Innovationen

Autoreifen: Die "grünen" Gummis

24.10.2022

 
Schwarz und rund, so schauen die meisten Reifen noch immer aus. Aber die Hersteller haben die Zeichen der Zeit erkannt und versuchen mit großem Aufwand, die Pneus von morgen so nachhaltig wie möglich zu backen.
Der Autoreifen der Zukunft wird nachhaltig produziert.
Der Autoreifen der Zukunft wird nachhaltig produziert.

Wetterextreme und Naturkatastrophen zeigen uns immer häufiger, dass der Klimawandel in vollem Gang ist. Die Automobilindustrie und deren Produkte gelten als maßgebliche CO2-Produzenten, es muss daher gegengesteuert werden. Denn Produkte, die der Umwelt schaden, sind immer schwieriger zu verkaufen. Auch die Reifenindustrie setzt massiv auf die Nachhaltigkeitskarte und versucht mit teils großem Aufwand, die Gummis so grün wie möglich zu bekommen. Dabei gibt es verschiedene Zugänge, die alle ihren Teil dazu beitragen, dass der ökologische Fußabdruck der Reifenindustrie in den kommenden Jahren weiter deutlich abnehmen wird. Ein paar Beispiele.

Sparen durch Innovation

Der einfachste Weg, um Treibstoff zu sparen und somit die Effizienz zu erhöhen, sind Reifen zu backen, die weniger wiegen, weniger Luftwiderstand haben und besser abrollen. Jeder Hersteller ist bemüht, all diese Zielkonflikte bestmöglich zu vereinen. Bridgestone setzt z.B. auf die Enliten-Technologie, um ihre Reifen leichter bauen zu können, da dadurch der Spritverbrauch und somit der CO2-Ausstoß reduziert wird. Bei Continental wird bereits seit Jahren an „Traxagum“ geforscht, einem Kautschuk aus Löwenzahnwurzeln, der den Naturkautschuk aus Gummibäumen – gemeinsam mit synthetischem Kautschuk aus dem Labor – langfristig ablösen soll. Die ersten Fahrradreifen auf dieser Technologiebasis sind bereits am Markt erhältlich. Einen ähnlichen Weg schlägt man bei Sumitomo Rubber Industries (der Mutterkonzern von Falken-Reifen) ein: Die japanischen Forscher entwickeln derzeit ein Verfahren, bei dem Tomatenenzyme so modifizieren werden, dass sie Naturkautschuk herstellen können. Das dabei entstehende Biomolekül habe dabei sogar bessere Eigenschaften für Reifen, als jene aus Naturkautschuk.

Recycling unumgänglich

In Reifen befinden sich viele verschiedene Rohstoffe. Durch gezieltes Recycling können diese wieder für neue Reifen oder andere Produkte auf Gummibasis verwendet werden. Der französische Hersteller Michelin möchte nächstes Jahr mit einem eigenen Recyclingwerk in Südamerika rund 30.000 Tonnen Altreifen pro Jahr so wieder retour in den Wirtschaftskreislauf bringen. Rund 90 Prozent eines alten Schwerlastreifens können nach eigenen Angaben zurückgewonnen werden. Die restlichen zehn Prozent fließen zurück in die Erzeugung von Wärme und Strom für den Eigenbedarf im Werk. In eine ähnliche Kerbe schlägt Goodyear. Der amerikanische Hersteller forscht an Reifen, die zu 100 Prozent aus nachhaltigen Materialien produziert werden können. Einen Prototyp hat Goodyear bereits gezeigt: Der Reifen besteht bereits zu 70 Prozent aus nachhaltigen Materialien, die teils komplett neu in der Reifenbranche sind. Ein Beispiel: nachhaltiges Silica. Dieses wird in der Reifenherstellung zur Verbesserung der Haftung und zur Reduzierung des Treibstoffverbrauchs verwendet. Goodyears nachhaltiges Silica wird aus der Asche von Reisschalen gewonnen, welche als Nebenprodukt in der Reisproduktion üblicherweise auf Deponien entsorgt wird. Hier kommt es als hochqualitatives Silica zurück in den Wirtschaftskreislauf.