Gewichtsersparnis

Leichtfahrzeuge als Klimaretter

14.12.2022

 
Eine aktuelle Studie zeigt: Leichtfahrzeuge könnten die Treibhausgas-Emissionen durch Verkehr um bis zu 40 Prozent senken.
Die elektrischen Fahrzeuge von ElectricBrands, links der XBUS Camper, rechts die Evetta, sind umweltschonend und gehören der Leichtfahrzeugklasse L7e an.
Die elektrischen Fahrzeuge von ElectricBrands, links der XBUS Camper, rechts die Evetta, sind umweltschonend und gehören der Leichtfahrzeugklasse L7e an.

„Wenn wir auf die wachsende Verkehrsdichte schauen, können immer größere Autos nicht die Antwort sein. Wir brauchen clevere, wandlungsfähige und nachhaltige Konzepte, die uns allen die individuelle Mobilität erhalten – und das ohne Abgase, dafür aber mit Komfort, gewohnter Reichweite und angemessener Geschwindigkeit“, sagt Ralf Haller, Gründer der ElectricBrands AG. Das im norddeutschen Itzehoe ansässige Start-up produziert die Elektro-Leichtfahrzeuge XBUS und Evetta. Sowohl der XBUS, ein modulares bis zu 100 km/h schnelles Universalfahrzeug, als auch Elektro-Kabinenroller Evetta erfüllen die Kriterien der Leichtfahrzeugklasse L7e, indem sie zwei Bedingungen erfüllen: Leermasse ohne Batterien nicht über 450 kg – bei Güterbeförderung 600 kg – und Dauernennleistung bis 15 kW.

Die leichte Alternative

Die Fahrzeugklasse L7e hat Potenzial mit Blick auf den Klimawandel, wie auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) in einer groß angelegten Studie belegt. Die Kernbotschaft der Studie: „Die Hälfte der derzeit in Deutschland mit dem Auto gefahrenen Kilometer könnte theoretisch auch mit elektrischen Leichtfahrzeugen (LEV) zurückgelegt werden. Dies würde die Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zu Fahrten mit konventionell angetriebenen Pkw um mehr als 40 Prozent senken. Pro Jahr wären das rund 57 Millionen Tonnen weniger Emissionen.“ In Auftrag gegeben hat diese Studie der Interessenverband für elektrische Leichtfahrzeuge LEVA-EU. Aus gutem Grund: Derzeit fallen Leichtfahrzeuge noch weitgehend durch das Raster der öffentlichen Förderung. Es gibt keine Anreize für Kauf und Nutzung. Auch fehlen regulatorische Maßnahmen, um das Potential von elektrischen Leichtfahrzeugen auszunutzen. Dabei liegen die Vorteile ganz klar auf der Hand. Der wichtigste dabei ist: Der ökologische Fußabdruck eines Leichtfahrzeugs ist bei Produktion, Nutzung und Verwertung dramatisch geringer. „Bei der Produktion von Microcars entsteht nur rund ein Drittel der Treibhausgas-Emissionen von einem Mittelklasse-Elektroauto“, sagt Simone Ehrenberger. Sie hat für die Studie die Ökobilanz von LEV untersucht.

Vorsprung auf Kurzstrecken

Im Durchschnitt sitzen nur 1,4 Personen in einem Pkw, und 80 Prozent der Fahrstrecken sind kürzer als 20 Kilometer. Fast 30 Millionen Pkw-Fahrten täglich überbrücken in Deutschland Distanzen von weniger als zwei Kilometern, weitere 30 Millionen liegen unter fünf Kilometern. „Angesichts dieser Zahlen wird deutlich, dass für solch kurze Distanzen nicht unbedingt ein großer Pkw notwendig ist, sondern LEV durchaus eine Alternative darstellen. Sie ermöglichen weiterhin individuelle Mobilität, nur wesentlich nachhaltiger“, beschreibt Laura Gebhardt, die für die Studie Mobilitätsdaten ausgewertet hat. „Vor allem im urbanen Raum, aber auch bei Überlandfahrten, sind Konzepte wie unser XBUS oder die Evetta die Zukunft“, ist sich Ralf Haller sicher. „Sie sind klein, leicht, verbrauchsarm, reichweitenstark, ressourcenschonend in der Produktion und durch leichte Austauschbarkeit von Komponenten auf viele Jahre einsatzfähig.“

Drama Werkstattbesuch

Haller sieht in der technischen Aufrüstung große Probleme für die Zukunft: „Die immer komplizierter werdende Technik heutiger großer E-Autos wird schon in naher Zukunft jeden Werkstattbesuch mit einem angejahrten Exemplar zum Drama machen.“ Nicht so beim XBUS, bei dem sich Batterien in Minuten tauschen lassen, und der nur die Elektronik an Bord hat, die gebraucht wird. Der XBUS hat ein Rückgrat aus Stahl und eine Crashbox mit Überrollkäfig, die mit Crashtests abgesichert wurde. „Obwohl die in der Leichtfahrzeugklasse nicht vorgeschrieben sind und in der Regel nicht durchgeführt werden“, führt Ulrich Walker aus, der als Aufsichtsratsvorsitzender zum Team von ElectricBrands gestoßen ist und unter anderem der Marke Smart vorgestanden hat. XBUS und Evetta haben bereits eine große Fangemeinde. Derzeit liegen für den XBUS über 16.000 Vorbestellungen vor. Sein Markstart ist für 2024 vorgesehen. Die Evetta kann bereits 653 Vorbestellungen verbuchen.