie es heißt.

Schaler Beigeschmack

Einen schalen Beigeschmack haben die Milliardengewinne für viele kleinere Händler einiger Konzernmarken. Denn die erleben alles andere als goldene Zeiten. Der Mutterkonzerns Stellantis hat seine Händlerverträge zum 31. Mai 2021 mit einer Frist von zwei Jahren gekündigt. Bis heute hängen Händler in der Luft, wissen nicht, ob und wenn ja, wie es nach 2023 mit ihnen als Vertragshändler diverser Stellantis-Marken weiter gehen wird.

Derweil laufen Händler in Deutschland auch aus einem ganz anderen Grund gegen den Konzern Sturm. Wie berichtet, hat ein deutsches Gericht einer vom Verband Deutscher Opel-Händler (VDOH) eingebrachten Klage gegen Opel wegen potenziellen Missbrauchs seiner Marktmacht stattgegeben. Der VDOH hatte sich gegen die Unkalkulierbarkeit des Vergütungssystems von Opel, vor allem gegen die einseitigen Änderungsmöglichkeiten bis hin zum Eingriff in die Marge, zur Wehr gesetzt.

Jetzt hat auch der Händlerverband von Alfa Romeo und Jeep Alarm geschlagen und, wie deutsche Fachmedien berichten, dringend um eine Fortführung des Dialogs zu mehreren Baustellen in der Vertriebspolitik gebeten. Hauptstreitpunkt ist auch hier das neue Bonussystem, das zuvor neben den Opel-Händlern auch schon jene von Peugeot und Citroen in Rage gebracht hatte. Die Händler fühlen sich benachteiligt und übergangen, da sie in die Ausgestaltung der neuen Regelungen anscheinend nicht eingebunden werden.

Dubiose Bonusregeln

Stellantis hat seinen Fiat-, Alfa-Romeo- und Jeep-Partnern zum Jahreswechsel eine neue Bonusregelung verkündet. In dem gut 20-seitigen Schreiben macht der Hersteller analog zu Opel, Peugeot und Citroën den Erfolg in Kundenzufriedenheitsumfragen zum zentralen ­Bonuskriterium. 

Geradezu absurd ist allerdings anscheinend die Kundenzufriedenheitsmessung über den sogenannten „Net Promotor Score“. Wie die deutsche Fachzeitschrift kfz-betrieb meldet, handelt es sich dabei um eine Bewertungsmethode, bei der eine Sechs (von insgesamt möglichen zehn Punkten) letztendlich genau so wenig zählt wie eine Null. Obendrein soll das System, von dem letztendlich die Auszahlung von Teilen der Boni abhängt, mit schlechten Daten gefüttert sein und noch schlechtere ausspucken. Prompt prüfen die Händlerverbände angeblich auch hier bereits juristische Schritte.

Unterdessen sorgte dieser Tage gleich noch etwas für Diskussionen in Deutschland: Stellantis hat die zweijährige kostenlose Anschlussgarantie, die seit 2015 jedem Neuwagenkunden von Jeep mitgegeben wurde, zum Jahreswechsel gestrichen. Die Werksgarantie wurde somit von vier wieder auf zwei Jahre gekürzt. Auch die Mobilitätsgarantie wurde auf zwei Jahre gekürzt. Auch darauf reagiert der Handel dem Vernehmen nach genervt.

In Österreich wurde an der Garantie nichts geändert: Laut der offiziellen Website ist jeder Neuwagen von Jeep serienmäßig mit 4 Jahren Jeep Garantie ausgestattet – das bedeutet 2 Jahre Neuwagengarantie plus weitere 2 Jahre JeepCare bei einer maximalen Fahrleistung von 120.000 km.