Infrastruktur

Die besten Ideen für das Stromtanken

02.03.2023

 
Salzburg Research zeichnet nach seinem Open Innovation Ideenwettbewerb die besten Einreichungen für smartes Teilen von Energie sowie neue Geschäftsmodelle aus.
Jury, Veranstalter und Preisträger des Open Innovation Wettbewerbs zum Thema Smartes Laden von E-Fahrzeugen: Guntram Preßmair (e7 energy innovation & engineering), Stefan Linecker (Salzburg Research), Sandra Schäfer (Salzburg AG), Lisa Wolf (Green Energy Lab), Diana Wieden-Bischof (Salzburg Research), Preisträger Andreas Schöfegger, Mario Grassl (Sustainable Earth Logic GmbH), Christine Scharinger (Scharinger Consulting e.U.), Siegfried Reich (Salzburg Research) (v.l.n.r.).
Jury, Veranstalter und Preisträger des Open Innovation Wettbewerbs zum Thema Smartes Laden von E-Fahrzeugen: Guntram Preßmair (e7 energy innovation & engineering), Stefan Linecker (Salzburg Research), Sandra Schäfer (Salzburg AG), Lisa Wolf (Green Energy Lab), Diana Wieden-Bischof (Salzburg Research), Preisträger Andreas Schöfegger, Mario Grassl (Sustainable Earth Logic GmbH), Christine Scharinger (Scharinger Consulting e.U.), Siegfried Reich (Salzburg Research) (v.l.n.r.).

Was motiviert Besitzerinnen und Besitzer von E-Fahrzeugen, ihre Akkus für smartes Laden zur Verfügung zu stellen? Wie können Verbraucher:innen unterstützt werden, damit sie ihr Ladeverhalten stärker an den Bedürfnissen des Stromnetzes ausrichten? Welche Services und Dienstleistungen sowie Kooperationsmöglichkeiten oder Geschäftsmodelle entstehen durch smartes Laden? Salzburg Research bat mittels eines Open Innovation Ideenwettbewerbes um die Ideen der Community. Eine hochkarätige Fachjury bewertete anschließend die Einreichungen. Die besten Ideen wurden am 23. Februar 2023 in der MoonCity Salzburg prämiert.

1. Platz: Laden beim Schifahren

Hotelgäste brauchen üblicherweise ihr Auto während des Aufenthalts im Hotel wenig bis gar nicht. Andreas Schöfegger hatte folgende Idee: Jene, die ihr E-Fahrzeug während des Aufenthalts an die bidirektionale Ladestation anschließen und so als Speicher für das Hotel bzw. die Region anbieten, bekommen im Gegenzug Preisnachlässe oder Goodies. Tagesgäste können über eine App bereits vorab einen Ladeplatz und somit einen reservierten Parkplatz buchen und einen individuell bestimmbaren Speicheranteil des E-Fahrzeugs als „Puffer“ freigeben. So kann das Energiepotenzial am Energiemarkt eingeplant und speziell zu prognostizierten Zeiten der Bedarf an fossilen Kraftwerken reduziert werden. Die Tagesgäste werden durch Preisnachlässe und Gamification-Methoden motiviert.

2. Platz: Prestige und Bequemlichkeit

Laut Ideengeber Werner Fürst sollten bidirektionale Ladestationen auf Firmenparkplätzen im „VIP-Bereich“ nahe dem Eingang platziert werden – dort, wo sonst üblicherweise die Geschäftsführung parkt. Auf P+R-Parkplätzen sollen die bidirektionalen Ladestationen direkt neben der Einstiegsstelle für Bus oder Bahn sein. Auf innerstädtischen Parkflächen und Kundenparkplätzen befinden sich diese nahe von benachbarten Wohnhäusern und sind nach Ladenschluss auf von Nicht-Kunden benutzbar. Wer dort lädt, gibt damit auch die Einwilligung für bidirektionalen Stromfluss. Der Akku wird jeweils im optimalen Bereich zwischen 40 und 80 Prozent gehalten. In der Andockzeit werden nicht mehr als 30 Prozent abgegeben, bei viel Überschuss wird bis zu 80 Prozent geladen. Die Ladeplätze sind – wo sinnvoll – mit PV-Paneelen überdacht. Wo das nicht sinnvoll ist, kommen Rasenziegel zum Einsatz. Denn E-Autos verlieren kein Öl, und der Boden wird weniger versiegelt.

3. Platz: Carsharing durch Wohnbaugesellschaften

Frank Dobbert präsentierte seine Idee von dezentralen Carsharing-Angebote durch Wohnbaugesellschaften. Diese bieten ihren Mieter:innen und Wohneigentümer:innen eine integrierte Energielösung an, die aus Mieter:innenstrom, eigenen Photovoltaikanlagen und E-Carsharingfahrzeugen besteht. Über eine interne App können die Fahrzeuge für eine bessere Planbarkeit mit einer Vorlaufzeit bestellt werden. Die Wohnungsbaugesellschaft wird zu so zum alleinigen Vertragspartner der Netzbetreiber und kann die Fahrzeuge auch als Strompuffer zur Verfügung stellen und im Bedarfsfall auch für eine Nutzung sperren. Alle Beteiligten profitieren: Mieter:innen oder Eigentümer:innen steht wohnungsnah ein Share-Fahrzeug zur Nutzung bereit, bidirektionales Laden eventuell entsprechend preiswerter. Die Wohnungsbaugesellschaften profitieren durch Zusatzeinnahmen bzw. nutzen die Fahrzeuge selbst als Energiepuffer für die hauseigenen PV-Anlagen. Der Netzbetreiber bekommen neue, planungssichere B2B-Flottenkunden.

Forschung für Mobilität

Die Ideen aus diesem offenen Innovationsprozess fließen als Szenarien und Geschäftsmöglichkeiten in die internationale Forschungsarbeit ein. Die Forschenden konzentrieren sich in „GAMES -  Grid Aware Mobility and Energy Sharing“ auf die Frage, wie mittels Digitalisierung von elektrischen Shared-Vehicle-Flotten Mobilitätsbedürfnisse befriedigt und gleichzeitig neue Einnahmequellen geschaffen werden können, indem sie Dienstleistungen für Stromnetzbetreiber und Energiegemeinschaften bereitstellen.