Morgan forever

Ein Schrauber und Gentleman

Oldtimer
20.12.2023

Rudi Hammerschmid übernahm 1996 den Generalimport der englischen Kult-Sportwagen Morgan für Österreich. Für die Fans der Marke ist seine Werkstatt nach wie vor die wichtigste Anlaufstelle.
Als Kfz Techniker spezialisiert sich Rudi Hammerschmid schon frühzeitig auf Rennmotoren.
Als Kfz Techniker spezialisiert sich Rudi Hammerschmid schon frühzeitig auf Rennmotoren.

Wenn die Bezeichnung „Lebende Legende“ auf jemanden zu 100 Prozent zutrifft, dann auf Rudi Hammerschmid, Rennmotorenbauer und Gründer der Firma Hammerschmid, später „Morgan on Tour GesmbH“ im niederösterreichischen Trumau. Der Spezialist für PS-starke Verbrennungsmotoren aus Großbritannien lebt auch heute noch, im Alter von 83 Jahren, unermüdlich seine Schrauber-Leidenschaft aus. Im Betrieb kümmert sich Tochter Katja Drev-Hammerschmid als Geschäftsführerin um alles Administrative sowie um die Vermietung der Morgan-Roadster, während Vater Rudi gemeinsam mit drei Kfz-Technikern den Fuhrpark in Schuss hält und Reparaturen an Kundenfahrzeugen durchführt. Für Motorsport-Historiker hält Hammerschmids Gedächtnis einen wahren Erinnerungsschatz bereit, war er doch in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts einer der gefragtesten Mechaniker für Rennautos. So baute und verbesserte er zum Beispiel die Motoren der Formel-3 und Formel-Ford Boliden, mit denen die späteren Formel 1-Stars Jochen Rindt und Niki Lauda ihre ersten Rennen bestritten. Auch die Rennfahrer-Legenden Helmut Marko und Dieter Quester vertrauten auf Rudi Hammerschmids Kunst, das PS-Optimum aus ihren Rennmotoren heraus zu holen. In den 1980er Jahren betreute er unter anderem die Rallyeautos der Ford-Werksfahrer und führte Testfahrten auf diversen Rennstrecken durch. Eine Karriere als Rennfahrer reizte ihn weniger, viel lieber tüftelte er an der optimalen Abstimmung der Motoren und freute sich, wenn „seine“ Boliden gute Platzierungen erreichten.

Drei oder vier Räder

Hammerschmids Ruf erreichte in den 1990er Jahren die britische Insel, wo in Malvern in den West Midlands die traditionsreiche Sportwagenschmiede Morgan residiert. Der Niederösterreicher wurde zu einer Werksbesichtigung eingeladen und fuhr mit dem Generalimporteursvertrag wieder heim, den die Firma um die Familie Koessler-Hammerschmid bis 2020 erfüllte. Heute hält sie einen reinen Servicevertrag mit der Morgan Motor Company. Im April 2019 hatte der italienische Investor Investindustrial, der auch an Aston Martin beteiligt ist, die Mehrheit an der Morgan Motor Company in Malvern übernommen. Hammerschmid ist heute für rund 700 der insgesamt 1000 österreichischen Morgan-Besitzer die wichtigste Adresse in Sachen Wartung und Reparatur. Das legendäre Modell Morgan 4/4 wurde von 1936 bis 2019 gebaut und hält den Rekord als das am längsten durchgehend produzierte Automodell der Welt. In regelmäßigen Abständen erhielt der 4/4 jeweils zeitgemäße Motoren und Getriebe, damit er den geltenden Gesetzen und Zulassungsbestimmungen entsprach. Ein weiteres legendäres Morgan-Modell ist der „Threewheeler“ mit einem angetriebenen Hinterrad und zwei gelenkten Vorderrädern. Die jüngste Auflage „Super 3“ wurde im Februar 2022 vorgestellt. Das Dreirad wird von einem 118 PS starken 1,5-Liter-Ottomotor von Ford angetrieben. Alle neuen Morgan-Modelle außer dem im Jahr 2000 vorgestellten Aero 8 mit BMW-Motor sind heute mit einem geklebten Aluminium-Monocoque mit Holzhilfsrahmen versehen.