Stufenlos ins Gelände

Getriebe
15.02.2016

Von: Redaktion KFZ Wirtschaft
Ein österreichisches Ingenieurbüro hat ein neues Getriebe für den Einsatz im schweren Gelände konstruiert.

VDS ist ein Ingenieurbüro in Wolfern bei Steyr in Oberösterreich. Die Firma wurde vor sechseinhalb Jahren gegründet und hat sich auf stufenlose Getriebe für den harten Geländeeinsatz spezialisiert. Ein Produkt ist das sogenannte VTP-Getriebe („Variable Twin Planet“). Das System arbeitet mit hydrostatisch-mechanischer Leistungsverzweigung. Das bedeutet: im rein hydrostatischen Leis­tungsbereich und je nach Ausführung mit bis zu drei Überlagerungsbereichen. Kernelement ist ein Doppelplanetensatz am Getriebeausgang. Der Umkehrplanetensatz ist nur bei geringen Geschwindigkeiten im rein hydrostatischen Betrieb aktiv, im zweiten Planetensatz findet die Überlagerung von mechanisch und hydrostatisch übertragener Leis­tung statt. Diese Anordnung bewirkt hohe Zugkraft und große Getriebespreizung bei geringem mechanischem Aufwand. Der Vorteil ist auch, dass geringe Leistungen rein hydrostatisch übertragen werden und große Leistungen bzw. Drehmoment sowohl hydrostatisch als auch über den mechanischen Part. 

Das System ist derzeit schon erfolgreich im Einsatz, etwa in Kleinsttransportern der Schweizer Firma AEBI, wie auch bei Traktoren, mit geringerer Endgeschwindigkeit. Nun aber hat man auch andere Sparten, wie etwa Geländefahrzeuge und geländegängige Transporter, im Visier. Dazu wurde ein sogenannter „Demonstrator“, also ein Vor-Vorserienfahrzeug, auf die Räder gestellt, um zeigen zu können, was das System kann. Und es kann überzeugend viel. Auch im schweren Gelände ist es wenig Aufwand für den Fahrer, ein mit einem VTP-Getriebe ausgestattetes Fahrzeug zu steuern. Gaspedal niedertreten, schon geht es vorwärts. Zum Stoppen geht man einfach weg vom Gas – das Fahrzeug steht, rein mit der Motor- und Getriebebremse, während der Motor selbst im Stand weiterläuft.

Auch im Gelände ungeübte Fahrer kommen sehr schnell mit dem System zurecht, da sie nur darauf zu achten haben, das Fahrzeug auf Kurs zu halten, und sich nicht um irgendwelche Getriebestufen, Sperren und Ähnliches kümmern müssen. Für den Betrieb auch auf befestigtem Untergrund hat man die Übersetzungen so ausgelegt, dass etwa 180 km/h Spitzengeschwindigkeit möglich wären, ein Wert, den der derzeit damit ausgerüstete Land Rover Defender schon von seiner Motorleistung her nicht bringt. Ein weiterer Gag ist die sogenannte Freischaukel-Automatik: auf Knopfdruck ruckt das Fahrzeug vor und zurück, um es etwa aus einem Schlammloch zu befreien.

In zwei Größen lieferbar

Das Getriebe wird in Tschechien gefertigt und soll in zwei Größen lieferbar sein: 170 PS und 1.000 Nm bzw. 400 PS und 2.000 Nm. Die Kosten belaufen sich auf etwa 20.000 Euro für das „kleine“ Getriebe. Als Abnehmer sieht Geschäftsführer Heinz Aitzetmüller vor allem Einsatzfahrzeuge etwa von Feuerwehr und (Berg-)Rettung, aber auch Militär und einzelne Private, die sich einfach diesen „Luxus“ gönnen wollen. Mittlerweile arbeitet man auch schon an anderen Projekten in diesem Bereich. 
Da der hydraulische Teil des VTP-Getriebes sowohl hitze- als auch kälteanfällig ist, will man diesen in Zukunft durch einen gesteuerten Elektromotor 
ersetzen. (ff)