Neuzulassungen

Die große Lücke am Neuwagenmarkt

Neuwagen
21.09.2023

 
Obwohl der Neuwagenmarkt im August leicht zulegte, klafft im Vergleich zum Vorkrisenniveau nach wie vor eine große Lücke.
Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY Österreich.
Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY Österreich.

Am österreichischen Neuwagenmarkt wurde im August ein Plus von 5,5 Prozent verzeichnet – damit hat sich das Wachstumstempo in Österreich im Vergleich zum bisherigen Jahresverlauf spürbar verlangsamt. Zudem lag der Neuwagenabsatz immerhin noch 37 Prozent niedriger als im Vergleichsmonat des Vorkrisenjahrs 2019. „Dass wir überhaupt noch Wachstum sehen, ist zum einen auf das außerordentlich niedrige Vorjahresniveau, zum anderen auf den immer noch recht hohen Auftragsbestand zurückzuführen“, betont Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY Österreich. Nach wie vor arbeiten die Autobauer Bestellungen aus dem Vorjahr ab, als der Teilemangel und eingeschränkte Produktionskapazitäten zu erheblichen Einbußen geführt haben. Doch inzwischen gehört der Chipmangel weitgehend der Vergangenheit an, die Lieferzeiten sinken weiter. Preiss rechnet damit, dass die Erholung in den kommenden Monaten anhalten wird: „Wir werden das Vor-Corona-Niveau zwar nicht erreichen, zum Jahresende hin wird die Lücke zum Vorkrisenniveau aber kleiner werden. Dann werden allerdings auch die Aufträge aus der Zeit des Chipmangels abgearbeitet sein.“

Sinkende Kaufkraft

Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage, der sinkenden Kaufkraft und des hohen Zinsniveaus blickt Preiss eher pessimistisch auf das Jahr 2024: „Die aktuelle Bestellsituation deutet auf eine schwache Absatzentwicklung im kommenden Jahr hin. Dann drohen wieder Überkapazitäten, und dann wird der Preisdruck auch wieder steigen.“ Rabatte kann sich die Branche nach Preiss Einschätzung allerdings eigentlich nicht leisten: „Die deutlich gestiegene Rohstoff- und Energiepreise und höhere Kosten in der Lieferkette haben für ein dauerhaft höheres Kostenniveau gesorgt. Dennoch beginnen die ersten Volumenhersteller bereits, mit Sonderfinanzierung und Aktionen den Absatz zu stabilisieren – und das sind nur die Vorboten für eine voraussichtlich breitere Rabattschlacht in den kommenden Monaten.“

Am Gipfel des E-Booms

Bei den Neuzulassungen von Elektroautos wurde in Österreich ein Plus von 49 Prozent erreicht. EU-weit stieg der Elektro-Marktanteil im Vergleich zu August 2022 von 11,6 auf 21,0 Prozent und überwand damals erstmals die 20-Prozent-Marke, in Österreich von 14,8 auf 21,0 Prozent. „Der europaweite Elektro-Boom dürfte im August seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht haben,“ sagt Preiss. „Denn zum einen wird Deutschland als Wachstumstreiber vorerst ausfallen, da seit September gewerbliche Käufe von Elektroautos nicht mehr subventioniert werden. Zum anderen sehen wir auch in anderen Ländern erste Zeichen einer nachlassenden Dynamik.“ Der Markt sei nach wie vor sehr stark getrieben von staatlichen Subventionen – wenn diese auslaufen oder reduziert werden, bricht auch die Dynamik ein. Hinzu komme die Konjunkturschwäche, die sich auch auf dem Elektroauto-Markt bemerkbar machen wird. Preiss sieht allerdings auch die Industrie in der Pflicht: „Das Angebot an günstigeren Elektroautos muss deutlich ausgebaut werden. Derzeit ist Elektromobilität in erster Linie eine Mobilität für Besserverdienende, weil Elektroautos im Vergleich zu vergleichbaren Verbrennern erheblich teurer sind.“