Sommerreifentest

Gefährliche Billigreifen

22.02.2023

 
Der neue ÖAMTC-Sommerreifentest zeigt: Billigreifen bremsen deutlich schlechter als Premiumreifen.
Sommerreifen im Härtetest
Sommerreifen im Härtetest

Die Reifentests des ÖAMTC und seiner Partnerclubs feiern heuer ihr 50-Jahr Jubiläum. Zu diesem Anlass wurden 50 Sommerreifen der Dimension 205/55 R16 geprüft, die vor allem in der unteren Mittelklasse verbreitet sind. Gleichzeitig wurden die Bewertungskriterien ab jetzt neu aufgestellt. „Erstmalig finden auch Nachhaltigkeitskriterien Einzug in die Standardbewertung des Reifentests. Das wichtigste ist und bleibt aber die Fahrsicherheit, die 70 Prozent der Wertung ausmacht“, erklärt ÖAMTC-Reifenexperte Steffan Kerbl. Der Umweltaspekt macht nun 30 Prozent der Gesamtwertung aus. Das Ergebnis: Zehn Reifen schneiden "gut" ab, 21 "befriedigend", zwölf mit "genügend" und sieben erhalten ein "nicht genügend".

Testtabelle
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Abrieb und Gewicht

Bei der Umweltbilanz der Reifen finden sich einerseits bekannte Kriterien wie die prognostizierte Laufleistung, der Kraftstoffverbrauch oder auch das Geräusch. „Neu sind hier Kriterien wie der Abrieb und das Gewicht eines Reifens sowie das Kriterium Nachhaltigkeit“, erläutert Kerbl. Zudem wurde im Rahmen des Tests eine Schadstoffanalyse aller 50 Testprodukte bezüglich Nitrosamine und PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) durchgeführt. Das erfreuliche Ergebnis: In keinem Reifen wurden Schadstoffe entdeckt. In der Umweltwertung schneidet der "Michelin e.Primacy" als einziger "sehr gut" ab – mit einer voraussichtlichen Reichweite von 71.500 km. Leider bringt das gleichzeitig nur "genügende" Werte bei der Fahrsicherheit (Nässe) mit sich. Der bessere Allrounder ist hier der "Primacy 4+", ebenfalls von Michelin. Er schneidet in der Umweltbilanz "gut" ab – aber gleichzeitig auch bei der Fahrsicherheit. Positiv fallen hier auch der "Goodyear Efficient Grip Performance 2" und der "UltraContact" von Continental auf. Der "DoubleCoin DC99" schneidet in der Umweltbilanz ebenfalls gut ab, aufgrund der schlechten Werte bei der Fahrsicherheit wird es am Ende allerdings ein "nicht genügend".

Unterschiede bei Nässe

Bei Trockenbremsungen aus 80 km/h bis zum Stillstand lagen zwischen dem besten und dem schlechtesten Reifen bemerkenswerte sieben Meter Unterschied. Dramatischer fielen die Werte bei Nässe aus, erzählt der Reifenexperte des Mobilitätsclubs: „Zwischen dem besten und schlechtesten Reifen bei Nässe lagen erschreckende 25 Meter Bremsweg. Das bedeutet, wenn das erste Fahrzeug mit den 'Continental PremiumContact 6' zum Stehen kommt, würde ein Fahrzeug dahinter auf den 'DoubleCoin DC99' noch mit rund 52 km/h aufprallen.“ Diese Geschwindigkeiten sind mit einem EuroNCAP-Crashtest vergleichbar. Tendenziell sind viele der schlechtesten Reifen bei Nässe Billigreifen. „Hier sollte man im eigenen Interesse nicht sparen“, so Kerbl. Die besten Werte in Sachen Fahrsicherheit erzielten der "Continental PremiumContact 6" und der "Nokian Tyres Wetproof". Alle sieben mit "nicht genügend" bewerteten Reifen fielen aufgrund der Nassbremsung durch. Steffan Kerbl zieht folgendes Resümee: „Den perfekten Reifen gibt es nicht – aber viele gute und befriedigende. Entscheidend ist das persönliche Fahrprofil. Der Preis sollte im Sinne der Sicherheit zweitrangig sein – ein deutlich kürzerer Bremsweg kann im Ernstfall entscheiden, ob es kracht oder nicht.“