Klimafreundlicher Antrieb

Zauberwort „Defossilisierung“

29.04.2025

Wissenschaftler, Praktiker und Medienvertreter diskutierten im Österreichischen Journalisten Club über Relevanz und Praxistauglichkeit kohlenstoff-neutraler Antriebssysteme.

Im Vorfeld des 46. Internationalen Wiener Motorensymposiums, das am 15. und 16. Mai in der Wiener Hofburg stattfinden wird, lud der Gründer des Internationalen Forums für Wirtschaftskommunikation (IFWK), Rudolf J. Melzer, Top-Manager aus der Fahrzeugindustrie, Entwickler, praktische Anwender, den Veranstalter des Symposiums TU-Professor Bernhard Geringer sowie Journalisten zu einer Diskussion rund um Antriebssysteme mit nicht-fossilen Energieträgern und ihre Praxistauglichkeit in den Österreichischen Journalisten Club (ÖJC) ein. „Wir müssen die Dinge von Anfang an zu Ende denken. Es geht darum, wo kommt die Energie her, wie muss die Infrastruktur dazu aussehen und wie die entsprechenden Transportmittel. Das muss zusammenpassen“, verwies Markus Schermann, General Manager der BRP-Rotax Vienna GmbH, darauf, dass die aktuell laufenden Transformationen nicht als Bedrohung, sondern als Chance gesehen werden sollen. Das kanadisch-österreichische Unternehmen liefert Antriebssysteme für Sportflugzeuge ebenso wie für Powersportgeräte wie Ski-Doos, Karts oder Quads: „Wir von BRP-Rotax sind auf alle Szenarien vorbereitet, wir können alle Technologien bedienen, ob alternative Kraftstoffe, Brennstoffzelle oder rein Batterie-elektrisch. Wichtig für uns wäre, dass von der Gesetzgebung verlässliche Ziele gesetzt werden, bis wann welche technologischen Standards erreicht werden müssen. Denn nur mit langfristiger Planungssicherheit kann das Vertrauen der Wirtschaft wiederhergestellt werden.“

CO2 neutrale Nutzfahrzeuge

Im Nutzfahrzeugbereich geht Christoph Bichler, CEO von Mopro + CO Kühllogistik davon aus, dass sich je nach Einsatzgebiet durchaus Wasserstoff-Verbrennungsmotoren, aber kurzfristig vor allem elektrische Antriebe durchsetzen werden. „Wir realisieren derzeit mit den Handelsketten die Transformation in CO2 neutrale Logistiklösungen“, so Bichler. Sein Unternehmen befindet sich seit Jahren in der Erprobung elektrisch angetriebener Nutzfahrzeuge für die Lebensmittellogistik und verfolgt das ambitionierte Ziel, bis 2030 die Eigenflotte auf Elektromobilität umzustellen: „Wir transportieren bereits seit Anfang 2024 in Wien und nun auch in ganz Österreich CO2-neutral Lebensmittel für unsere Partner. Unsere Mission wird kompromisslos weiterverfolgt“, so Bichler. Bereits seit längerer Zeit nützen unter anderem Logistiker, die schwerpunktmäßig für den Lebensmittelhandel unterwegs sind, die Tatsache, dass sich der Kohlenstoff-Ausstoß auch mit Treibstoffen aus hydrierten Pflanzenölen stark reduzieren lässt. Werner Eichinger von Energie Direct verwies im Rahmen des IFWK-Talks darauf, dass diese sogenannten HVO-Dieselkraftstoffe ein Naturprodukt aus nachwachsenden Rohstoffen und ungiftig (theoretisch sogar trinkbar) sind und auch von Seiten der Politik durchaus mehr Beachtung verdient hätten.

Planungssicherheit gefragt

Bernhard Geringer, der bereits seit Anfang 2002 als Professor an der TU-Wien mit Bio-Kraftstoffen experimentierte, stellte klar, dass Europa das Thema Lithium-Ionen Batterietechnik und damit den Durchbruch der Elektroantriebe völlig unterschätzt habe und dass es dringend verlässliche Regelungen in Europa brauche, um Industrie und Handel Planungssicherheit zu geben. Beim diesjährigen Internationalen Wiener Motorensymposium werden nicht nur alle relevanten Energieträger, sondern alle Bereiche der Mobilität vom Auto über die Fliegerei bis zu Motorsport, Nutzfahrzeugen, Schifffahrt und Zweirad beleuchtet. Mit den Worten „Wir fahren zwar langsam, aber die Energie ist schnell weg“ traf der Entwicklungschef von CNH Industrial, Karl Huber, den Nagel auf den Kopf, was die Herausforderung im Bereich Land- und Arbeitsmaschinen betrifft. Bereits Anfang der 2000er-Jahre habe Europa begonnen, die hydrostatischen durch elektrische Antriebe zu ersetzen und ist daher heute weltweit führend in der Entwicklung nachhaltig angetriebener Landmaschinen: „Eine unserer großen Stärken in Europa ist die Diversität und der Ideenreichtum. Das beflügelt uns und führt zu sehr effizienten Lösungen“, zeigte sich der junge Ingenieur optimistisch.

Diversität als Problem

Timo Völker, Motorjournalist bei Die Presse, stellte internationale Vergleiche an, sieht aber in Europa eher Schwierigkeiten: China und die USA seien deutlich einheitlicher strukturiert und einfacher zu regeln, als das im diversen Europa möglich ist: „Bei uns in Europa reicht die Verbreitung der Elektromobilität bei den Neuzulassungen von einem Prozent in Kroatien bis 80 oder 90 Prozent in den Niederlanden und in Norwegen.“ Alexander Decker, Leiter Smart Charging der Verbund Energy4Business GmbH, betonte: „Ohne Mobilitätswende keine Energiewende und der Ausbau flächendeckender Ladeinfrastruktur ist entscheidend für den Erfolg der Elektromobilität. Wir bieten All-in-One-Ladeinfrastrukturlösungen für Unternehmen, die Immobilienwirtschaft, Hotellerie, Gastro und den Retailbereich, um den Einstieg in die Elektromobilität zu erleichtern.“ Auch er wünscht sich von der Politik mehr Planungssicherheit: „Die Mobilitätswende kann nur erfolgreich sein, wenn die relevanten Akteure in Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen. Nur gemeinsam können wir die Grundlagen für eine nachhaltige Mobilität schaffen, die mit intelligentem Energiemanagement auf die Integration erneuerbarer Energien setzt.“ Auf Bitte von Klaus Schmid, Vizepräsident des IFWK und Moderator der Diskussion, gab Bernhard Geringer ein abschließendes Statement: „Um den anthropogen mitverursachten Treibhausanstieg in Griff zu bekommen und aus fossilen Energien aussteigen zu können, braucht es nicht eine, sondern alle technisch möglichen Lösungen.“

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