Porträt Autowerft

Benzin im Blut

Oldtimer
18.09.2023

Andreas Fojtik betreibt in Bisamberg eine Kfz-Werkstatt für alle Marken mit Schwerpunkt Oldtimer-Restaurierung. Den aktuellen Trend zur Elektrifizierung hält der leidenschaftliche Motorsportler für einen Irrweg.
Andreas Fojtik empfindet es als Ehre, die teuren Klassiker gegen Geld reparieren zu dürfen.
Andreas Fojtik empfindet es als Ehre, die teuren Klassiker gegen Geld reparieren zu dürfen.

„Oldtimer haben im Gegensatz zu modernen Autos eine Persönlichkeit, sie sprechen mit dir“, beschreibt Andreas Fojtik die Faszination historischen Blechs, das von Verbrennungsmotoren bewegt wird. Dass diese Persönlichkeiten häufig auch kapriziöse Seiten zeigen, erlebt der 60jährige Kfz-Meister und Motorsportler unter anderem an seinem Alltagsauto, einem Triumph Stag aus den 1970er-Jahren. „Das ist zweifellos eines der zehn schlechtesten Autos der Welt, aber es macht unheimlich Spaß, damit zu fahren“, schmunzelt er. Und schießt gleich eine Breitseite ab gegen den angeblichen technischen Fortschritt im Motorenbau: „Mit seinem 3,5 Liter Achtzylinder braucht der Stag auf der Autobahn rund 7,5 Liter Sprit auf 100 Kilometer - moderne Sportwagen sind nach 50 Jahren Entwicklung auch nicht viel sparsamer.“ Auch den Trend zum E-Auto sieht der bekennende Benzinbruder skeptisch. Zu schwer, zu wenig Reichweite, zu teuer und darüber hinaus brandgefährlich seien die aktuellen Modelle. So steht die Autowerft zwar allen Marken offen und führt auch §57a Überprüfungen durch, doch Fojtik kommt, solange er das Sagen hat, kein E-Auto ins Haus. Als Familienoberhaupt hat er den Betrieb 1989 in Wien gegründet und ist 2017 nach Bisamberg übersiedelt. Stets an seiner Seite stand seine Ehefrau Irene, und auch die drei Söhne Alexander, Filip und Florian fielen nicht weit vom Stamm – alle lernten Kfz-Technik und schrauben heute im Familienbetrieb.

Preziosen aus Blech

Andreas Fojtik führt stolz durch seine weitläufige Werkstatt, in der unter anderem an Klassikern gearbeitet wird, von denen es auf der ganzen Welt nur noch ein einziges Exemplar gibt. Darunter ein Rolls Royce EX-17 aus 1927, ein Gräf und Stift SR45 aus 1924 oder ein 104 Jahre alter Ballot 3.0, das erste Formel 1-Siegerauto der Welt. „Wir haben die Ehre, dass wir diese Autos gegen Geld reparieren dürfen“, freut sich Fojtik, der mit seiner von Perfektionismus geprägten Arbeitsethik in Oldtimer-Fachkreisen höchstes Ansehen genießt. „So romantisch, wie das klingt, ist es leider nicht immer“, seufzt der Klassiker-Meister. Immer mühsamer wird die Ersatzteilbeschaffung, und viele nicht mehr aufzutreibende Komponenten müssen mit Drehbank und Fräsmaschine eigenhändig nachgefertigt werden. Trotz seiner Ablehnung der Elektromobilität hat Andreas Fojtik in punkto Klimaschutz und Nachhaltigkeit kein schlechtes Gewissen, im Gegenteil. „Wir sind sicher im Umkreis von 50 Kilometern der nachhaltigste Betrieb“, sagt er, „denn wir verweigern uns der Wegwerfmentalität und reparieren Dinge, die es schon gibt.“