Interview

Garantas neuer Mann am Steuer

Versicherung
14.06.2022

Heinz Steinbacher übernimmt bei Garanta Österreich das Ruder von Kurt Molterer. Da drängen sich gleich ein paar Fragen auf.
Heinz Steinbacher
Heinz Steinbacher

Es war durchaus ein Paukenschlag, der durch die Versicherungsbranche ging, als bekannt geworden war, dass die Merkur Versicherung die Nürnberger Versicherung AG Österreich übernimmt, um die Kräfte im Bereich der Personenversicherung zu bündeln. Die Garanta Versicherungs-AG Österreich als Spezialist für individuelle Versicherungslösungen im Bereich der Kfz-, Schaden- und Haftpflichtversicherungen ist nicht Teil des Deals und bleibt als Zweigniederlassung im Konzernverbund der Nürnberger Deutschland. Allerdings hat sie einen neuen Chef: Heinz Steinbacher übernimmt als Hauptbevollmächtigter der Garanta Österreich das Ruder von Kurt Molterer, der diese Funktion lange innehatte. Grund genug für einen Antrittsbesuch der KFZwirtschaft. 

Herr Steinbacher, Gratulation zum neuen Job. Wie kam es dazu, dass Herr Molterer die Garanta verlassen hat? 
Heinz Steinbacher: Das hat wettbewerbsrechtliche Gründe. Kurt Molterer ist ja Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Versicherung AG Österreich und Hauptbevollmächtigter der Garanta Versicherungs-AG Österreich. Unter den neuen Gegebenheiten mit unterschiedlichen Eigentümern geht das natürlich nicht. Aber wir sind im besten Einvernehmen. 

War es für Sie sofort klar, dass Sie die neue Herausforderung annehmen, oder gab es doch auch ein leichtes Zögern in Anbetracht der größeren Verantwortung? 
Nein, ich bin ja schon 20 Jahre in dem Haus tätig und kenne die Strukturen und die handelnden Personen sehr gut. Somit ist Kontinuität gewährleistet. 
Also ändert sich nicht viel mit Ausnahme der Personalien – Ihre Beförderung und dass Stefan Traunmüller, bisher Prokurist und Leiter des Rechnungswesens, neu in die Geschäftsführung aufrückt? Für unsere Kunden und Partner solle sich tatsächlich nichts ändern, intern haben wir die Strukturen bei der Gelegenheit schon etwas angepasst.

Was heißt das konkret?
Wir haben allem voran die drei bisher getrennten Bereiche Produkt, Kommunikation und Produktentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit/Marketing und Akademie zu einer Abteilung zusammengelegt. 

Wie läuft das Geschäft derzeit?
Wie man sich in Anbetracht der Verwerfungen am Automarkt mit den Lieferengpässen und entsprechend rückläufigen Neuzulassungen vorstellen kann, ist das Marktumfeld auch für uns herausfordernd. Aber wir konnten das gut abfedern durch neue Kooperationen, wir haben ja z. B. im Herbst 2021 mit Hyundai einen neuen Partner gewonnen. Und als Versicherer trifft uns das Neuzulassungs-Minus auch nicht ganz so schlimm, weil die bestehenden Autos, die nun länger im Bestand bleiben, ja auch versichert sein müssen. Jedenfalls gelingt uns eines, auch wenn der Markt schwierig ist: Wir gewinnen weiter Marktanteile hinzu.


Wo liegt Ihrer Meinung nach das größte Wachstumspotenzial?
Zum einen gibt es einen ungebrochenen Trend in Richtung Leasing und Kaskoversicherungen und auch einen generellen Trend zum One-Stop-Shop-Konzept, dass also immer mehr Kunden beim Autokauf alles, auch die Versicherungsprodukte, aus einer Hand wollen. Zum anderen gibt es noch genug Importeure und Autohäuser, die noch keine Kooperationspartner sind. Auch darin schlummert weiteres Potenzial. Und last, but not least gibt es bei den bestehenden Partnern noch viel Potenzial, dass sie das Thema Versicherungen stärker im Fokus haben. Hier gilt es das Bewusstsein zu schärfen, dass es sinnvoll ist, unsere Versicherungsleistungen mit den Fahrzeugen mitzuverkaufen. 

Inwiefern?
Durch die Versicherung werden die Kunden stärker ans Autohaus gebunden, es gibt einen stärkeren Kundenkontakt. Wir haben einen enormen Leistungsumfang in der Kasko. Da wir bis 100 Prozent Schaden noch die Kosten für die Reparatur übernehmen, ergeben sich für Händler viele Reparaturmöglichkeiten. Generell ist im Werkstattgeschäft viel drin, es geht nicht nur darum, Autos zu verkaufen. Wir sehen uns als Partner der Autohäuser. 

Sie bieten mittlerweile ja auch eine spezielle Versicherung für die Auto­häuser selbst an …
Ja, Garanta Spezial. Das ist eine Versicherung, die sich vor allem an kleinere und mittelgroße Autohäuser richtet. Hier wird das gesamte Fahrzeug­lager inklusive der Vorführwagen versichert, zum Beispiel auch gegen Hagelschäden. Und natürlich das Autohaus selbst. 

Das Auto wird immer mehr zum Datensammler, auch autonomes Fahren ist ein großes Zukunftsthema. Wie wird das die Versicherungsbranche beeinflussen?
Bis zum wirklich autonomen Fahren wird es in Europa noch länger dauern, da sind noch viele heikle Fragen offen. Aber Unfälle und Schäden wird es so oder so immer geben. Was die Daten betrifft, so gilt es zunächst zu klären, wem diese gehören – dem Autohersteller oder dem Kunden. Es gibt eine EU-Initiative für Letzteres. 

Und dann könnten die Daten dem Versicherer zur Verfügung gestellt werden, der dann die Tarife an die Fahrgewohnheiten anpasst?
Das sehe ich weniger. Ich glaube, viel größer ist der Vorteil bei der Serviceleistung. Dass im Falle eines Unfalls dann beispielsweise gleich die Werkstatt direkt von Auto informiert wird und der gesamte Prozess optimiert und digitalisiert wird. 

Stichwort Digitalisierung: Hier ist Garanta ja auch fortschrittlich unterwegs, oder?
Absolut. Bei uns können Autohäuser, wenn sie und natürlich ihre Kunden das wollen, sogar schon digital polizzieren, also den gesamten Abschlussprozess digital gestalten. Auf der anderen Seite haben wir aber auch ein Sales Team, das eine telefonische Beratung übernimmt. Da kann der Autoverkäufer, wenn er keine Versicherungsexperten im Haus hat und keine Gewerbeberechtigung dafür hat, den Kunden an das Sales Team vermitteln. 

Letzte Frage: Was fahren Sie selbst für ein Auto?
Das ist eine gute Frage und durchaus heikel, da wir ja viele Marken als Partner haben und keine bevorzugen wollen. Aus diesem Grund fahre ich einen BMW, weil BMW kein Kooperationspartner von uns ist.