Die Rettung des Zweiradhandels

Zweiradhandel
07.04.2020

 
Die motorisierte Zweiradbranche ist eine der von der Corona-Krise am stärksten betroffenen Branchen: Etwa 75 Prozent des Geschäfts tätigt der Zweiradhandel von 15. März bis 15. Juni. Was bis Mitte Juni nicht in trockenen Tüchern ist, kann nicht mehr aufgeholt werden.
Ferdinand Fischer, Sprecher des Zweiradhandels in der WKO.
Ferdinand Fischer, Sprecher des Zweiradhandels in der WKO.

Der Zweiradhandel hat mit dem Winter eine Zeit hinter sich, in der nur sehr eingeschränkt Umsätze gemacht werden können. Das daraus resultierende Minus, das sich bei fast allen Händlern mit einem Negativsaldo am Bankkonto niederschlägt, sollte jetzt ausgeglichen und anschließend noch genug Speck angesammelt werden, um die schwachen Monate der Nebensaison ab kommendem Herbst wirtschaftlich überleben zu können. Die Coronakrise hat dem heuer einen Strich durch die Rechnung gemacht, erklärt Ferdinand Fischer, Sprecher des Zweiradhandels in der WKO: „Alle Branchen, deren Geschäfte aufgrund der Situation geschlossen sind, verlieren in etwa drei Monate Geschäft, der Zweiradhandel allerdings ein ganzes Jahr. Sollte es keine, zu wenig oder zu langsam Hilfe geben, wird ein Großteil der Branche diese Zeit nicht überleben. Aber es gibt Hoffnung.“

Hoffnung 1: Nothilfefonds

Die Regierung hat einen Nothilfefonds in Milliardenhöhe aufgesetzt. Ein auf den ersten Blick sehr vielversprechender Plan, den man sich natürlich noch später im Detail anschauen muss. Vor allem dahingehend, ob der Fixkostenersatz aufgrund des längeren Ausfalls der Erträge für die Branche des Zweiradhandels ausreichend sein wird. Der Plan wurde von den Banken vorab nicht mitgetragen. Obwohl der Staat 80 Prozent garantiert hatte und bei den Banken lediglich 20 Prozent an Risiko geblieben wäre, stellten diese in vielen Fällen äußerst bürokratische und komplexe Bedingungen. Fischer: „Nachdem jetzt die Regierung die Haftung auf 90 Prozent erhöht hat, hoffen wir, dass die Banken nunmehr den Zugang zu Krediten deutlich erleichtern werden. Vor allem eingedenk der Tatsache, dass der Staat den Banken 2009 mit Milliarden aus der Bredouille geholfen hat. Jetzt können sie sich dafür revanchieren.“

Hoffnung 2: Treue Kunden

Der Zweiradhandel hofft darauf, dass die Kunden sich ihre Motivation, noch heuer ein neues Bike zu kaufen, behalten. Ob das der Fall sein wird, hängt natürlich sehr stark damit zusammen, ob und wie im April wieder geöffnet werden kann. Diesbezüglich weist Fischer auf einen weiteren wichtigen Punkt hin: „Auch die Zulassungsstellen müssen zeitnah wieder öffnen. Wir haben die Lager voll mit Fahrzeugen, die wir zwar schon bezahlt haben, die aber von den Kunden nicht abgenommen und daher auch nicht bezahlt werden. Die Kunden können diese nicht anmelden und daher die Bikes auch nicht auf der Straße abstellen. Das gleiche gilt für Bikes, die wir überwintert haben, die nun aber ihre hinterlegten Nummerntafeln nicht bekommen, wir können sie nicht zustellen und daher bleiben auch die Werkstattrechnungen offen. Ein riesiges Liquiditätsproblem.“

Hoffnung 3: Unterstützung seitens der Hersteller

Der Branche ging es schon vor Corona mit einer durchschnittlichen Umsatzrendite von sehr geringen 0,6 Prozent schon nicht sehr gut, mit der Krise verschärft sich die Situation Woche für Woche dramatisch. Deshalb wird es von großer Bedeutung sein, ob die Hersteller bzw. Importeure die Zweiradbranche in dieser schweren Zeit substanziell unterstützen: „KTM hat angekündigt, die heurige Dividende auszusetzen und stattdessen in die Stärkung des Händlernetzes zu investieren. Ein Silberstreif am Horizont. Jetzt müssen nur noch die anderen Hersteller nachziehen“, erklärt Fischer.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

„Als unverbesserliche Optimisten glauben wir daran, dass sämtliche Hoffnungen, die wir formuliert haben, Realität werden, wobei dieser Optimismus vom Mut der Verzweiflung befeuert wird, denn wenn nur einer dieser Punkte nicht eintreffen wird, stehen wir vor einem wirtschaftlichen Scherbenhaufen! Aber wie schrieb schon Johannes-Mario Simmel: Die Hoffnung stirbt zuletzt“, resümiert Fischer.