OBFCM

Spritverbrauch – Die ganze Wahrheit

§57a
09.03.2023

Seit dem 1. Jänner 2021 müssen neu zugelassene Fahrzeuge der Klassen M1 und N1 Gruppe I mit einer OBFCM-Einrichtung ausgestattet sein, die das Auslesen des realen Spritverbrauchs erlaubt. Die Werkstätten müssen nun lernen, die EU-weit verordnete Prozedur anzuwenden.
Dem Dieselskandal ist es zu verdanken, dass EU Behörden nun den realen Spritverbrauch überprüfen.
Dem Dieselskandal ist es zu verdanken, dass EU Behörden nun den realen Spritverbrauch überprüfen.

Noch müssen die meisten der seit 1. Jänner 2021 zugelassenen Fahrzeuge nicht zur §57a Überprüfung, ausgenommen Lkw, Taxis und Einsatzfahrzeuge. Ab Jänner 2024 wird aber auch für alle anderen das jährliche „Pickerl“ fällig. Neu dabei ist, dass die Prüfbetriebe in Österreich ab Mai 2023 (Vertragshändler beim Service bereits seit Mai 2022) auch die realen Spritverbrauchsdaten auslesen müssen, die im Fahrzeug unter dem Kürzel OBFCM (On Board Fuel Consumption Monitoring) gespeichert sind. „Wir arbeiten gerade eine möglichst einfache Erklärung aus, was OBFCM überhaupt ist und wie es funktioniert“, sagt Andreas Westermeyer, Referent der Bundesinnung Fahrzeugtechnik. Die drei Handlungsschritte sind: Diagnosegerät via OBD-Stecker anschließen, Verbrauchsdaten auslesen und an die Zentrale Begutachtungsdatenbank ZBD schicken – fertig. Rainer Wimmer, Leiter Automotive Services und der Automotive Akademie im Österreichischen Wirtschaftsverlag, erklärt: „Die Werkstätten können beispielsweise über das digitale Netzwerk Workshop Net die Daten unkompliziert sammeln und an die ZBD schicken. Die ÖAMTC-Stützpunkte nützen dieses Netzwerk ebenso wie mehrere EBV Partnerbetriebe." Andreas Westermeyer ergänzt: „In unserer Aussendung an die Betriebe betreffend OBFCM werden wir die ZBD-Schnittstelle ebenso erwähnen wie auf den Link zum Workshop-Net verweisen. Außerdem werden wir auf die rechtlichen Rahmenbedingungen, also die notwendigen Änderungen in den allgemeinen Geschäftsbedingungen eingehen.“

Kontrolle der Herstellerangaben

Dass die EU-Behörden nun die Erfassung des Spritverbrauchs unter realen Fahrbedingungen verlangen, ist eine direkte Folge des Dieselskandals. Die am Prüfstand ermittelten Verbrauchswerte waren in der Vergangenheit durch eine Reihe von technischen Maßnahmen so stark nach Prüfstand optimiert worden, dass der Gesetzgeber Handlungsbedarf erkannte. Fazit: Heute sorgt die EU-Kommission mit den OBFCM-Daten für Transparenz, gibt den realen Verbrauch für jedes einzelne Modell an und macht so die Fahrzeuge direkt miteinander vergleichbar. „Dieses grundsätzlich löbliche Vorhaben beinhaltet jedoch einige Punkte, die über den geplanten Zweck hinausgehen“, gibt Andrej Prosenc, Leiter Technik, Test und Sicherheit beim ÖAMTC zu bedenken. Es werden nämlich deutlich mehr Daten erhoben, als für den Vergleich benötigt werden. „So wird auch die Fahrzeugidentifizierungsnummer FIN erfasst und an die Behörden weitergegeben – das müsste nicht sein“, sagt Prosenc und bekräftigt. „Der ÖAMTC unterstützt daher zwar das Vorhaben einer transparenten und vergleichbaren Darstellung der durchschnittlichen Verbräuche einzelner Fahrzeugmodelle, ist aber strikt gegen die Zuordnung einzelner Verbräuche zu rückverfolgbaren Fahrzeugdaten wie der FIN“, erklärt Prosenc.

Das Recht zum Widerspruch

Aus Datenschutzgründen haben Verbraucher:innen grundsätzlich das Recht, einer Weitergabe von Daten, die mit ihnen persönlich in Verbindung gebracht werden können, zu widersprechen. In der Praxis bedeutet das für die Prüfbetriebe einen höheren Zeitaufwand, denn die Fahrzeugeigner müssen darüber aufgeklärt werden, was mit ihren Daten geschieht. Sind sie damit nicht einverstanden, dürfen sie die Weitergabe der Daten verweigern. „Diese Aufklärung muss bei jeder Überprüfung aufs Neue erfolgen“, erklärt Andrej Prosenc. In der Praxis werden alle Daten an die Umweltagentur der EU weiter geleitet, die damit die Angaben der Fahrzeughersteller kontrolliert. Die Aussagekraft dieser Daten muss allerdings kritisch betrachtet werden: „Dabei werden nicht die Bedingungen berücksichtigt, unter denen die einzelnen Fahrzeuge betrieben werden“, erklärt Prosenc. Denn Faktoren wie Beladung, Anhängerbetrieb, Staus, Autobahnen, Bergstraßen oder klimatische Unterschiede können die Verbrauchswerte stark beeinflussen.

Diese Daten werden erfasst

Bei allen Fahrzeugen:

  • Kraftstoffverbrauch
  • Zurückgelegte Strecke
  • Kraftstoffdurchsatz des Motors
  • Kraftstoffdurchsatz des Motors
  • Kraftstoffdurchsatz des Fahrzeugs
  • Fahrzeuggeschwindigkeit

Zusätzlich bei Plug-in-Hybriden:

  • Kraftstoffverbrauch insgesamt im Betrieb bei Entladung
  • Kraftstoffverbrauch insgesamt im vom Fahrer wählbaren Betrieb der Ladungserhöhung
  • Zurückgelegte Strecke insgesamt im Betrieb bei Entladung bei abgeschaltetem Motor
  • Zurückgelegte Strecke insgesamt im Betrieb bei Entladung bei eingeschaltetem Motor
  • Zurückgelegte Strecke insgesamt im vom Fahrer wählbaren Betrieb der Ladungserhöhung
  • Der Batterie zugeführte Netzenergie insgesamt