Diagnosekrimi

Der untote Motor – ein ungelöster Fall

Diagnosekrimi
15.03.2022

Der Dieselmotor eines Seat Altea läuft trotz Abziehen des Zündschlüssels einfach weiter. Kfz Meister Alfred Grünstäudl findet zwar durch Zufall heraus, wie sich der Motor doch noch abstellen lässt, aber die Ursache des Problems ist bis heute ungeklärt …
Seat Altea
Der Dieselmotor eines Seat Altea läuft trotz Abziehen des Zündschlüssels einfach weiter. Kfz Meister Alfred Grünstäudl findet zwar durch Zufall heraus, wie sich der Motor doch noch abstellen lässt, aber die Ursache des Problems ist bis heute ungeklärt …

Die Besitzerin eines 11 Jahre alten Seat Altea mit 107.000 Kilometern auf dem Tacho staunt eines Tages nicht schlecht, als sie den Motor ihres Autos abstellen will, doch dieser munter weiter läuft. Selbst nach Abziehen des Zündschlüssels gibt der 1,6 Liter Turbodiesel keine Ruhe, sodass ihr nichts anderes übrig bleibt, als eine nahegelegene freie Kfz-Werkstatt in Groß Gerungs im Waldviertel aufzusuchen. Sowohl Vater Alfred Grünstäudl als auch Sohn Andreas, beide erfahrene Kfz Meister, ist ein solcher Fall noch nie untergekommen. Mechatroniker Andreas vermutet einen Elektronikdefekt, probiert verschiedene Schalter am Armaturenbrett aus, und siehe da: Wird der auf „Auto“ stehende Lichtschalter auf „0“ gedreht, geht der Motor plötzlich aus. Ein mysteriöser Diagnosekrimi nimmt seinen Anfang, ein befriedigendes Ende lässt aber vorläufig noch auf sich warten …

  • Der Seat wird an das Diagnosegerät angeschlossen, das jedoch keinen plausiblen Fehler anzeigt.
  • Nach jedem Starten des Motors leuchtet die Motorcheck-Lampe auf, und der Motor kommt nur dann zur Ruhe, wenn der Hauptlichtschalter auf 0 gedreht wird.
  • Andreas Grünstäudl geht seinem ersten Verdacht nach, dass der Defekt im Zündschloss liegen könnte, dass also der Zündanlassschalter den Kontakt beim Abzug des Schlüssels nicht unterbricht. Ein Durchmessen des Zündschlosses bestätigt allerdings dessen korrekte Funktion.
  • Kurios: Selbst nach dem vollständigen Abstecken des Zündschlosses läuft der Motor weiter.
  • Auch der nächste Verdacht, dass der Defekt im Lichtschalter liegen könnte, bestätigt sich nicht. Ein Austausch des Schalters ändert nichts am Problem.
  • Der Kfz Mechatroniker studiert den Stromlaufplan des Fahrzeugs, misst sämtliche Leitungen vom Steuergerät zum Lichtschalter und Zündschloss durch. Ergebnis: Kein Hinweis auf einen Defekt.
  • Probehalber tauscht Andreas Grünstäudl das Steuergerät gegen ein baugleiches aus einem Vergleichsfahrzeug aus – doch der Defekt bleibt bestehen.
  • Da die Fahrzeugbatterie mittlerweile stark entladen ist, wird sie über Nacht aufgeladen. Am nächsten Tag die Überraschung: Der Fehler ist wie von Zauberhand verschwunden, der Motor lässt sich per Zündschlüssel ordnungsgemäß starten und wieder ausschalten.
  • Tipps von Fachkollegen weisen darauf hin, dass einzelne defekte Batteriezellen Störsignale an das Steuergerät schicken und unter Umständen Elektronikdefekte verursachen können.
  • Die Grünstäudls tauschen sicherheitshalber die bereits schwache Batterie gegen eine neue aus, die Kundin ist zufrieden und fährt nach Hause.
  • Zwei Monate später jedoch klopft sie wieder ans Werkstatttor – mit laufendem Motor, den abgezogenen Zündschlüssel in der Hand …

Bitte um Ratschläge …

Alfred und Andreas Grünstäudl freuen sich über gute Tipps aus der Kollegenschaft, die ihnen bei der Fehlersuche helfen können. Bitte die Tipps an den Autor dieses Artikels [email protected] schicken, er leitet sie an die Werkstatt in Groß Gerungs weiter. Sobald der Fall gelöst ist, werden wir darüber berichten.

Leider gibt es bezüglich des ebenfalls ungelösten Diagnosekrimis mit dem Landrover Freelander, der in unserer Dezember-Ausgabe erschienen ist, noch immer keine Lösung. Aufgrund von Pandemie-bedingten Krankenständen konnte mehrere Wochen lang nicht an dem Auto gearbeitet werden. Wir bleiben dran und werden ebenfalls berichten, sobald die Lösung gefunden ist.