Test Yamaha MT-07 - Mörder Spaß zum Schnäppchenpreis

Test
10.05.2017

Von: Philipp Bednar
Die Yamaha MT-07 ist nicht grundlos seit Jahren ein Topseller. Ich hab mir gleich für unseren ersten Test das markant gestylte Nakedbike geschnappt, um bei frostigen Temperaturen zu erfahren, warum sie so beliebt ist. Die Überraschung war dann deutlich kleiner als gedacht: Sie ist einfach leiwand.

Handling

Das geringe Gewicht (wir haben vollgetankt 188kg gemessen: 91kg vorne, 97kg hinten) und die fahraktive Sitzposition machen aus der MT-07 ein agiles Nakedbike mit Herbrennerpotenzial. Wechselkurven lassen sich mit kleinen Lenkimpulsen superleicht durchwedeln. Schnelle, lang gezogene Kurven nimmt sie ebenfalls sehr gelassen. Erst nahe dem Topspeed sollte man den Lenker eher ruhig führen, um kleine Pendelbewegung zu vermeiden. Das sehr neutrale Handling ohne Tücken lässt die Herzen der andrückenden MT-07-Fahrer sicher höher schlagen.

Motor/Getriebe

Die absolute Paradedisziplin der MT-07. Der 689-ccm-Paralleltwin hängt superb und 100 Prozent transparent am Gas. Selbst der kleinste Gasgriffdreh wird sofort vom Motor ohne Verzögerung umgesetzt. Konstantfahrruckeln hab ich keines gespürt. Dafür den sehr geradlinigen Druck (max. 68 NM) bereits vom Standgas weg. Gepaart mit der Drehfreude, ist der Motor ein absoluter Landstraßenkaiser, trotz der „nur“ 75 PS. Ich dachte mir ständig: Wozu brauch ich eigentlich mehr? Traktionskontrolle gibt es keine. Braucht es auch nicht, der Motor überrascht nie bösartig. Mit griffigeren Gummis (orig. Bridgestone Battlax BT023) kann am Kurvenausgang bedenkenlos voll am Hahn gedreht werden und die MT-07 schießt vorwärts. Toller Motor. Das Getriebe gibt sich ebenfalls keine Blöße, die Gangwechsel sind präzise, butterweich und die Schaltwege nicht zu kurz und nicht zu lange. Das haben die Yamaha-Jungs perfekt hinbekommen. Hut ab.

Fahrwerk

Trotz der einfachen, nicht verstellbaren Teleskopgabel und dem Federbein, dass nur in der Vorspannung in mehreren Stufen mittels Haken (im Bordwerkzeug) verstellbar ist, funktioniert die Federung solide. Beim unserem Test hatte es maximal 10 Grad, was dem Gabelöl spürbar geholfen hat. Tendenziell ist die Gabel auf der weichen Seite und federt auch stark beim Bremsen ein. Das Federbein hingegen ist etwas straffer, beginnt aber in Wechselkurven beim Herumturnen auf der MT-07 etwas nachzuschwingen. Hier spürt man dann doch, dass es sich um ein preisgünstiges Motorrad handelt. Trotzdem bietet das Fahrwerk – wenn man sich darauf einmal eingestellt hat und einen eher weichen, runden Fahrstil pflegt – genug Feedback um sehr ambitioniert ums Eck zu fahren. Tuningpotenzial ist vorhanden.

Bremsen

Die axialen Bremszangen samt axialer Bremspumpe wirken auf den ersten Blick etwas oldschool, aber dank der beiden 282er-Bremsscheiben an der Front, wird sehr anständig geankert. Das Feedback am Handbremshebel ist gut bis sehr gut. Ein Finger reicht, um die MT-07 sicher zum Stehen zu bringen. Das nicht abschaltbare ABS regelt spürbar, die Intervalle könnten aber einen Tick kürzer ausfallen. Das ABS der Hinterradbremse geht sehr grobmotorisch zu Werke, kurz blockiert das Hinterrad sogar, die Regelintervalle sind gefühlt deutlich länger als bei Vorderbremse. Anfänger und Wiedereinsteiger haben viel Reserve, geübte Spätbremser wird das ABS etwas zu brav sein.

Aufgefallen

Wie klein das Motorrad ist. Trotz der Sitzhöhe von 80,5 Zentimetern wirkt das Motorrad bei meinen 185 Zentimetern Körpergröße wie einmal zu heiß gewaschen. Die Knie sind erstaunlich nahe am Handgelenk, will man sich für das Maximum an Windschlüpfrigkeit zusammenfalten, steht der Hintern gleich am Soziuskissen an. Konfektionsgröße S. Das Schwingendesign auf der rechten Seite ist sehr gelungen. Der kleine Auspuffstummel produziert einen passablen Sound und schaut fetzig aus. Die Verarbeitung ist sehr gut.

Durchgefallen

Der Tacho. So schön und informativ das volldigitale Display auch ist, die Position in der Mitte des Lenkers, direkt über der Gabelbrücke, verlangt, dass man den Kopf nach unten drehen muss, um es abzulesen. Das ist unpraktisch und leider etwas unsicher – gerade für Anfänger. Dafür lässt es sich tadellos beim Wheeliefahren ablesen. Ganz schlimm ist der Windschutz, den es einfach nicht gibt. Wer Autobahn- und längere Tagestouren jenseits der 100 km/h abspulen will, kommt um eine Cockpitscheibe nicht herum. Außer man hat einen Stiernacken wie Arnie.

Testurteil:, by a.chaibi

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