Abrechnung

Unfaire Lade-Tarife

02.03.2023

 
Laut einer ÖAMTC-Studie dauert das Stromtanken bei Kälte schlimmstenfalls bis zu 30 Minuten länger als unter Idealbedingungen.
Kostenwahrheit beim Stromtanken
Kostenwahrheit beim Stromtanken

Hersteller von E-Autos werben mit Ladezeiten von 30 Minuten oder weniger. Solche Werte sind an Schnellladesäulen zwar erreichbar, allerdings nur unter optimalen Bedingungen. „Vor allem im Winter sieht es in der Praxis meist ganz anders aus – gerade, wenn wirklich tiefe Temperaturen herrschen“, erklärt Markus Kaiser, E-Mobilitätsexperte beim ÖAMTC. „Einerseits sind längere Ladezeiten natürlich eine Komforteinbuße, andererseits aber auch eine finanzielle Mehrbelastung: Denn speziell an öffentlichen Ladestationen wird meist nach Zeit abgerechnet.“

Unterschiede bei Ladekurven

Die zentrale Frage: Wie viel Strom kommt bei welchem Ladestand im Akku der Autos an und welche Ladezeit ergibt sich dadurch? Kaiser fasst zusammen: „Die Ladekurven der einzelnen Fahrzeuge unterscheiden sich zum Teil stark.“ Was aber bei allen Modellen ähnlich ist: Die Ladeleistung schwankt, ist speziell zu Beginn der Ladezeit deutlich reduziert und zeigt eine direkte Abhängigkeit von den Temperatureinflüssen. Außerdem war bei allen Fahrzeugen ab einem Akku-Füllstand von rund 80 Prozent ein signifikanter Rückgang der Ladeleistung zu beobachten. Generell hängen die Unterschiede zwischen beworbener und tatsächlicher Ladedauer vor allem vom Zustand und der Temperatur in der Traktionsbatterie des Fahrzeuges ab. „Im Endeffekt sind das Werte, die man als Konsument:in nicht kennt“, hält der ÖAMTC-Experte fest. Die Folge: Im Vorhinein abzuschätzen, wie lange man an der Säule steht und wie viel man bei einer Abrechnung nach Zeit dadurch für die Ladung bezahlen muss, ist praktisch nicht möglich.

Ladetarife nach kWh

Technisch sind weder Ladeverluste – der Mobilitätsclub hat im Sommer 2022 einen Test dazu durchgeführt – noch Schwankungen in der Ladeleistung zu verhindern. Die aktuelle Untersuchung zeigt aber einmal mehr, wieso es problematisch ist, dass man häufig immer noch für die Dauer des Ladevorgangs zahlt – anstatt für den Strom, der tatsächlich im Auto ankommt. Kaiser: „Angesichts der Testergebnisse fordern wir einmal mehr die rasche Umstellung auf Kilowattstunden-basierte Tarife oder zumindest eine eindeutige Trennung zwischen Lade- und etwaigen Parkgebühren. Nur so ist Preistransparenz möglich – und nur so ist gewährleistet, dass man lediglich für jenen Strom zahlt, den man auch nutzt."