Studie: E-Mobilität als Wertschöpfungstreiber in der heimischen Kfz-Branche

Automobilindustrie
21.01.2021

Von: Philipp Bednar
Eine neue Studie aus Österreich möchte belegen, welches Wertschöpfungspotenzial noch in der E-Mobilität steckt. Leider blieben fast alle wichtigen Fragen unbeantwortet. 
Theresia Vogel, Leonore Gewessler, Wilfried Sihn (v.l.)
Theresia Vogel, Leonore Gewessler, Wilfried Sihn (v.l.)

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, und Wilfried Sihn, GF Frauenhofer Austria präsentierten, heute eine Studie, die das Wertschöpfungspotenzial der E-Mobilität in Österreich darstellen soll. Die Kernaussage der Studie: Die Wertschöpfung könnte bis 2030 um 19 Prozent auf vier Milliarden Euro anwachsen und über 7000 mehr Direktbeschäftigte erzeugen. Im erweiterten Industriezweig - beispielsweise in der Ladeinfrastruktur - können laut Sihn noch mal locker 1000 Stellen mehr entstehen. Sihn wörtlich: "E-Mobilität wird Arbeitsplätze vernichten - aber nicht in Österreich." Weil: Die heimischen Zulieferer seien fast gänzlich KMU und fachlich so kompetent, dass viel Know-how für die Fahrzeugindustrie einbringbar sei. 

Die Dekade der Veränderung

Theresia Vogel sagt: "Die 2020er werden jene Dekade sein, in der bei der Mobilität sehr viel passieren wird. Der Umstellung von fossilen Treibstoffen auf klimafreundliche E-Mobilität ist der Treiber für die große Veränderung." Sie spricht davon, dass der heimische Automarkt zwar schrumpfe, aber wer jetzt auf die E-Mobilität setzen würde, wäre der große Gewinner der Zukunft. Sihn und Vogel sind sich einig, dass heutige Autos - gleich welcher Antrieb unter der Karosserie schlummere - zukünftig Smartphones mit vier Rädern seien. "Das Geschäftsmodell wird sich radikal ändern." Ministerin Gewessler betont mehrmals, dass die E-Mobilität eine riesige Chance für die heimische Wirtschaft sei, ein richtiger Konjunkturmoror. Die flächendeckende E-Mobilität sei schon heute machbar, wie sie in einem Gedankenexperiment veranschaulicht: "Würden wir von heute auf morgen, alle rund fünf Millionen zugelassenen Pkw in Österreich auf E-Autos umstellen, wäre der Gesamtstromverbrauch nur 15 Prozent höher als aktuell." Bis 2030 möchte die Klimaschutzministerin den gesamten heimischen Strombedarf klimaneutral decken. 

Hilfe für die Industrie

Um den Umstieg auf die klimafreundliche Mobilität zu schaffen, "werden wir die Industrie tatkräftig unterstützen", sagt Vogel. Auf Nachfrage waren die Antworten von Ministerin Gewessler, wie diese Unterstützung konkret aussehe, noch eher vage: "Wir haben einen 300 Millionen Euro Förderungen für klimaschutzrelevante Forschung und Entwicklung eingeplant. Weitere Maßnahmen werden ausgearbeitet und später präsentiert." Wilfried Sihn erklärt, dass im Rahmen der Studie ihn viele KMU fragten, woher sie die benötigten Fachkräfte bekommen sollen, da andere Qualifikationen gefragt wären. Die Antwort blieb ebenfalls vage. "Man müsste natürlich auch das gesamte Schul- und Ausbildungssystem hinterfragen, aber dieses große Fass wollen wir jetzt nicht aufmachen."