Diagnosekrimi

BMW 530d: Das unschuldige Getriebe

Diagnosekrimi
14.12.2022

Ein BMW 530d mit Dieselmotor und Automatikgetriebe ärgert seinen Fahrer mit einem ungewöhnlichen Fehler: Bei jedem Einlenken leuchtet die ­Warnung „Getriebestörung“ auf.
BMW 530d
BMW 530d

Der BMW 530d wurde bereits 1999, also noch im vorigen Jahrtausend, erstmals zugelassen. Trotz seines fortgeschrittenen Alters ist der Premium-Kombi mit 184 PS starkem Sechszylinder-Diesel­motor auch heute noch ein treuer Alltagsbegleiter und bringt seinen Besitzer bereits seit 270.000 Kilometern weitgehend problemlos über die Runden. Eines Tages macht sich die Warnleuchte am Armaturenbrett bemerkbar, die zugehörige Meldung am Display lautet „Getriebestörung – Werkstatt aufsuchen“. Seltsam daran erscheint dem Fahrer, dass die Meldung nur bei Kurvenfahrten erscheint und auf gerader Straße wieder verschwindet. Ein Werkstattbesuch wird vereinbart, die Wahl fällt auf die AGW Kfz-Technik KG in Wien-Liesing. Hier werkt mit Dejan Krleza einer der besten Getriebespezialisten des Landes – er nimmt sich des Falles an.

● Der Kfz-Techniker schließt den BMW an ein Diagnosegerät an – im Fehlerspeicher ist eine Anomalie der Raddrehzahl gespeichert.

● Eine Probefahrt zeigt keine Auffälligkeiten bei den Schaltvorgängen der 5-Gang-Automatik und bestätigt die Angaben des Lenkers: Beim Geradeauslauf ist alles okay, doch in der Kurve leuchtet die ABS-Kontrollleuchte auf.

● Nach dem Abstellen des Fahrzeugs und einem Neustart sind alle Fehler wieder gelöscht. Bei der nächsten Kurve jedoch erscheint die Fehlermeldung erneut.

● Der BMW wird in der Werkstatt mit der ­Bühne aufgehoben und von unten inspiziert. Der Kfz-Techniker dreht mit der Hand ein Vorderrad und liest gleichzeitig das Signal des Raddrehzahlsensors aus. Dabei machen sich Aussetzer in der Signalübertragung bemerkbar.

● Eine genauere Analyse zeigt, dass das an der Bremsscheibe befestigte Geber-Rad des Drehzahlsensors einen Riss aufweist. Dieser sorgt für eine Signalunterbrechung, die wiederum das Steuer­gerät irritiert. Die folgende Warnmeldung deutet fälschlicherweise auf einen Getriebedefekt hin.

● Das Geber-Rad wird getauscht, der Fehler ist behoben, der Kunde glücklich. Statt einer teuren Getriebereparatur ist er mit rund einem Zehntel der Kosten davongekommen. Fall gelöst.

Erkenntnis

Der Raddrehzahlsensor des beschriebenen Fahrzeugs arbeitet nach dem Hall-Prinzip. Auf dem Geber-Rad sind Permanentmagnete in Richtung Nordpol und Südpol abwechselnd angeordnet. Der aktive Raddrehzahlsensor wird mit einer definierten Spannung versorgt und erzeugt ein Rechtecksignal in Form eines Datenprotokolls, das zum Steuergerät geschickt wird. Das System arbeitet sehr genau, sodass eine Geschwindigkeitsmessung bereits ab 0,1 km/h erfolgt. Das Signal wird daher auch von Navigationssystemen, Rückrollsperren und Einparksystemen verwendet. Zur Prüfung auf korrekte Funktion wird das Fahrzeug aufgehoben und ein Oszilloskop an den Steckverbinder des ABS-Raddrehzahlsensors angeschlossen. Bei der Drehung des Rades mit der Hand wird die Impulswellenform geprüft. Verzerrungen oder Rauschen des Signals deuten auf einen Defekt hin. Zeigt die Sichtprüfung der mechanischen Teile keine Auffälligkeiten, empfiehlt es sich, den Drehzahlsensor auszutauschen.