Historische Automobile

Die Roadster aus Atzgersdorf

Oldtimer
11.10.2023

Wir stellen den Schalthebel der Zeitmaschine auf 1925, öffnen die Türe und landen in Atzgersdorf bei Wien, das damals Heimat einer Automobilfabrik war.
Der Grofri ist heute ein begehrtes Sammlerstück
Der Grofri ist heute ein begehrtes Sammlerstück 

Bis 1938 war Atzgersdorf eine eigenständige Gemeinde, heute ist es ein Teil des 23. Wiener Gemeindebezirks Liesing. Am 22. März 1921 gründeten hier die beiden Unternehmer Robert Gross und Leopold Friedmann die Automobilfabrik „Grofri Werke AG“. Das erste hier gefertigte Modell war ein Luxus-Tourenwagen mit 3 Liter Sechszylindermotor und Viergangschaltung. Der Wagen hatte 40 PS, bot sechs Personen Platz und wog 1600 kg. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 120 km/h, der Verbrauch war mit 12 bis 14 Liter pro 100 km angegeben. 1925 erwarb die Grofri AG von der französischen Firma Amilcar eine Lizenz für den Bau von sportlichen Kleinwagen. In Anlehnung an den CGS-Grand Sport besaß der Grofri einen 20 PS Vierzylinder Reihenmotor mit 1074ccm, seitliche Ventile, Druckölschmierung und ein Dreiganggetriebe. Die Karosserie wurde verstärkt und damit den österreichischen Straßenverhältnissen angepasst.

Von erlesenem Geschmack

Als der deutsche Ex-Kronprinz Wilhelm die Grofri-Niederlassung 1927 besuchte, war er vom Roadster aus Atzgersdorf so begeistert, dass er auf der Stelle ein Modell in Silbergrau erwarb. Die Allgemeine Automobil Zeitung widmete dem sportlichen Zweisitzer am 1. April 1927 einen eigenen Artikel: „Neben dem normalen, gediegenen, für österreichische Straßen und Alpenpässe gebauten, besonders robusten und raschen Zweisitzer, Type A. G. l,4/20 PS, der mit und ohne Vierradbremse geliefert wird , wird auch eine Zwei- und Viersitzer-Sporttype, mit und ohne Kompressor, erzeugt. Die Sporttype ist technisch besonders dadurch interessant, daß der Motor mit einem Riccardo-Hochleistungszylinderkopf ausgestattet ist. Die Karosserieausführung zeugt von erlesenem Geschmack und großer Sorgfalt. Bemerkenswert ist, daß die vorderen Kotflügel mit den Vorderrädern schwenkbar sind. Besonderes Augenmerk verdient auch die konstruktiv interessante Grofri Vierradbremse.“ 1925 wurde der Bau der großen Sechszylindermodelle eingestellt, 1927 auch der Bau der Kleinwagen. 1931 wurde das Grofri-Werk wegen prekärer Finanzlage geschlossen.