Autohandel: Standzeiten reduzieren

Gebrauchtwagen
13.10.2017

Von: Peter Pellkofer
Die ABGASVORSCHRIFTEN werden immer strenger. Wenn Sie nicht aufpassen, kommt der Neu- oder Gebrauchtwagen, den Sie heute, morgen und in den nächsten Jahren verkaufen, als wertarmer und nur wenig begehrter Bumerang zu Ihnen zurück.

Bei aller positiven Entwicklung in den Kfz – Handelsunternehmen gibt es leider „alte Verhaltensstörungen“, die sich einfach nicht auflösen wollen. Dazu gehören der nachlässige Umgang mit internen Aufträgen zur Instandsetzung von Gebrauchtwagen. Das kostet richtig viel Standtage und behindert den Verkauf beim Absatz der Autos. Da kann ich wirklich nicht von zufälligem und einmaligem Verhalten der Werkstatt-Verantwortlichen sprechen, wenn es um ständige Terminverschiebungen geht.

UMSATZBRINGER GW-VERKAUF

In vielen Unternehmen bekommt der GW-Verantwortliche bzw. Verkäufer noch nicht mal einen Termin für die anstehenden GW-Reparaturen. „Der Kunde geht vor“, so lautet dann der Tenor aus der Werkstatt. Und damit soll der Wind aus den Segeln der Verkäufer genommen werden. Aber mal ehrlich: Der beste Kunde ist in vielen Kfz-Betrieben doch die GW-Abteilung beziehungsweise der GW-Verkauf. Ich habe bei meinen Beratungen herausgefunden, dass der größte Umsatzbringer in der Werkstatt allgemein der Verkauf und im Besonderen der GW-Verkauf ist. Die eingetauschten Autos müssen nun mal sehr oft instandgesetzt werden.

HEIMLICHER GROSSKUNDE

Stellen wir uns mal vor, dass ein Großkunde jährlich 250 Autos in die Werkstatt bringen möchte. Ich glaube, man würde diesem Kunden den roten Teppich auslegen und ihn mit Sonderkonditionen verwöhnen. Leihwagen, wahrscheinlich kostenlos, und Hol- und Bring-Service würde man anbieten, um diesen „Superkunden“ zu gewinnen. Aber die eigene GW-Abteilung lässt man auf Reparaturen warten und warten und warten. Obwohl, ganz objektiv betrachtet, dieser „Großkunde“ schon da ist. Bei aller Kritik an der Werkstatt ist es aber fair zu sagen, dass sicher manchmal Personalknappheit und Hebebühnenknappheit einen schnellen Termin verhindern. Die Frage sei aber erlaubt, was man dann einem externen Großkunden sagen würde. Sicher würde man nicht sagen: „Da müssen Sie halt warten, bis wir wieder mal Zeit haben!“ Die interne GW-Abteilung speist man aber genau so ab.

„Kein Verkäufer bietet gerne GW mit kaputten Bremsen, Warnlichtern im Display und schmutzigem Innenraum an.“

HOHE STANDZ EITEN VERMEIDEN

Wenn die damit verbundenen hohen Standzeiten nicht zu einer Gefahr für den Ertrag würden, dann könnte man das Thema einfach ignorieren. Leider sind aber Standzeiten von Gebrauchtwagen vor der „Platzreife“ von 20 oder 30 Tagen keine Seltenheit. Und in dieser Zeit stehen GW in der Ecke rum. Kein Verkäufer bietet gerne solche Gebrauchtwagen mit z. B. kaputten Bremsen, Warnlichtern im Display und schmutzigem Innenraum an. Jetzt wissen wir aber, dass in den ersten 90 Standtagen das meiste Geld verdient wird.

STRAFFE ORGANISATION

Also was ist zu tun? Vielleicht überprüfen die Verantwortlichen für die Werkstattorganisation mal die Terminvergabe und machen sich Gedanken über eine Erweiterung der Hebebühnenplätze. Die Auslastung einer Werkstatt hat auch mit Kundenpflege zu tun, vielleicht ist da auch noch nicht alles getan worden, was möglich ist. Eine gute Nachricht zum Schluss: Es gibt tatsächlich Unternehmen, die so straff organisiert werden, dass eine gleichmäßigere Auslastung erreicht wird. Die Standzeiten der GW vor der Platzreife sind da auf durchschnittlich sieben Arbeitstage gefallen. Ein Kfz-Handelsunternehmen ist wie eine Fußballmannschaft: einer für alle und alle für einen. In diesem Sinn wünsche ich allen frohes Schaffen.

Info Zur Person

Peter Pellkofer
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Peter Pellkofer ist renommierter Gebrauchtwagen- Profi und langjähriger Kolumnist der KFZ Wirtschaft.