Mercedes-Benz E-Vito Kastenwagen
Das Fahren von Elektrofahrzeugen ist zumeist ein erfreuliches Erlebnis. Das Aufladen hingegen sorgt gelegentlich für unliebsame Überraschungen, so auch beim E-Vito.
Motor: Asynchron drehender Induktionsmotor mit 3 Phasen und 6 Polen,
85 kW/116 PS Peak-Leistung
Max. Drehmoment: 295 Nm
Eigengewicht: 2185 kg
Nutzlast: 1015 kg
NEFZ-Verbrauch: 19,93–23,9 kWh/km
Ladeleistung/-zeit: AC 7,4 kW (0–100 %) rund 6 h
Vor- & Nachteile
+ „grünes“ Image
+ gute Verarbeitung
+ bewährte Karosserie
- lange Ladezeit
- karge Basisausstattung
- ungünstig platzierte Ladekomponenten
Als Motorjournalist ohne eigener „Wallbox“ oder Garagenplatz mit Zugang zu einer Steckdose ist man während der Testtage mit einem Elektroauto auf die öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen. Das war auch bei unserem Rendezvous mit dem Mercedes-Benz E-Vito in der Version als Kastenwagen der Fall.
Voll aufgeladen erfreut der batterieelektrische Vito mit allen bekannten Vorzügen der E-Mobilität: volles Drehmoment aus dem Stand, das Fehlen der Geräuschkulisse eines Verbrennungsmotors und nicht zuletzt der lokal emissionsfreie Betrieb. Punkto Verarbeitungsqualität des eher spartanisch eingerichteten Cockpits und Laderaumkapazität braucht sich der E-Vito (Vorderradantrieb, 1015 kg Nutzlast) gegenüber seinen Verbrenner-Pendants gleichfalls nicht zu verstecken. Einzig in Bezug einer gemütlich beheizten Fahrerkabine muss man in der kalten Jahreszeit Abstriche zu Gunsten der Reichweite machen.
Supermarkt-Tour
Deren sinkende Anzeige verfolgt der Fahrer eines E-Vito durchwegs mit Argusaugen. Reicht die verbleibende Reichweite eh noch bis zur nächsten Lademöglichkeit? In unserem Fall waren diesen mehrere „Smatrics“-Ladestationen auf verschiedenen Supermarkt-Parkplätzen in Brunn am Gebirge, Perchtoldsdorf, Wien-Liesing und Wien-Hietzing. Leider gab es dabei immer wieder „Kommunikationsprobleme“ zwischen dem Auto und den Ladesäulen sowie mehrere Telefonate mit der Service-Hotline. Auch nach einem Neustart der Ladesstation blieb dieses „Handshake“-Problem bestehen. Eine Ladestelle war zudem am Sonntag nicht nutzbar, da sie sich – wenig praxisgerecht – hinter dem Schranken des Supermarkt-Parkplatzes befindet. Außerdem ist in manchen Situationen das Ladekabel zu kurz. Die Rückgabe des Testwagens war dann mit einem „Streicheln“ des Fahrpedals und höchstmöglicher Ausnützung der Rekuperation verbunden, bei der Zielankunft vermeldete die Energieanzeige der Batterie gerade noch fünf Prozent …
Im Realbetrieb
Unternehmer, die den E-Vito gewerblich nutzen wollen, sollten über eine Ladeinfrastruktur auf ihrem Firmengelände verfügen und mit einer täglichen Reichweite von etwa 120 bis 130 Kilometer das Auslangen finden können. Über Nacht würde das Auto im Idealfall an der Wallbox hängen. Dort dauert der – zweiphasige – Ladevorgang dann rund sechs Stunden. Für eine Schnelllademöglichkeit ist der Mercedes nicht vorgesehen. Ohne Förderungen startet der E-Vito Kastenwagen bei einem Nettopreis von 41.990 Euro, auf die Batterie gewährt Mercedes-Benz eine Garantie von zehn Jahren (oder 100.000 km). Da sollte es dann auch keine Schwierigkeiten mit dem Hände schütteln geben.
Testbericht von Andreas W. Dick
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