VW Tiguan: Mysteriöse Zündaussetzer

Diagnosekrimi
16.07.2019

Ein acht Jahre alter VW Tiguan ärgert seinen Besitzer eines Tages mit Zündaussetzern und einem unrunden Motorlauf. In der Werkstatt geben die Fehlermeldungen am Diagnosegerät erst einmal Rätsel auf, der Fall wächst sich zum Diagnosekrimi aus.

Der Wiener Diplomat ist zurecht verärgert, da sein kompakter Volkswagen SUV Tiguan mit 1,4 Liter 90 kW Benzinmotor erst 90.000 Kilometer auf dem Buckel hat und regelmäßig gewartet worden ist. Das Problem mit dem unrunden Motorlauf war zuvor schon einmal aufgetreten. Damals wurde der Tiguan in eine Werkstatt am Balkan gebracht, wo der Diplomat gerade eine Dienstreise absolvierte. Danach ist der Fehler scheinbar behoben, doch zurück in Wien beginnt das Motor-Stottern erneut. Schließlich landet der Tiguan in der auf Fahrzeugelektrik spezialisierten Werkstatt von Georg Ringseis am Schwarzenbergplatz.

Ein Diagnosekrimi beginnt.

  • Das Diagnosegerät meldet Verbrennungsaussetzer und einen mechanischen Fehler in der Hochdruckpumpe des Direkteinspritzers. Ringseis vermutet die Ursache zunächst beim Niederdrucksensor, der möglichweise falsche Druckwerte an das Steuergerät liefert.
  • Der Niederdrucksensor wird getauscht, doch das Problem bleibt bestehen. Danach wird auch der Hochdrucksensor getauscht – leider ohne Erfolg.
  • Nach Rücksprache mit VW-Experten – „sehr kooperative Leute“, so Ringseis – erhält er den Hinweis, dass an derartigen Störungen oft ein schadhaftes Regelventil der Hochdruckpumpe schuld ist.
  • Das Ventil kann nur gemeinsam mit der Pumpe ersetzt werden, der Tausch wird durchgeführt. Nun läuft der Motor zwar etwas besser, doch von einem runden Motorlauf kann noch immer keine Rede sein.
  • Nun geraten Kurbelwellen- und Nockenwellensensor ins Fadenkreuz des Mechanikers. Er entdeckt beim Vergleich der Ersatzteilnummern, dass in der Werkstatt am Balkan offenbar ein falscher Kurbelwellensensor verbaut wurde. „Die haben den offenbar gerade auf Lager gehabt und sogar den Stecker umgebaut, damit er hineinpasst“, stellt Ringseis fest.
  • In der Annahme, die Wurzel des Problems gefunden zu haben, tauscht er den Kurbelwellensensor inklusive Stecker gegen ein Original-Ersatzteil aus. Doch es ist wie verhext: Der Fehler bleibt hartnäckig bestehen.
  • Nun werden sämtliche elektrische Leitungen zum Motorsteuergerät überprüft – ohne Erfolg. Erst die Analyse der Steuerzeiten zeigt klare Abweichungen von den Normwerten und damit eine weitere mögliche Fehlerursache.
  • Tatsächlich stellt sich schließlich heraus, dass die Steuerkette verschlissen und gedehnt ist – ein Fehler, der vom Diagnosegerät nicht angezeigt wird. Mit dem Austausch der Kette inklusive Spannrollen und Führungen ist das Problem schließlich behoben, der Fall gelöst.

Kommentar von Peter Seipel:

Downsizing mit Folgen

Die Motorschäden bei Volkswagen-Modellen aufgrund vorzeitig verschlissener Steuerketten haben es aufgrund ihrer Häufigkeit bereits in Publikumsmedien wie die deutsche Zeitschrift Auto Bild und das Nachrichtenportal ntv geschafft.

Zahlreiche Besitzer von Golf, Touran und Tiguan-Modellen, die von 1,4 Liter TSI Motoren angetrieben werden, machen ihrem Ärger mit einer Flut von Leserbriefen Luft. Dabei sollten Steuerketten eigentlich ein Motorleben lang halten und damit gegenüber Zahnriemen, die nach rund 70.000 Kilometern ausgetauscht werden müssen, einen Vorteil bieten.

Tatsächlich versuchen die Hersteller aus Wettbewerbsgründen, mit dem geringstmöglichen Materialaufwand eine Haltbarkeit ihrer Motoren von zumindest 250.000 Kilometer  zu erreichen. Besonders die „downgesizten“ Benziner mit Turboaufladung werden immer kleiner und leichter konzipiert.

Dass dabei gelegentlich die Belastungsgrenze des verwendeten Materials überschritten wird, stellt sich wie im Fall der ausgeleierten Steuerkette manchmal leider erst nach der Markteinführung heraus.