Betriebskosten

Ladetarife: Enorme Preisunterschiede

17.08.2022

 
In ihrer aktuellen Preis- und Marktanalyse untersuchte die Arbeiterkammer Wien 28 Tarife von 16 Ladesäulenbetreibern.
Ladestecker

Zuerst die gute Nachricht: Das Laden von Elektrofahrzeugen ist trotz des Anstiegs der Strompreise immer noch deutlich günstiger als das Tanken von Diesel (+ 25,2 %) oder Benzin (+34,8 %). Der Pferdefuß dabei: Nach wie vor ist die Transparenz des Marktes nicht gegeben, die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Anbietern sind enorm. Obwohl die Nachfrage nach Ladestrom steigt, sind die Angebote sind für Konsument*innen nur schwer zu vergleichen. Auf Drängen der AK gibt es immerhin erste Verbesserungen. So führte die zuständige Regulierungsbehörde E-Control ein Ladestationsregister ein, in dem Ad-Hoc-Preise abgebildet werden. Zudem wurden Förderungen explizit auf die Ladestationen ausgelegt, die mit kWh abrechnen können. Dennoch besteht weiterhin ein unübersichtlicher Preis-Dschungel. In der AK Marktanalyse stechen besonders die horrenden Erhöhungen beim Direct-Payment, also dem Bezahlen mit Kreditkarte an der Ladestation, hervor.

Der Preis der Bequemlichkeit

Mit Haushaltsstrom lädt man 2022, wie auch die Jahre zuvor, am günstigsten (€ 5,57) und damit um rund 47 % günstiger als beim Laden an öffentlich zugänglichen und gewerblich betriebenen Ladestationen. Die Erfahrung zeigt, dass bei einer durchschnittlichen Verwendung eines E-Fahrzeugs 80 % der Ladungen zu Hause und 20 % an öffentlichen Ladestationen stattfinden. Diese „realistische“ Ladung entspricht Kosten von € 6,57 und ist um rund 39 % günstiger als das reine Laden an öffentlich zugänglichen und gewerblich betriebene Ladestationen. Die Kosten für eine 100 Kilometer Wegstrecke liegen im Durchschnitt bei einem Vertragstarif bei € 5,93 (häufigstes Preismodell), bei Pauschaltarifen bei € 10,95 (+85 %) und bei Direct-Payment bei € 14,83 (+150 %). Im Vergleich zum Jahr 2020 sind die Durchschnittspreise für Tarifverträge um +14,5 %, jene für Pauschaltarife um + 178,8 % und jene für Direct-Payment um + 137,4 % gestiegen. Auch die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Abrechnungsmodellen sind enorm. Die Differenz zwischen dem günstigsten und dem teuersten Angebot liegt bei Vertragstarifen bei € 10,94, bei Pauschaltarifen bei € 13,0 und bei Direct-Payment Tarifen bei € 16,2. Besonders kritisch aus Sicht der AK ist, dass es keine einheitliche Abrechnungseinheit (kWh) gibt, was einen einfachen Preisvergleich nahezu unmöglich macht. Die AK fordert daher die Umsetzung einer einheitlichen Abrechnung (kWh) für das Laden an öffentlich zugänglichen und gewerblich betriebenen Ladestationen.

Reform der Abrechnung

Den Vorwurf, es gäbe beim ‚E-Laden für Konsument*innen einen Preis-Dschungel‘, kann BEÖ-Vorsitzender Andreas Reinhardt nicht nachvollziehen. „Bei den Mitgliedsunternehmen des BEÖ bekommt man detaillierte Auskünfte über die Tarifmodelle und kann diese auf deren Websites auch vergleichen.“ Dass es in Österreich derzeit für öffentliche Ladeinfrastruktur keine Verpflichtung zur Verrechnung von elektrischen Energie gibt, bestätigt Reinhardt. Die eichrechtlichen Rahmenbedingungen würden das derzeit nur an einem kleinen Teil der bestehenden Ladeinfrastruktur ermöglichen. Die Kunden äußern allerdings verstärkt den Wunsch auf Umstellung von „zeitbasierter“ auf „energiebasierte“ Verrechnung nach Kilowattstunden (kWh). „Einige Unternehmen verrechnen ohne Rücksicht auf gesetzliche Regelungen bereits heute nach kWh. Dies stellt eine Wettbewerbsverzerrung dar, vor allem gegenüber jenen, die rechtskonform handeln“, so Reinhardt. So hat der BEÖ bereits zu Beginn letzten Jahres den Gesetzgeber aufgefordert, die Rahmenbedingungen schnellstmöglich zu adaptieren. „Unsere Vorschläge sollen dazu führen, dass die Transparenz am Lademarkt sowohl für Konsument*innen als auch für die Betreiber gegeben ist, um die notwendige Mobilitätswende voranzutreiben und die Klimaziele zu erreichen“, so BEÖ-Vorsitzender Reinhardt.