Wifo-Prognose

Ukraine-Krieg belastet Österreichs Wirtschaft über Jahre

Konjunktur
12.05.2022

Es war ein kurzes Vergnügen, als sich die heimische Wirtschaft 2021 spürbar von der Covid-19-Krise erholte. Jetzt, nach der Omikron-Welle und vor allem wegen des Krieges in der Ukraine, schaut es wieder traurig aus: Die Wachstumsaussichten wurden nun nach unten revidiert. Und zwar nachhaltig.

Für das Jahr 2022 rechnet das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) mit einem BIP-Wachstum von 3,9 Prozent. Dieser Wert wurde schon zur Frühjahrsprognose Ende März vorhergesagt und liegt ein Prozentpunkt unter jener Prognose, die die Wirtschaftsforscher noch im Herbst des Vorjahres vorhergesagt hatten. Und bis 2026 erfolgt eine Abschwächung auf nur noch 1,4 Prozent. 

Mittelfristige Prognose

Damit zeigt die nun präsentierte mittelfristige Prognose, dass die Auswirkungen der Ukraine-Krise die österreichische Volkswirtschaft noch länger belasten wird. Bis über die Mitte des Jahrzehnts hinaus dämpft der von Russland gegen die Ukraine geführte Krieg demnach das Wirtschaftswachstum in Österreich.

Von 2022 bis 2026 wird der BIP-Anstieg im Schnitt um einen halben Prozentpunkt abgebremst, statt um 2,6 Prozent im Jahr, wie noch im November angenommen, scheinen jetzt nur 2,1 Prozent jährlich an realem Wachstum realistisch. Und das, nachdem die Jahre zuvor Corona-bedingt schwach waren und eigentlich ein Rebound, also eine starke Erholung, zu erwarten gewesen wäre.

Der wird nun eben deutlich schwächer ausfallen: In der aktuellen Mittelfrist-Prognose heißt es: „Getragen von den internationalen Entwicklungen schwächt sich das BIP-Wachstum bis 2026 auf das mittelfristige Trendwachstum von rund 1½% ab (Ø 2022/2026 +2,1% p. a., Ø 2010/2019 +1,5% p. a.).“

Rückgang der Arbeitslosigkeit

Trotz dieser „markanten Abschwächung“ bewirke die durch den demografischen Wandel ausgelöste, zunehmende Arbeitskräfteknappheit im Prognosezeitraum aber einen merklichen Rückgang der Arbeitslosigkeit: Die Arbeitslosenquote erreicht laut der Wifo-Prognose bereits 2022 das Vorkrisenniveau und wird 2026 voraussichtlich bei 6% liegen.

Die Omikron-Welle in China und vor allem der Ukraine-Krieg verstärken indes und verlängern den bereits seit 2021 auf den internationalen Märkten beobachteten kräftigen Preisauftrieb. Getragen wird er vor allem von stark steigenden Energie-, Rohstoff- und Vorproduktpreisen sowie einem markanten Anstieg der Transportkosten aufgrund von Kapazitätsengpässen und daraus resultierenden Lieferverzögerungen. In Österreich werden die Verbraucherpreise 2022 laut den Wifo-Experten um knapp 6% und 2023 um 3¼% steigen. Die Inflationsrate dürfte jedoch auch in der mittleren Frist zumindest ¼ Prozentpunkt über dem 2%-Zielwert der EZB liegen.

Obwohl heuer zusätzliche Ausgaben getätigt werden, um die Kaufkraftverluste infolge der hohen Inflation abzufedern und die Versorgung von Flüchtlingen aus der Ukraine sicherzustellen, liegt die für 2022 prognostizierte Defizitquote gegenüber der mittelfristigen Einschätzung vom Oktober 2021 (einschließlich Steuerreform) unverändert bei 2,4% des nominellen BIP. „Dies ist auf einen inflationsbedingten Anstieg der Einnahmen zurückzuführen“, so die Prognose. Bis 2026 dürfte die Budgetdefizitquote auf 0,4% des BIP sinken.