Profi am Werk

Metalldrücker: Der letzte Meister

Metall
06.04.2023

Mustafa Zeki beherrscht eine Kunst, die heute vom Aussterben bedroht ist. Dabei wird das Metalldrücken unter anderem für die Oldtimer-Restaurierung dringend benötigt.
Metalldrücker Mustafa Zeki
Metalldrücker Mustafa Zeki 

Vor zehn Jahren legte Mustafa Zeki die Meisterprüfung als Metalldrücker ab. „Seither hat es keinen Meister mehr in diesem schönen Beruf gegeben“, sagt der heute 52jährige. Seit 1. Jänner dieses Jahres hat er die traditionsreiche Metalldrückerei von Wilhelm Seidl übernommen, der das 1908 gegründete Wiener Unternehmen in dritter Generation geführt hat und nun in Pension gegangen ist. „Für mich ist das eine ganz schöne Umstellung“, sagt Zeki. „Seit über 20 Jahren war ich hier der Hackler, jetzt bin ich Eigentümer und Geschäftsführer.“ Bei der längst überfälligen Digitalisierung von Buchhaltung und Kundenkontakten unterstützt ihn sein Schwiegersohn, in bürokratischen Angelegenheiten hilft sein ehemaliger Chef aus. Als einzigen Mitarbeiter beschäftigt er Oliver Wagner, einen 30jährigen gelernten Metallfacharbeiter. Die Werkstatt ist im 4. Stock des historischen Werkstättenhofes angesiedelt, der unter Kaiser Franz Josef 1907 in Wien Mariahilf errichtet wurde. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. In Regalen hinter den uralten tonnenschweren Maschinen zum Drehen, Drücken, Bohren, Abkanten und Schleifen von Metall finden sich unzählige Formen aus Stahl, Holz oder Kunststoff, über die verschiedene Metalle gestülpt und in ihre gewünschte Form gedrückt werden.

Zerdeppschte Teile

Scheinwerfergehäuse, Luftfilter, Ansaugstutzen, Radkappen, Bremsflüssigkeitsbehälter oder ganze Auspuffanlagen aus Stahlblech, Aluminium oder Messing entstehen in der Metalldrückerei von Mustafa Zeki. Private Sammler oder Museen wie das Hausberger Oldtimermuseum in Puchberg am Schneeberg zählen zu seinen Kunden. „Wir arbeiten nach Zeichnungen oder einfach nach zerdeppschten Teilen“, erklärt der Metalldrücker. Die von ihm angefertigten Negativ-Formen werden oft nur für wenige Teile benötigt, dann landen sie in einem von vier Magazinen, die bis zur Decke mit Formen angefüllt sind. In Zekis Kundenkartei finden sich auch klingende Namen wie die Porzellanmanufaktur Augarten, für die er unter anderem Messing-Standfüße für Tischlampen herstellt. Und auch die Statue des Amadeus Awards wird in der historischen Wiener Metallwerkstatt angefertigt. Das Geschäft läuft zufriedenstellend, wenn auch unregelmäßig. Mustafa Zeki: „Manchmal ist es zu wenig, manchmal zu viel, aber unterm Strich passt es gut.“