Alternativenergie

Mangelware grüner Strom

Mobilität
08.03.2023

 
Bosch-Vorsitzender Stefan Hartung und ÖVK-Chef Bernhard Geringer diskutierten über Versorgungssicherheit in Europa und das globale Handelsgut „Energie“.
Bosch Vorsitzender Stefan Hartung (l.) mit ÖVK Chef Bernhard Geringer.
Bosch Vorsitzender Stefan Hartung (l.) mit ÖVK Chef Bernhard Geringer.

„Die Herausforderung der Klimaneutralität insgesamt und speziell auch in der Mobilität ist riesig. Wir werden alle Technologien brauchen, die uns diesem Ziel näherbringen und sollten nicht vorschnell Technologien und Lösungspfade ausschließen“, betonte Bosch-Vorsitzender Stefan Hartung bei seinem Auftritt vor Mitgliedern des Verbandes der Auslandspresse in der Industriellenvereinigung in Wien, und weiter: „In der Bestandsflotte und in anderen Ländern wird es weiterhin Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren geben.“ Dem pflichtete auch der ÖVK-Vorsitzende und Veranstalter des internationalen Wiener Motorensymposiums, Bernhard Geringer, bei: „Der enorme Bestand – wir sprechen hier weltweit von 1,4 Milliarden Fahrzeugen – braucht ebenso einen Weg zur schnellen Klimaneutralität. Hier sind E-Fuels eine ideale Lösung, weil sie sofort einsetzbar sind.“ Denn das Elektroauto mit Kohlenstrom betrieben sei eine ebenso schlechte Lösung, wie ein Brennstoffzellenfahrzeug, das mit „grauem“ Wasserstoff aus Erdgas angetrieben wird. Man müsse systembezogen entscheiden.

Maßgeschneiderte Lösungen

Das Ziel müsse sein, „grüne“ Energie in jeden Bereich unseres Alltags zu bringen, so Hartung weiter: „Dazu gehört es auch, dass wir für jede Anwendung die passende Antriebslösung bieten, die eine CO2-neutrale Nutzung ermöglicht. Elektrische Antriebe mit Batterie und Brennstoffzelle machen unter Verwendung von Grünstrom und grünem Wasserstoff den Weg für klimaneutrale Mobilität frei und werden weiter an Bedeutung gewinnen.“ Der Wasserstoffmotor hätte großes Potential bei Baufahrzeugen und landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen wie Mähdreschern, die schwer sind und über einen langen Zeitraum mit hoher Leistung auf schwierigem Gelände fahren müssen. Geringer ergänzte: „Es gibt nicht einen Weg für alle Fahrzeuge. Es gilt, die optimale Synergie der jeweiligen Stärken der Technologien zu nutzen.“

Zu wenig „grüner“ Strom

Auch E-Fuels werden für die Mobilität von morgen viel diskutiert. Allerdings müsse man sich bewusst sein, dass dabei Europa von anderen Teilen der Welt nicht unabhängig sei, sagte Hartung: „Wir haben in Europa wenig grünen Strom. Die Gewinnung von E-Fuels ist sehr stromintensiv, die Speicherung und der Transport dagegen problemlos möglich. Es ist nicht wichtig, wo E-Fuels produziert werden, solange die Gewinnung nachhaltig ist. Länder mit viel Sonne oder Wind werden hier einen Vorteil haben.“ Bernhard Geringer sieht einen großen Vorteil in der Nutzung von E-Fuels aufgrund der hohen Energiedichte: „Eine große Windkraftanlage oder PV-Anlage braucht mehrere Monate, um einen großen Tanker mit E-Fuel zu befüllen“. Dieses Beispiel zeigt den Vorteil von synthetischen Kraftstoffen bei Speicherung und Transport gegenüber Wasserstoff oder gar Strom.