Fehlersuche

Mercedes A-Klasse: Der verschwundene Beweis

Diagnosekrimi
14.09.2023

Ein 15 Jahre alter Kleinwagen der Mercedes A-Klasse lässt von heute auf morgen in der Leistung nach und macht seinen Fahrer mit dem Aufleuchten der Motorkontrollleuchte auf einen Defekt aufmerksam.
Symbolfoto Mercedes A-Klasse
Symbolfoto Mercedes A-Klasse

Die Mercedes A-Klasse (Typ 169) mit Motorkennbuchstabe 640.941, Baujahr 2008, verliert eines Tages zusehends an Leistung. Bei der Sichtkontrolle des Ölmessstabs zeigt sich zudem, dass der Ölverbrauch deutlich zugenommen hat. Nachdem auch die Motorkontrolllampe aufleuchtete, entschließt sich der Besitzer zu einem Werkstattbesuch. Hier nimmt ein Diagnosekrimi seinen Anfang.

  • Die erste Fehlerspeicher-Auslese erfolgt mit eine mega macs 77 von Hella Gutmann. Dabei zeigt sich, dass im Motorsteuergerät zahlreiche Fehlercodes gespeichert sind, die alle auf einen mechanisch beschädigten Motor hindeuten.
  • Weitere Überprüfungen zeigen, dass der Motor tatsächlich „verschlissen“ ist. Er wird also ausgebaut und zur Generalüberholung an einen Motoreninstandsetzer geschickt.
  • Nach dem Wiedereinbau des revidierten Motors werden zunächst alle Fehler gelöscht und eine ausgiebige Probefahrt durchgeführt. Während dieser werden überraschender Weise erneut drei Fehler gespeichert: P0110 (Ladeluft-Temperatursensor) und P2067 (Luftmengen-/-massenmesser) sowie P2024 (Ansaugluft-Temperatursensor).
  • Der Ladelufttemperatursensor und der Luftmassenmesser werden daher ersetzt. Beim Ansaugluft-Temperatursensor ergibt sich das Problem, dass er sich partout nicht lokalisieren lässt. Fazit: Der Fehler P2024 wird nach der nächsten Probefahrt erneut gespeichert.
  • Das Technische Callcenter von Hella Gutmann wird telefonisch um Hilfe gebeten. Dort erhalten die Werkstattmitarbeiter eine überraschende Auskunft:Den besagten Sensor kann man tatsächlich gar nicht finden, denn er ist im Luftmassenmesser mit verbaut. Vornehmlich bei älteren Modellen kann es sein, dass also gar keine Verbindung vom Motorsteuergerät zum Ansaugluft-Temperatursensor besteht. Das Kabel wurde nicht verlegt, da dieses Sensorsignal von der damaligen Software nicht benötigt wurde.
  • Die Problematik ist eine echte Rarität. Denn falls das Motorsteuergerät ersetzt oder dessen Software aktualisiert wird, wird das Signal des Ansaugluft-Temperatursensors benötigt. Fehlt es, wird der Fehler P2024 gespeichert.
  • Nach Rücksprache mit dem Kunden erfahren die Kfz Techniker, dass das Motorsteuergerät vor längerer Zeit im Rahmen eines Werkstattbesuchs ein Software-Update erhalten hat. Jetzt stellt sich auch heraus, dass diese Werkstatt das betreffende Kabel nicht nachgerüstet und den Fehler einfach ignoriert hat. Dies zeigt sich am Stecker des Luftmassenmessers, an dem nur 3 von 4 Kammern belegt sind.
  • Zur Fehlerbehebung wird das fehlende Kabel zum Motorsteuergerät verlegt und der Fehlerspeicher gelöscht. Nach einer erneuten Probefahrt bleibt der Fehlerspeicher leer und das Fahrzeug kann mängelfrei übergeben werden. Diagnosekrimi gelöst.

Erkenntnis

Eine nachträgliche Analyse dieses ungewöhnlichen und lehrreichen Falles bringt folgendes Ergebnis: Seit das Motorsteuergerät der A-Klasse ein Update erhalten hatte, ist der Motor nicht mehr gut gelaufen, weil ja das Kabel und somit das Signal des Ansaugluft-Temperatursensors gefehlt haben. Das ist nur niemandem aufgefallen, weil der Motor aus mechanischen Verschleißgründen sowieso nicht mehr gut gelaufen ist. Aufgefallen ist der Leistungsverlust erst nach dem Einbau des revidierten Motors, der eigentlich viel besser als zuvor hätte laufen müssen. Die gleiche Problematik kann sich übrigens auch bei der B-Klasse (Typ 245) mit Motorkennbuchstabe 640.xxx zeigen.