Autonomes Fahren

Wollen wir wirklich Roboterautos?

Zukunft
08.06.2022

 
Eine aktuelle Öamtc-Umfrage zur Akzeptanz selbstfahrender Autos zeigt, dass Menschen mit Behinderungen sowie Berufspendler und Ältere davon am meisten profitieren dürften.
Autonomes Fahren

Automobile der Zukunft werden, unabhängig von der Antriebsart, zunehmend automatisiert unterwegs sein – zuerst einzelne Aufgaben und Fahrsituationen übernehmen und in weiterer Folge selbständig fahren können. „Einerseits steigt das Verkehrsaufkommen und damit die Komplexität, andererseits darf die Sicherheit keinesfalls darunter leiden. Dabei können uns automatisierte Systeme entlasten“, sagt Öamtc-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. Eigene Tests des Autofahrerclubs zeigen, dass gut funktionierende Assistenzsysteme zu einer Reduzierung der Unfallzahlen beitragen oder zumindest die Unfallschwere deutlich mildern können. Doch ein Knackpunkt für die breite Einführung ist, neben der technischen Machbarkeit und rechtlichen Fragen, die Akzeptanz der Lenker*innen.

Aktuelles Stimmungsbild

Der Mobilitätsclub hat im April 2022 eine Umfrage unter 860 Mitgliedern durchführen lassen, um ein Stimmungsbild einzufangen. Einen Nutzen in selbstfahrenden Autos sehen die Befragten vor allem für Menschen mit Behinderungen (26 Prozent), für den Berufsverkehr und Vielfahrende (21 Prozent), für ältere Menschen (15 Prozent) sowie für jene, die andere Verkehrsteilnehmer*innen durch Alkohol am Steuer oder Raserei gefährden (15 Prozent). Auf die Frage, wie weit automatisiertes Fahren gehen darf bzw. soll, fallen die Antworten im Vergleich zu 2016 bemerkenswert aus: Immerhin 28 Prozent der Befragten sind der Meinung, das Auto sollte alle Fahraufgaben vollständig übernehmen (2016: 17 Prozent). 57 Prozent der Teilnehmenden sagen, das Auto soll bestmöglich unterstützen, die Hauptverantwortung solle aber bei den Fahrer*innen bleiben (2016: 63 Prozent). Nur mehr 13 Prozent der Befragten meinen, das Auto solle nur grundlegende Sicherheitsmechanismen bieten (2016: 19 Prozent).

Monotonie auf der Langstrecke

Als Hauptvorteil automatisierten Fahrens sehen 63 Prozent der Befragten die Unterstützung zur Vermeidung von Verkehrsunfällen. Weiters wäre es ein Gewinn, auf langen, monotonen Strecken nicht selbst fahren zu müssen (46 Prozent). 40 Prozent sehen als Vorteil, Menschen das Autofahren zu ermöglichen, die das nicht selbst tun können. 38 Prozent der Befragten freuen sich darauf, nicht mehr selbst einparken zu müssen. 37 Prozent der Teilnehmer*innen sehen als Vorteil, nicht mehr ständig auf Tempolimits achten zu müssen. Für immerhin 14 Prozent wäre ein Vorteil selbstfahrender Autos, unterwegs schlafen zu können. „Eine gewisse Ernüchterung ist bei der Frage 'Stressige Situationen nicht mehr alleine bewältigen zu müssen' festzustellen: Haben das 2016 in einer vergleichbaren Umfrage des Clubs noch 40 Prozent als Vorteil automatisierten Fahrens angeführt, waren es heuer nur noch 29 Prozent. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Technik mittlerweile etwas weniger vertraut wird“, sagt die Verkehrspsychologin des Mobilitätsclubs.

Ängste und Vorbehalte

Eine Frage an die ÖAMTC-Mitglieder war, welche hauptsächlichen Bedenken sie aus heutiger Sicht bei der Anschaffung eines selbstfahrenden Autos hätten. Vorbehalt Nr. 1 der Befragten ist die Befürchtung von Fehlentscheidungen der automatisierten Fahrzeuge – dieser ging deutlich von 76 Prozent (2016) auf 67 Prozent (2022) zurück. Die Sorge vor Elektronikfehlern oder -schäden ging von 72 Prozent (2016) auf 65 Prozent (2022) zurück. Beachtliche 56 Prozent der Befragten befürchten Hackerangriffe bzw. die Fremdübernahme des Fahrzeugs. Ein wichtiger Punkt ist in dem Zusammenhang die Datensicherheit. „Die Systeme werden intelligenter und vernetzter. Im Sinne der Verkehrssicherheit ist das zu begrüßen – allerdings darf das Auto dadurch keinesfalls zur Datenkrake werden. Für den Öamtc ist klar, dass über die Verwendung von im Kfz erzeugten und eventuell gespeicherten Daten einzig der Fahrzeughalter entscheiden darf“, stellt Seidenberger klar. Neben den Fragen zur Datenhoheit ist auch der Schutz vor Hackern und Datendiebstahl ein Thema, das für den Mobilitätsclub im Fokus steht.