Berufswechsel
Beruf Kfz-Techniker: Erfolgreicher Quereinstieg
Alexander Stock hat seinen Traumberuf auf Umwegen gefunden, obwohl er ihm eigentlich in die Wiege gelegt war. „Mein Vater war Transportunternehmer und hat viel an den eigenen Lkws herumgeschraubt – dabei habe ich ihm schon als Kind zugeschaut und später auch geholfen“, erzählt er. Seine frühen Erfahrungen als Hilfsmechaniker waren jedoch eher negativ geprägt – zu dreckig und zu kalt war ihm der Beruf erschienen. So absolvierte Alexander lieber eine Bäckerlehre, doch im Berufsalltag kam er drauf: „Der Mehlstaub ist auch nicht gesund, und warm wird es erst, wenn der Ofen aufgeheizt ist.“ Nach einem Zwischenspiel als Lkw-Fahrer entdeckte er sein schlummerndes Talent, technisch komplexe Zusammenhänge rasch zu begreifen und die Ursachen von Defekten zu erkennen, die andere übersehen haben. Kurz entschlossen schrieb er sich beim Wifi Eisenstadt in den Vorbereitungskurs für die Lehrabschlussprüfung zum Kfz-Techniker ein, büffelte die entsprechende Fachliteratur, absolvierte die Prüfung und noch im selben Jahr auch gleich die Meisterprüfung. Die Blitzkarriere des Quereinsteigers erregte Aufsehen und brachte Alexander Stock einen Auftritt im Regionalfernsehen und einen Bericht in einer Lokalzeitung ein. Sein Fazit aus dieser Zeit: „Weiterbildung zahlt sich aus. Als Lkw-Fahrer war ich Hilfsarbeiter, heute bin ich Meister.“
Spurensuche bei Defekten
Heute arbeitet Alexander Stock als Technik-Trainer für die niederösterreichische Knorr-Bremse GmbH in der Abteilung Nutzfahrzeuge. Auch an den Wifis St. Pölten, Linz, Graz, Eisenstadt und Innsbruck sowie an der Automotive Akademie in Wien hält er Schulungen ab, welche die Teilnehmer für den Erhalt der §57a-Prüfberechtigung benötigen. Stocks Spezialgebiet ist die Bremsanlage bei Nutzfahrzeugen. Auf diesem Gebiet hat der heute 51-Jährige jahrzehntelange Erfahrung gesammelt, seit er zum ersten Mal als Jugendlicher seinem Vater beim Auswechseln verschlissener Bremsbeläge geholfen hat. Sowohl die Mitarbeiter der Knorr-Bremse-Niederlassung in Mödling profitieren von Stocks Know-how als auch die Kundschaft des Unternehmens, bei der der Bremsenspezialist Produktschulungen durchführt, Unterstützung bei Prüfabläufen anbietet und bei der Fehlersuche hilft. „Oft zeigt ein Diagnosegerät einen falschen oder gar keinen Fehler an, dann wird es interessant“, erzählt Stock aus Erfahrung. Seine Vorgangsweise bei der Aufklärung der Ursache eines Defektes: „Ich schau mir immer zuerst die Mechanik und die Pneumatik an, bevor ich die elektronische Diagnose zurate ziehe.“ Denn gerade bei Bremsanlagen lassen bestimmte Verschleißspuren eindeutige Rückschlüsse auf konkrete Fehlfunktionen zu.
Wissen weitergeben
Aus eigener Erfahrung weiß Alexander Stock, dass theoretisches Wissen unbedingt mit praktischen Übungen kombiniert werden muss, um sich nachhaltig zu festigen. „Die Teilnehmer meiner Kurse müssen selbst Hand anlegen, ich schaue nur zu und greife bei Bedarf korrigierend ein“, erklärt Stock. Das positive Feedback der Teilnehmenden nach dem Kursabschluss gibt ihm Recht und freut ihn. Da im Zuge der Corona-Pandemie viele ältere Fachkräfte aus wirtschaftlichen Gründen vorzeitig in Pension geschickt wurden, konnten sie ihr Wissen nicht rechtzeitig an ihre jüngeren Nachfolger weitergeben. Die Folge: Alexander Stocks Praxiskurse sind bestens gebucht, im Jahr führt er rund 90 teils mehrtägige Schulungen in ganz Österreich durch. Der Erfolg seiner Trainings ist tatsächlich messbar: Die Anzahl der Anrufe bei der technischen Hotline von Knorr-Bremse geht immer nach einer Schulung deutlich zurück.