Datenhoheit

Voll vernetzt und digitalisiert

Digitalisierung
20.12.2023

 
Die Digitalisierung ist im Werkstatt- und Autohausalltag angekommen. Auftragszettel und Bestelllisten aus Papier werden zunehmend obsolet.
Das Tablet ist heute eines der wichtigsten Werkzeuge in der Kfz-Werkstatt.
Das Tablet ist heute eines der wichtigsten Werkzeuge in der Kfz-Werkstatt.

Wo Mensch und Maschine arbeiten, passieren Fehler. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Der Unterschied ist nur: Die Fehler werden weniger, die Effizienz steigt, und im Idealfall damit auch der Ertrag für Kfz-Betriebe. Möglich machen das Digitalisierung und Vernetzung im Werkstattalltag. Denn während Fahrzeugdaten früher mühsam aufgeschrieben und weitergereicht werden mussten, können heute von der Fahrzeugannahme bis zur Retourgabe an den Kunden alle Schritte nahtlos und digital beschleunigt werden. Ein Beispiel: Die Fahrzeugannahme mit Schäden am Kundenfahrzeug. Bei Versicherungsschäden musste der Sachverständige kommen, die Schäden in Schrift und Bild dokumentieren, und dann hieß es abwarten. Heute kommt der Fahrzeughalter in den Betrieb, der Annahmemitarbeiter geht mit dem Tablet oder Smartphone zum Fahrzeug, Schäden werden abfotografiert, mit Kommentaren versehen, der Arbeitsauftrag wird bereits im Hintergrund erstellt, die Kosten kalkuliert. Bereits nach wenigen Minuten erscheint der Auftrag auf dem Tablet, und der Kunde braucht nur noch zu unterschreiben. Parallel wird die Schadensmeldung an die Versicherung geschickt, die den digitalen Auftrag maschinell verarbeiten und damit deutlich schneller als im Papierzeitalter reagieren kann. Die Fahrzeugdaten wurden von Anfang an im System hinterlegt oder können via Datenbankabgleich rasch aktualisiert werden. Der ganze Prozess ist entweder cloudbasiert, oder läuft über den eigenen Betriebsserver und Schnittstellen ab.

Weniger Fehler

Der digitale Arbeitsauftrag, bei dem alle relevanten Daten des Fahrzeughalters, des Fahrzeugs an sich und der Versicherung hinterlegt sind, lässt sich automatisch mit dem betriebsinternen DMS abgleichen. Damit wandert der Arbeitsauftrag komplett vernetzt in die Werkstattplanung, inklusive entsprechender Datenlieferung an das Lager für die benötigten Ersatzteile (Warenwirtschaftssystem), die Schmiermittelmengen und die zu verrechnenden Arbeitssätze laut Herstellerangabe bzw. laut Versicherungsvertrag. Die entsprechenden Softwarelösungen für eine durchdigitalisierte Schadenskalkulation für Versicherungen, Sachverständige und Werkstätten gibt es z.B. von Anbietern wie Solera Audatex, Eurotax und DAT, um nur ein paar zu nennen. Komplette Dealer Management Systeme (DMS) für Kfz-Betriebe gibt es von einer Vielzahl an Anbietern, mit unterschiedlichen Lösungen, je nach Größe und Schwerpunkten der Betriebe. Hierzu zählen Anbieter wie Motiondata / Vector, easyWerkstatt und Locosoft, um nur ein paar zu nennen. Die Grundlogik ist hierbei immer ähnlich: Es geht darum, durch digital vorgegebene Prozesse menschliche Ungenauigkeit zu minimieren und Arbeitsschritte im Hintergrund zu erledigen, beispielsweise die Lagerlogistik abzugleichen. In Summe spart das Geld und Zeit, die dafür verwendet werden kann, die Mitarbeiter auf das Wesentliche zu fokussieren: Kundenbetreuung, Fahrzeugwartung und korrekte, transparente Rechnungslegung.

Ein Prozess, viele Arbeitsschritte

Standardprozesse wie eine §57a-Überprüfung lassen sich mit der richtigen Software deutlich erleichtern. Was früher das asanetwork war, eine Lösung, die alle Prüf- und Testgerätschaften miteinander verbunden hat, ist heute das Workshop.Net. Ein europäischer Datenstandard, mit dem Ergebnisse vom Abgastester, Bremsenprüfstand und Co. automatisch in die entsprechende Softwarelösung übernommen werden, beispielsweise die EBV. Dadurch werden falsche Datenübertragungen verhindert, und Manipulationen werden erschwert. Außerdem ist im Fall einer Revision der lückenlose digitale Prozess ein starkes Argument für den Betrieb, und Übertragungsfehler in der Kette sind – sofern technisch korrekt abgelaufen – auszuschließen. Gerade bei Pickerlüberprüfungen, die für viele Kfz-Betriebe existenziell sind, spart man sich in der digitalen Werkstatt kostbare Zeit.

Vernetzte Diagnose

Die Vernetzung der Betriebsgeräte führt soweit, dass selbst Ölzapfsäulen (angeschlossen im digitalen Kreislauf) auf den Zehntelliter genau die entsprechende Ölmenge pro Fahrzeug und Kunden bereitstellen. Das spart gleich doppelt Geld: Angerissene Ölgebinde gibt es damit nicht mehr, und wer will, kann punktgenau mit seinem Kunden abrechnen. Zusätzlich gibt es weniger Ölschwund, weil nur exakt definierte Mengen abgegeben werden. Möchte man mehr als die hinterlegte Menge zapfen, muss das manuell eingegeben werden – und ist somit im Falle einer Inventur nachvollziehbar. Auch Diagnosegeräte lassen sich nahtlos einbinden, womit sich auch gänzlich neue Servicemöglichkeiten per Fernwartung eröffnen.

Knackpunkt Kosten

Durch den markenübergreifenden Kommunikationsstandard Workshop.Net ergeben sich auch spürbare Preisvorteile für die Betriebe, da man nicht alles aus einer Hand kaufen muss, sondern seinen persönlichen Vorlieben bei der Werkstattausrüstung nachkommen kann. Trotzdem sind viele der modernen Geräte kostspieliger geworden, obgleich sie ein deutliches Plus an Komfort und Funktionsumfang bieten. Wer aber heute in seine Werkstattausrüstung investieren möchte, sollte die komplette Vernetzung und Digitalisierung am Schirm haben. Denn selbst wenn die Anschaffungskosten im ersten Moment höher sein mögen, über die Jahre amortisiert sich der finanzielle Aufwand rasch. Aber wichtig: Neben den Geräten auch die entsprechenden Software-Lizenz- und Wartungsgebühren (meist jährlich) einkalkulieren, denn gratis gibt es den massiven Komfort- und Sicherheitsgewinn leider nicht.