Standesvertretung

WKW auf Erneuerungskurs

02.07.2025

Der neue Wiener Landesinnungsmeister Emin Yilmaz, Inhaber einer Kfz-Werkstatt und eines Reifengroßhandels, erklärt im Interview, was die WKW in Zukunft für ihre Mitglieder tun will.

KFZWIRTSCHAFT: Herr Yilmaz, mit Ihnen ist zum ersten Mal ein Vertreter des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes SWV zum Landesinnungsmeister gewählt worden – was glauben Sie, versprechen sich die Mitglieder von dieser Wahl?

EMIN YILMAZ: Offenbar gibt es einen starken Wunsch nach Erneuerung und Veränderung in der Branche. Wir vertreten in der Wirtschaftskammer Wien insgesamt 750 Markenbetriebe und freie Werkstätten, und sie alle haben derzeit mit großen Herausforderungen zu kämpfen. Der rasante technologische Wandel erfordert nicht nur Investitionen in neue Werkstattausrüstung sondern vor allem eine permanente Weiterbildung, und genau dafür wollen wir unseren Mitgliedern hochwertige Schulungen anbieten. Grundsätzlich schätze ich die Arbeit meiner Vorgänger und Mitstreiter aus den anderen Fraktionen und werde auch in Zukunft niemanden ausschließen.

Auch bisher gab es schon Angebote für Schulungen und Weiterbildung, wurden diese zu wenig angenommen?

Leider werden die Fahrzeughersteller immer zurückhaltender mit der Weitergabe wichtiger Reparaturinformationen, und so werden vor allem die kleinen Ein- und Zweipersonenbetriebe, die immerhin 50 Prozent unserer Mitglieder ausmachen, von den neuen Entwicklungen überrollt. Ein Beispiel: Wir können heute die meisten Fahrzeuge bis Baujahr 2023 noch mit lizenzfreien Mehrmarken-Diagnosegeräten testen, für alle jüngeren Fahrzeuge werden bereits spezielle Tester mit kostenpflichtigen Hersteller-Lizenzen benötigt. Und auch für die Einstellung moderner LED-Scheinwerfer braucht es Know-how und die entsprechenden Geräte. Leider neigen gerade kleine Betriebe auch aus Zeitmangel dazu, den Kopf in den Sand zu stecken und diese Entwicklungen zu ignorieren.

Wie steht es in der Branche um die Bereitschaft, sich mit der Elektromobilität auseinanderzusetzen?

Auch da gibt es noch ein kräftiges Aufholpotenzial. Ich höre immer wieder von Betrieben, die ohne die vorgeschriebene HV-Ausbildung einen Reifenwechsel oder einen Scheibentausch an einem Elektroauto durchführen – das ist nicht nur illegal, sondern auch gefährlich. Jede Kfz-Werkstatt sollte heute zumindest die Hochvolt-Kompetenz bis Stufe 2 besitzen, dafür setze ich mich ein.

Wie wollen Sie die Mitglieder von der Notwendigkeit zur Weiterbildung überzeugen?

Als Inhaber eines Reifengroßhandels bin ich permanent mit mehreren hundert Werkstätten in Wien und Umgebung in engem persönlichem Kontakt. Meine Stärke ist sicher meine hohe Kommunikationsbereitschaft, ich gehe gerne auf die Leute zu und suche das persönliche Gespräch. Viele wussten bisher gar nicht, was die Wirtschaftskammer für sie tun kann, das will ich mit einer neuen Angebots-Offensive ändern.

Mit welchen Partnern wollen Sie die Schulungen durchführen?

Da kommen mehrere Institutionen in Frage. Am Mobilitätscampus der WKW am Freihof in Wien Donaustadt hat sich die Jugend- und Facharbeiterausbildung inklusive §57a Aus- und Weiterbildung bereits bewährt. Ich könnte mir vorstellen, das Schulungsangebot beispielsweise um praxisnahe Kurse von Diagnosegeräteherstellern zu erweitern. Außerdem werde ich entsprechende Gespräche mit der Siegfried-Marcus Berufsschule führen, die zufällig in unmittelbarer Nachbarschaft meines Betriebes liegt. Dort gibt es hervorragende Experten und großzügig ausgestattete Lehrwerkstätten.

Welche Themen wollen Sie in den kommenden vier Jahren noch angehen?

Ein zentrales Anliegen für mich ist die Ausweitung des Reparaturbonus auf Autoreparaturen, dafür werde ich mich stark machen. Weiters gibt es in der Lehrlingsausbildung einen großen Reformbedarf. Immer weniger Betriebe wollen Lehrlinge aufnehmen, da sie mit der Bürokratie und den Haftungen im Lehrvertrag nicht einverstanden sind. Solche Dinge gehören bundesweit und in Zusammenarbeit mit Arbeiterkammer und AMS besprochen. Auch die Lehrabschlussprüfung gehört dringend reformiert, da sie sich auf völlig veraltete Unterlagen stützt. Einen großen Nachschulungsbedarf sehe ich auch beim Thema Unternehmensführung. Viele Betriebe kalkulieren ihre Stundensätze nicht richtig, da sie nicht genau wissen, was dem Lieferanten und was dem Staat gehört, und was ihnen am Schluss wirklich übrigbleibt. Als erfahrener Unternehmer gebe ich mein Wissen auf diesem Gebiet gerne weiter – das ist mit ein Grund, warum ich den Job als Landesinnungsmeister gerne angenommen habe.

Zur Person:

Emin Yilmaz,53, ist seit rund 20 Jahren in der Wiener Kfz-Branche tätig. Der Vater von vier Töchtern betreibt seit 2020 in Wien Strebersdorf eine freie Kfz Werkstatt sowie das Reifengroßhandelsunternehmen „Reifen 2000“ mit insgesamt 20 Mitarbeitenden, darunter 5 Lehrlinge in den Bereichen Kfz Technik, Karosseriebautechnik und Bürokaufkraft.

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