Vernetzung spart Werkstätten Zeit und Geld

„Digitalisierung ist nur was für große Betriebe. Was soll ich in meiner Vier-Mann Werkstatt mit einer Werkstattgerätevernetzung.“ Diese Haltung hört man oft, wenn es um vernetzte Werkstattprozesse geht. Doch diese zahlen sich auch für kleine Betriebe aus.

Verständlich – schließlich denkt man bei Digitalisierung an kostspielige IT-Projekte, komplizierte Netzwerke und wochenlange Schulungen. Die KFZwirtschaft sprach über Arbeitszeiteinsparung, Ertragssteigerung und Amortisation von Vernetzungsmaßnahmen mit dem IT-Experten Frank Beaujean, Geschäftsführer von asanetwork.

Unterschätzte Zeitfalle

Der Alltag in der Werkstatt folgt festen Abläufen: Kunde kommt, Auftrag anlegen, Fahrzeugdaten erfassen, Arbeiten planen, Geräte bedienen. Ölservice, Achsvermessung, Räderwechsel, Brems- und Abgasprüfung, Klimaservice – alles Routine. Doch jedes Gerät will mit Kunden- und Fahrzeugdaten gefüttert werden. Ohne Vernetzung bedeutet das: Mehrfache Dateneingabe an jedem Prüfstand und Servicegerät, Ausdruck der Messprotokolle, Zettelwirtschaft und anschließende Rückmeldung an die Annahme. Erst wenn alle Unterlagen geprüft sind, kann die Rechnung geschrieben werden. Was nach „bisschen Schreibarbeit“ klingt, summiert sich zu einem erheblichen Zeitfaktor. Selbst wenn alles reibungslos läuft, gehen pro Auftrag rund 15 Minuten für Dateneingaben, Ausdrucke und interne Kommunikation verloren.
„Das klingt zwar wenig, ist aber teuer. Bei fünf Aufträgen pro Tag und Monteur summiert sich das auf 75 Minuten, also rund 6,75 Stunden pro Woche. Hochgerechnet auf 48 Arbeitswochen ergeben sich 324 Stunden unproduktive Zeit im Jahr“, rechnet Frank Beaujean vor. Bei einem Verrechnungssatz von 90 Euro pro Stunde entspricht das über 29.000 Euro Umsatzverlust pro Monteur. Das ist Geld, das nicht in Werkstattleistung, sondern in Papier und Tastatur fließt. In einem Vier-Mann-Betrieb sind das fast 117.000 Euro jährlich.

Frank Beaujean
Frank Beaujean ©Asantwork

Selbst wenn durch eine effiziente Vernetzung der Werkstatt nur die Hälfte dieser Zeit produktiv genutzt werden kann, bleibt am Ende ein Potenzial von rund 60.000 Euro zusätzlich pro Jahr.

Frank Beaujean

Digitale Gerätekommunikation

Die Lösung heißt Werkstattvernetzung. Dahinter steckt kein Hightech-Projekt, sondern ein bewährter europäischer Industriestandard: das „Workshop-Net“. Entwickelt wurde es bereits vor über 25 Jahren von führenden Werkstattausrüstern. Heute ist es in vielen Geräten bereits integriert – vom Abgastester über den Bremsprüfstand bis hin zum Klimaservicegerät.
Die Idee ist einfach: Geräte und Dealer-Management-System (DMS) kommunizieren direkt miteinander. Der Auftrag wird einmal digital angelegt und alle angeschlossenen Geräte greifen automatisch auf die relevanten Fahrzeug- und Kundendaten zu. Nach Abschluss fließen Messergebnisse und Protokolle automatisch zurück ins DMS. Damit entfallen sämtliche Mehrfacheingaben, Ausdrucke und manuellen Rückmeldungen. Der Monteur konzentriert sich wieder auf seine eigentliche Arbeit, denn die Verwaltung läuft im Hintergrund.

Vernetzung in fünf Schritten

Technisch ist die Umsetzung unkompliziert. Erforderlich sind:

  • ein betriebliches Netzwerk (LAN oder WLAN),
  • ein Server,
  • ein DMS mit integrierter Workshop-Net-Schnittstelle,
  • mindestens ein vernetzungsfähiges Werkstattgerät und
  • die kostenlose Netman-Software.

Der Netman kann direkt unter www.workshop-net.net/netman heruntergeladen werden. Nach der Installation erkennt er automatisch alle Workshop-Net-kompatiblen Geräte im Netzwerk und stellt die Verbindung zum DMS her. Jeder Gerätehersteller besitzt einen spezifischen Identifikationscode, über den die Integration automatisch erfolgt. Sind die Standardarbeitswerte im DMS einmal angelegt (z. B. Abgastest, Bremsprüfung, Klimaservice), genügt künftig ein Klick: Alle Daten liegen digital an den Geräten vor, die Ergebnisse fließen nach der Arbeit direkt in den Auftrag zurück.
Breite Unterstützung in der Branche
Aktuell unterstützen 65 Werkstattausrüstermarken und 33 Softwareanbieter den europäischen Netzwerkstandard. Nahezu alle gängigen Dealer-Management-Systeme in Österreich und Deutschland bieten die Schnittstelle bereits an. Damit ist die technische Grundlage in vielen Betrieben längst vorhanden, oft ohne, dass es dem Werkstattinhaber überhaupt bewusst ist.
„Auch die Kosten sind überschaubar: In vielen Geräten ist die benötigte Netman-Lizenz bereits kostenlos integriert. Falls nicht, kann sie einmalig für 829 Euro aktiviert werden – mit einer 15-tägigen Testphase zum Ausprobieren“, so Beaujean.

In vernetzten Werkstätten wird effizienter gearbeitet und sie haben höhere Erträge.
In vernetzten Werkstätten wird effizienter gearbeitet und sie haben höhere Erträge. ©asanetwork

Praxisnutzen im Tagesgeschäft

Was bringt die Vernetzung konkret?

  • Zeitgewinn: Keine Mehrfacheingaben, keine Protokollsuche, kein Nachtragen.
  • Fehlerreduktion: Daten werden digital übermittelt, Tippfehler ausgeschlossen.
  • Transparenz: Auftragsstatus und Messergebnisse sind jederzeit abrufbar.
  • Nachweisführung: Prüfprotokolle werden automatisch dem Auftrag zugeordnet und archiviert.

Für die Monteure bedeutet das: weniger Büroarbeit. Für den Werkstattinhaber: weniger Leerlauf und unproduktive Arbeitszeiten und eine belastbare Kalkulationsbasis.

Kleine Schritte, große Wirkung

„Digitalisierung in der Werkstatt heißt nicht, alles umzukrempeln. Es geht darum, vorhandene Abläufe intelligent zu verknüpfen. Die Werkstatt bleibt dieselbe – sie arbeitet nur effizienter. Die Umstellung ist weder teuer noch kompliziert, der Nutzen dagegen unmittelbar spürbar“, zeigt Beaujean den Nutzen für den Werkstattbetreiber auf. Gerade kleinere Betriebe profitieren überproportional, weil jeder gesparte Handgriff zählt. Und weil es in vielen Betrieben ohnehin an Personal mangelt, ist jede Stunde, die nicht in Administration fließt, eine wertvolle Investition in Produktivität.

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