Synthetische Kraftstoffe

„E-Fuels sind nicht aufzuhalten“

03.09.2025

Stephan Schwarzer, Geschäftsführer der eFuel Alliance Österreich, betont im Interview die wichtige Rolle synthetischer Kraftstoffe bei der Dekarbonisierung des Verkehrs.

KFZWIRTSCHAFT: Laut einer Studie des Fraunhofer Institutes ist der großflächige Einsatz von E-Fuels bei Pkw und Lkw ökonomisch nicht zielführend. Was macht Sie zuversichtlich, dass synthetische Kraftstoffe, die mit hohem Energieeinsatz aus Wasserstoff und CO2 hergestellt werden müssen, in Zukunft dennoch eine Rolle spielen werden?

STEPHAN SCHWARZER: Derzeit sind nur etwa vier Prozent des gesamten österreichischen Pkw-Fuhrparks elektrifiziert, das heißt 96 Prozent fahren noch mit Diesel oder Benzin. Trotz des aktuellen Anstiegs bei den Neuzulassungen von E-Autos geht die Transformation viel zu langsam vor sich, um die von der Regierung angekündigte Klimaneutralität im Jahr 2040 zu erreichen. Klimaneutral hergestellte synthetische Kraftstoffe könnten dazu einen entscheidenden Beitrag leisten, da sie in herkömmlichen Verbrenner-Fahrzeugen ohne teure Umrüstungen funktionieren. Wenn ich dem Sprit an der Tankstelle fünf Prozent E-Fuels beimische, habe ich einen fünfmal so großen Hebel, wie wenn ich um einen Prozentpunkt mehr E-Autos verkaufe.

E-Fuel Skeptiker geben zu bedenken, dass die aufwändige Herstellung synthetischer Kraftstoffe den Literpreis an der Tankstelle auf bis zu drei Euro erhöhen wird.

Der tatsächliche Literpreis wird von der Skalierung der E-Fuel-Produktion abhängen, die natürlich umso billiger wird, je mehr hergestellt wird. Tatsächlich drohen Strafzahlungen beim Nicht-Erreichen der EU-Klimaziele, die den herkömmlichen Sprit voraussichtlich stark verteuern werden, sodass sich die Preise in Zukunft wohl auf einem insgesamt höheren Niveau angleichen werden. Ich gehe dabei aber nicht von drei, sondern eher von unter zwei Euro pro Liter aus.

Die Produktion von E-Fuels muss strenge ökologische Kriterien erfüllen. So darf nur „grüner“ Strom verwendet werden, der in Europa aber nicht in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Wo sollen die E-Fuels produziert werden?

Das Fraunhofer-Institut hat weltweit rund 100 Länder aufgelistet, die für die E-Fuel-Produktion in Frage kommen. Dort gibt es Sonne, Wind oder Wasserkraft im Überfluss, die man für die Stromproduktion nutzen könnte. Porsche hat in Südchile bereits eine Pilot-Anlage errichtet, die zeigt, dass das Prinzip funktioniert. Für den Transport nach Europa kann die bestehende Infrastruktur aus Tankschiffen verwendet werden. Im Vergleich mit den wenigen Ländern, aus denen wir unser Erdöl beziehen, bieten sich bei der E-Fuel Produktion deutlich größere Wachstumsperspektiven, und unsere Abhängigkeit von Erdölimporten verringert sich.

Welche regulatorischen Voraussetzungen würden Sie sich wünschen, damit die E-Fuel-Produktion in Schwung kommt?

Tatsächlich muss dafür an drei Schrauben gedreht werden. Erstens sollte eine verpflichtende Quote für klimaneutrale Kraftstoffe im gesamten Verkehr von 30 Prozent festgelegt werden, zweitens sollte das Verbrennerverbot dahingehend korrigiert werden, dass nicht-fossile Kraftstoffe bei der Zielerreichung honoriert werden, und drittens sollten die aktuell gültigen überbordend formulierten Kriterien für Grünen Wasserstoff auf das Wesentliche konzentriert werden, damit sie sich im großindustriellen Maßstab umsetzen lassen. Wenn Europa diese drei Punkte umsetzt, könnte es zum Vorreiter der klimaneutralen Mobilität werden.

Veranstaltungstipp

Von 25. bis 26.September 2025 findet in Wien im Julius-Raab-Saal der WKÖ der E-Fuel-Kongress „ekkon“ statt. Rund 300 Expert:innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft werden die Bedeutung von eFuels als Eckpfeiler der Energiewende diskutieren. Im Mittelpunkt stehen Themen wie Technologieoffenheit, internationale Projekte, geopolitische Herausforderungen sowie konkrete Anwendungsbereiche. Nähere Infos: www.ekkon.at

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